Dämonenherz

Er ist es

Sie starrten sich weiterhin an, die große Entfernung, die zwischen ihnen lag und die vielen Menschen, die zwischen ihnen hindurch liefen, beachteten sie nicht. Lukas Aufmerksamkeit beschränkte sich nur auf den Jungen, der an einer 80 m entfernten Kreuzung stand. Niemand der in sein Blickfeld trat, konnte ihn dazu bringen Yuu aus den Augen zu lassen und obwohl Yuu aussah, als wäre ihm ein Geist begegnet, ging es ihm genauso. Yuu schaute ihn sich genau an. Von oben bis unten in schwarz gekleidet, die schwarzen Haare, die ihm leicht ins Gesicht fielen, violette und doch dunkle Augen die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatten. Alles was ihm auffiel, kannte er schon, er hatte dieses Bild schon hundertmal gesehen. Träumte er? Wurde er vielleicht von der Dämonengruppe geschnappt und war nun bewusstlos?

 „Yuu!", blitzartig zuckte Yuu zusammen, er brachte es sogar fertig, sich nach der Stimme hinter ihm umzudrehen. Doch gleich nachdem er wusste wer ihn gerufen hatte, drehte er sich wieder zurück, nur um zu sehen, dass der Mann sich ihm nun voll und ganz zugewandt hatte. Er wich zurück. Er wollte zwar wissen, wer dieser Mann war, welcher ihm seit er denken konnte in Kopf herumspukte, doch bemerkte er auch, dass er gefährlich war. Zwei langsam gemachte Schritte von Yuu reichten aus um Luka in Bewegung zu setzten und als Yuu das bemerkte, rannte er wieder in die Richtung aus der er gekommen war. Hiro und Kai kamen ihm entgegen, sahen aber wieder nur wie er an ihnen vorbei lief. Kurz bevor seine Verfolger Gruppe ihn erreicht hätte, bog er abrupt nach rechts ab. Die Gasse war unerwartet groß und hatte zufolge, dass Yuu letztendlich doch umzingelt wurde. Die Dämonen vor ihm sahen eher aus wie überdimensionierte Ratten, die hinter ihm hatten lange nasse Haare über dem Gesicht und bleiche Haut. Rechts gab es einen Aufmarsch an grünlich und bräunlichen Gremlins sowie Links ein paar Hundedämonen. Egal wo er hinschaute, er sah nur Dämonen. 

„Lecker riecht es!", grummelte einer der kleinsten Gremlins.    

„Er. Du hirnloser Frosch.", korrigierte ihn ein Hundedämon mit abfälligem Zischen.     

„Wo ist er, Junge? Bist du ganz allein? Ohne deinen Dämon..." die kränklich hauchende Stimme hinter Yuu, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.

„Meinen Dämon?!", Bei diesen Worten fiel Yuu sofort das Bild des schwarzen Dämonen auf der Kreuzung ein, „Ich habe keinen. Was wollt ihr von mir?"  

„Fressen.", fauchend versuchte ein Gremlin nach Yuu's Bein zu schnappen. Die Ratten taten es ihn gleich und auch die anderen schlossen den Kreis um ihn. Panisch sah er sich um, in jeder Richtung sah er sie. Was nun? Als ein Hundedämon ihm entgegen sprang, wusste er nichts weiter als die Hände so schützend wie möglich vor sich zu halten. Er schloss die Augen, bzw. er kniff die so fest wie er konnte zusammen. Ein Quietschen. Der Schmerz, den er erwartet hatte, kam nicht. Stattdessen landete der schwarz gekleidete Dämon, in einer eleganten Landung, direkt vor ihm. Sein Mantel flatterte noch wenige Sekunden bis er letztendlich sicher und fast bewegungslos als Yuu' s Schutz fundierte. Mit einem einzigen grimmigen Blick scheuchte er die ganze Runde mindestens 2 Meter zurück, dann erst drehte er seinen Kopf zu Yuu herum. Dieser versuchte erst zurückzuweichen, was ihm fast einen schmerzhaften Biss eingebracht hätte. Im war klar, dass er aus dieser Situation nicht so einfach herauskommen würde, also stellte er sich ihm so sicher wie möglich entgegen. Ihre Augen trafen sich und eine ganze Weile starrten sie sich an. Wenn er schon gefressen oder gekidnappt werden würde, dachte er sich, dann aber nicht so einfach wie es sich diese Dämonen dachten. Provozierend senkte er sein Kinn, den Blick unnachgiebig in die Augen seines Gegenübers. Sollte er doch kommen. Yuu würde bestimmt nicht klein Beigeben.

Dieser Junge hatte wirklich etwas besonderes an sich, denn auch wenn er aussah, als ob er durch die ganze Stadt gehetzt wurde, gab er nicht auf. Den Kampfgeist in seinem Blick, welcher 'Na-Komm-Doch' schrie, hätte er nicht erwartet. Wahrscheinlich stellte sich der Junge gerade auf das schlimmste ein. Die heikle Situation hinderte Luka nicht daran sich ein genaues Bild von Yuu einzuprägen. Die hellen, organgenen Augen, die ihm schon als Säugling eine gewisse Wachsamkeit verliehen hatten, sahen aus wie dünne Scheiben einer Orange im Sonnenlicht. Die weißblonden Haare, welche ihm jetzt bis zu den Ellenbogen reichten, hatte er natürlich anders in Erinnerung, doch so wie er war gefiel er ihm gut. 

Gremlins und Ratten hatten Mittlerweile genug Mut gefasst, um sich bis auf wenige Zentimeter an Yuu heranzupirschen. Allerdings stand Luka mit einem Schritt so nah neben Yuki, dass er sie mit einem starken Tritt sogar weit aus der Gasse hinaus beförderte. Sie quiekten und rannten davon. Yuu hingegen zuckte ein Augenblick zusammen und schaute erstaunt und auch etwas erschrocken zu Luka hinauf. Da Luka weitaus größer war als er, konnte Luka nur auf ihn hinab schauen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, die Schultern drohten sich zu berühren und auch Yuu's leicht hektischen Atemhauch spürte er auf seiner Haut. Der Hals, den er sehen konnte, war eine große Versuchung, er wusste, dass Yuu ihm noch viel nutzen würde. Doch schon wollten auch Hunde und Sumpfdämonen ein Stück ab haben. Sie, allerdings schlichen sich nicht heran, sie griffen mit Jaulen und Fauchen, scharfen Zähnen und Klauen, nach Yuu. Eine Handbewegung reichte aus um 5 Hundedämonen mit einem knackenden Geräusch an die Wand zu befördern, gleichzeitig richtete Yuu einen seiner perfektionierten Drehtritte gegen einen Sumpfdämon. Einer nach dem Anderen flog nun aus der Gasse, Luka brauchte nicht lange um allen den Gar auszumachen. Doch schnell bemerkte Yuu, dass auch dieser Dämon, welcher ihm ja auf eine weise half, etwas von ihm wollte. Immerhin wäre er ihm sonst nicht bis dorthin gefolgt.

Eine ganze Meute Gremlins stürzte sich nun auf Luka. Es waren zu viele, als dass er die schleimigen Biester schnell genug von sich schleudern konnte. Sie Bissen ihn in den linken Oberschenkel und in die linke Schulter, immer wieder lösten sie sich von der Wunde um dann erneut genau auf die selbe Stelle zu beißen. Mit leichtem knurren ließ Luka ein paar Schockwellen los, es reichte wieder nur für wenige. Jetzt hatte er endgültig genug, er zeigte seine, unter der Hülle versteckten, Zähne, knurrte. Seine Fingernägel schienen jetzt eher Messer zu sein, mit denen er bei jedem Schlag einen großen Schaden anrichtete. Ein Tritt und der Gremlin der sich an seinem Bein verbissen hatte flog hoch genug um auf einem Haus zu landen, den an seiner Schulter, riss er mit festem Griff von sich los. Er holte aus und warf ihn direkt an den Hinterkopf eines Sumpfdämonen. Augenblicklich würde die Gasse ruhiger, die Gruppe zog sich zurück oder bzw. sie rannten wie wild um ihr Leben. Mit verächtlichem Schnauben und auch allgemein ziemlich verärgert schaute Luka auf seine Schulter, dann auf sein Bein. Er verdrehte sie Augen. Wieso musste er sich immer verletzen wenn es um Menschen ging? Langsam ging es ihm auf die Nerven. Er stockte, blinzelte kurz und drehte sich schnell um sich selbst. Das durfte nicht wahr sein. Wie hatte der Junge das schon wieder geschafft?!

Yuu... war weg.

A/N: Da ist nach längerer Zeit das nächste Kapitel. Hatte immer von Tag zu Tag ein Stück geschrieben, deshalb hoffe ich es wirkt nicht all zu abgehackt. ;)