Die Sonne neigte sich bereits dem Westen entgegen und war dabei, sich hinter die Spitzen der Aevaria-Berge zu verkriechen. Sie tauchte das Tal mit ihren goldenen Strahlen in ein warmes, mystisches Licht. Schweigend ließ Makhah seinen Blick über die Schneereste schweifen und sein Herz zog sich bei den Erinnerungen an Ahyoka schmerzhaft zusammen. Wie oft hatte er mit ihr den Sonnenuntergang beobachtet ... Wie es wohl von oben aussah? War sie glücklich? All die Gedanken sorgten für eine stechende Enge in Makhahs Brust, die unbewusst seinen Hengst zum Stehen brachte.
Eine Bewegung neben ihm ließ ihn blinzeln. „Was ist los, Shiharu?", erkundigte sich Asku mit einem prüfenden Blick.
„Nichts", erwiderte Makhah, obwohl ihm bewusst war, dass er seinem Freund kaum etwas vorspielen konnte. Dennoch wollte er nicht über Ahyoka reden. Es holte sie nicht zurück und nur das Gewissen, dass Göttin Inara sie aufgenommen hatte, linderte den Schmerz ein kleines bisschen. Als Askus dunkle Stute mit dem Huf scharrte und seinen Hengst damit ansteckte, lächelte er. „Lasst uns die Pferde füttern. Sie sind ungeduldig", bemerkte er.
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück und sobald die lodernden Fackeln von Pah Koha in Sicht kamen, trieb die Aussicht auf Fütterung die Tiere von allein an. Sie ritten um das Lager herum und brachten die Pferde auf die Weide, auf der ihre Artgenossen ihr Abendmahl bereits genossen. Denali schnaubte und stieß ein Wiehern aus, das die anderen ihre Köpfe heben ließen.
„Der Herr im Haus ist wieder da", gluckste Asku.
„Wenigstens wird er ohne Zweifel als Anführer respektiert", meinte er mit einem schwachen Grinsen. Ihm war nicht zu Scherzen zumute, dabei war der Tag erfolgreich verlaufen und er hatte einen Grund zum Zufriedensein. Der Pfad war vom Geröll befreit und wieder frei, doch die bevorstehende Diskussion mit Khione lag ihm im Magen. Bei der Arbeit hatte er mit den beiden Männern über Pahras Anliegen gesprochen und sich fest vorgenommen, mit Khione nicht nur darüber, sondern auch über die Geschehnisse bei der Eheschließung zu sprechen. Makhah hoffte, dass eine Aussprache die Spannung zwischen ihnen legte. Dazu hatten ihm Tehew und Asku geraten. Sie waren besorgt, dass sich das Verhältnis auf die Führung auswirkte.
Kaum erreichten sie den Weidenzaun, löste sich Halona von den anderen Pferden ab und kam an das Tor. Schnaubend und prustend begrüßte sie Denali, ehe sie quiekend davonstob. Nachdem Makhah seinen Hengst von den Zügeln befreite, galoppierte er buckelnd hinterher und brachte damit Bewegung in die Herde. Sie ließen vom Futtertrog ab und lieferten sich ein kleines Wettrennen, in das Tehews Wallach und Askus Stute einstimmte. Nach wenigen Minuten war es vorbei und die Tiere widmeten sich wieder ihrem Futter. Es war nichts Neues, und doch jedes Mal faszinierend.
„Ich gehe Khione suchen", verkündete Makhah und wandte sich von der Weide ab. Auf dem Weg zur Burg grübelte er, wie er das Gespräch anfing, ohne, dass sie gleich wieder in eine Abwehrhaltung überging. Es war schwer, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen, wenn sie nicht mit ihm sprach. Dabei hatte Makhah in bester Absicht gehandelt. Ob Khione das verstehen würde?
Bevor er die Stufen zur Burg hinaufging, hielt er Naira an. „Sorgst du bitte für heißes Wasser in meiner Badekammer?", bat er.
„Werde ich", erwiderte sie lächelnd.
„Hast du Khione gesehen?"
Naira neigte leicht den Kopf zur Seite und grübelte, wobei sie mit einer Strähne ihres Haares spielte. „Ich habe sie heute bei Pahra sitzen sehen. Seitdem nicht mehr", antwortete sie. „Vielleicht ist sie bei Kabiha in der Bibliothek. Ansonsten werden Sabah oder Pahra sicher wissen, wo sie sich aufhält."
Mit einem dankbaren Nicken ließ Makhah die junge Frau stehen und betrat die Burg. Sofort kam ihm die Kühle entgegen, die sanft wie ein Hauch über seine Haut streichelte. Die zahlreichen Fackeln an den Wänden tauchten die Eingangshalle in ein dämmriges Licht, und waren neben dem offenen Kamin die einzige Wärmequelle. Schon jetzt waren die Abende empfindlich kühl, weshalb Makhah ein Feuer entzündete. Durch die Größe der Halle half es nicht viel, sorgte aber für eine angenehme Atmosphäre und spendete zusätzliche Beleuchtung.
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Araki - Krieger des Nordens
RomanceAraki - die barbarische Rasse im Norden der Welt Azura. Ausgerechnet von ihnen wird die junge Khione auf ihrer Flucht vor den Entführern mit einem Pfeil abgeschossen. Schnell wird ihr klar, wie unerwünscht und gehasst sie im Araki-Clan von Shiharu M...