Kapitel 15

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Nach der Rückkehr zur Burg übergab Makhah Khione in die Obhut von Sabah und Makira. Ein kurzer Wortwechsel auf arakisch fand statt, ehe sich ihre Wege trennten. Mit einem Knoten im Magen sah Khione ihm hinterher. Seit ihrer Entscheidung hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Sie verstand seine Reaktion nicht, war er doch derjenige, der ihr keine andere Wahl ließ.

Langsam folgte Khione den beiden Frauen, die sie in ihre eigene Badekammer brachten. Unschlüssig blieb sie an der Tür stehen und sah zu, wie Sabah nicht nur Fackeln an den Wänden anbrachte, sondern auch dafür sorgte, dass sie warmes Wasser im Waschzuber bekam. Dazu verschwand sie aus dem Raum.

Makira hingegen bereitete Tücher vor – von denen Khione nicht wusste, wofür sie so viele brauchten – und zündete zwei Kerzen an. Sie trugen zu einer angenehmen Atmosphäre bei und Khione entspannte sich leicht. Es gefiel ihr nicht unbedingt, von beiden Frauen gleichzeitig angefasst zu werden. Von Sabah tolerierte sie es, war sie doch schon von Anfang an für sie dagewesen, aber Makira kannte sie kaum und konnte nicht sagen, wie diese ihr gegenüber stand. War sie nett oder lehnte sie Khione genau wie viele Arakis ab?

Im Umgang mit den kleinsten Kindern war sie einfühlsam und liebevoll. Das hatte Khione gesehen und Makhah beim Abendessen nach ihr gefragt. Ihre Frage hatte ihn sichtbar überrascht, doch er hatte mit seiner Erklärung für Klarheit gesorgt. Makira war eine Art Aufpasser für den jüngsten Nachwuchs, der nicht mit den Eltern zur Jagd aufbrach. Zwar wurden sie von der Geburt an in alles miteinbezogen, aber das Jagen auf dem Pferderücken kam erst später.

Nachdenklich lehnte sich Khione an die Wand und wartete auf Sabahs Rückkehr. Ihr fiel nichts ein, worüber sie mit Makira reden konnte, daher beobachtete sie nur. Die junge Frau schien mit dieser Art von Vorbereitungen vertraut zu sein. Khione bemerkte, mit welcher Ruhe sie die Handgriffe ausführte. Wie die anderen trug sie ihre langen, rabenschwarzen Haare als Zöpfe, in die Federn eingeflochten waren. Manchmal warf sie diese über ihre Schulter, aber im Gegensatz zu manch anderen hatte die Geste bei ihr nichts Arrogantes an sich.

Sobald sich die Tür öffnete, löste sich Khione von der Wand und sah zu, wie Sabah mit einigen Frauen eintrat. Diese schütteten abwechselnd Wasser aus Kesseln und Eimern in den Waschzuber. Zwischendrin tauchte Makhahs Schwester ihre Hand hinein, bis sie schließlich nickte. Ihre folgenden Worte brachten die anderen dazu, sich zurückzuziehen.

„Du baden können", sagte Sabah lächelnd. „Du Hilfe brauchen Stoff ausziehen?"

Verneinend schüttelte Khione den Kopf. Ihre Schulter schmerzte zwar manchmal, aber das hielt sie nicht davon ab, sich selbst zu entkleiden. Langsam zog sie sich ihr Oberteil aus und entledigte sich ihrer Hose, die Sabah entgegennahm und auf einen Stuhl legte. Beim Näherkommen bemerkte Khione den Dampf, der aus dem Waschzuber emporstieg und einen milden Geruch von Blumen verströmte. Dieser war ihr bisher nicht aufgefallen, doch er war angenehm und nicht zu aufdringlich.

Vorsichtig ließ sich Khione im Wasser nieder und schloss leise seufzend die Augen. Wie immer entspannte sie die Wärme und langsam verflüchtige sich das Unwohlsein in ihrem Magen.

„Nicht zu kalt sein?", erkundigte sich Sabah.

„Nein, es ist perfekt", murmelte Khione und ließ sich soweit hineingleiten, bis nur noch ihr Kopf über der Wasseroberfläche war. Minutenlang verharrte sie in der Position, öffnete aber dann halb ihre Augen und sah, wie Sabah und Makira gemeinsam die Holzbank in der Ecke näher an den Waschzuber zogen. Das warf Fragen auf, da Khione erwartet hatte, wie üblich gewaschen zu werden. „Was ist los?", fragte sie. „Darf ich mich heute selbst waschen?" Ansonsten bestand Makhahs Schwester stets darauf, dass sie Khione verwöhnte.

„Du kommen heraus bitte. Wir anfangen mit Vorbereitung", bat Sabah lächelnd.

Zögernd kam Khione der Aufforderung nach und schauderte, als die kühle Luft auf ihre erhitzte Haut traf. Dafür bekam sie von Makira ein Handtuch umgelegt, ehe sie gebeten wurde, sich auf der Holzbank niederzulegen. Argwöhnisch betrachtete sie das dunkle Mobiliar, das breit genug zum Liegen war. Sabah breitete ein Leinentuch darauf aus und nickte ihr zu. Gemächlich ließ sich Khione nieder, behielt die Frauen jedoch im Blick. Mit einem Ruck saß sie aufrecht, als Makira die beiden Kerzen zu ihr brachte. „Was habt ihr damit vor?", fragte sie zweifelnd.

Araki - Krieger des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt