Kapitel 29 - Daim

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Der Weg war von Bäumen gesäumt und die Blätter fielen schon von den dürren Ästen. Es wirkte alles so fröhlich und einladend, perfekt für ein Treffen von uns zwei Liebenden. Das Wort Liebende machte mich kirre und ich lief rot an, der Wind streifte durch mein Haar. Der Wind strich durch die Bäume und ließ das Gras seicht biegen. Ich freute mich auf Daim, ich malte mir aus wie ich Daim in die Arm fiel und wir uns küssten, danach würde ich ihm meine Liebe gestehen und er mir seine. Wir würden heiraten und alles wäre vergessen. Jack wäre nicht da und Gil würde kommen um mir zu gratulieren und er würde anfangen Daim zu mögen.
"Das wäre zu schön um wahr zu sein", seufzte ich und trat an die Brücke heran. Sie war alt und aus dunklem Holz, sie war an einigen Stellen von Moos überzogen. Es war wirklich schön hier, so ruhig und irgendwie fühlte es sich auch magisch an.
"Bay!", Daim hob die Hand und winkte mir zu, ich strahlte über das ganze Gesicht und hechtete zu ihm. "Daim!", ich wollte ihn umarmen, doch er hob die Hand und schüttelte den Kopf. "Bay, komm. Ich wurde entdeckt, wir haben keine Chance!", ich starrte ihn an und blickte dann hinter ihn. Jack stand dort und winkte mir, sein Grinsen war verdammt sichtbar, mein Herz raste und ich packte Daim am Arm. "Lass uns ihn töten, das schaffen wir!" Er schüttelte energisch den Kopf. "Nein, schau genauer hin!"
Ich blickte nochmal über seine Schulter, mein Herz machte einen Sprung, in der Nähe der Bäume versteckt standen mehr als dreizig Männer mit grimmig dreinblickenden Gesichtern. "Wer sind sie?"
"Das sind die Kinder der Schatten."
"So viele?"
"Und es gibt noch viel mehr. Also komm einfach ruhig mit!"
Daim packte meinen Arm, wir drehten uns um und gingen auf Jack zu. Er schüttelte lachend den Kopf. "Braves Mädchen, du auch Daim!", er strich mir durchs Haar und bewegte sich auf mich zu. Daim zerrte mich von ihm weg und fauchte ihn an: "Fass sie nicht an, du Schwein!" Jacks Gesicht verzog sich und er schlug ihm ins Gesicht. "Daim!", rief ich und fiel auf die Knie. Er keuchte und versuchte aufzustehen.
Jack riss ihn am Arm hoch und ein Typ zerrte mich an den Haaren hoch. "Ahhh!", schrie ich und fing an zu strampeln. "Jamie! Mach mal halblang!", Jack klopft dem Typen auf die Schulter und dieser Jamie lächelte, warf mich über die Schulter und ging hinter Jack her. "Lass mich los! Hör auf, fass mich nicht an!", schrie ich und schlug auf seinen Rücken ein. Daim und ich wurden in eine Kutsche geworfen und Jack, Jamie und ein paar Andere setzten sich hinein. Uns wurden Binden um die Augen und Münder gebunden, unsere Arme und Beine mit Seilen verschnürrt und als wäre das nicht schon demütigend genug, plazierten sie ihre Füße an peinlichen Stellen. Mir kamen die Tränen und fast hätte ich losgeweint doch ich konnte es unterdrückten. Mein Herz raste, doch da tasteten sich verbundene Hände an meine. Ich packte Daims Hände und drückte sie so fest ich konnte.

Ich wurde an einen Stuhl gebunden und Daim neben mich in den Dreck geworfen.
Jack drehte sich zu seinen Gefolgsmännern um, er breitete die Arme aus und die Männer knieten sich vor ihn hin. "Ihr, die die Schatten beherrschen, werdet aufleben! Wir werden mit diesen Beiden", er wies auf uns und einige der Männer feixten. "das Kind erschaffen, welches uns den Weg eröffnet, uns wieder in den Vordergrund zu rücken! Wir werden die Geschichte ändern, wir werden dieses Land ändern!"
Ich versuchte meine Füße unter dem Kleid zu erspähen, aber es war zu viel Tüll im Weg. Könnte ich doch bloß meine Füße sehen, dann wüsste ich ob ich mich befreien könnte.
Ich atmete tief ein und aus, dann ließ ich meine Hände im Kreis drehen. Die Kraft schoss durch meine Adern, aber plötzlich stockte es. Meine Adern brannten wie Feuer, es fühlte sich an als würde mein Herz stehen bleiben. Ich schrie vor Schmerzen auf und der Stuhl kippte fast um, doch irgendwie schaffte ich es ihn noch zu halten. "Bay?!", schrie Daim und ich stockte, denn eine Hand streichelte über meine Wange. "Es wird alles gut, wir Kinder der Schatten unterdrücken deine Kraft, es ist schmerzhaft nicht wahr?", Jacks Stimme war so nah, doch ich konnte mich vom Schreien abhalten. Ich wollte weinen doch das würde Jack nur erfreuen. Jack wandete sich ab und lachte auf. "Wir werden eine Welt erschaffen in der nur wir herrschen, wir gefürchtet und geliebt zugleich werden! Unser Clan wird wieder aufleben! Jeder wird uns anbeten und wir werden uns den Ruhm zu eigen machen!", die Männer jubelten und brüllten. Jack grinste und rief wieder in den Tumult: "Und nun geht los! Tötet das Kind des Windes und die Wächter die sich dir entgegen stellen! Die Prophezeiung sagte es schon! Ein Herz entsteht aus der Asche eines alten Herzen! Wir werden diese Prophezeiung wahr werden lassen!", die Gefolgsleute rannten heraus und auch Jack verschwand, die schwere Eisentür wurde zugezogen und ein Klicken ertönte. Die Tür war verschlossen. Die zurückgehaltenden Tränen begannen zu fließen. "Bay?", fragte Daim in die Dunkelheit herein. "Wieso? Was ist das für eine Prophezeiung? Ich dachte die steht für... was auch immer?", etwas bewegte sich. Daim schlang seine gefesselten Arme um meinen Hals und zog sich mit auf den Stuhl. "Ich glaube jetzt ist der richtige Zeitpunkt die Wahrheit zu erzählen schon vergangen, aber ich erkläre es dir jetzt einfach." Daims Stimme war so nah und sein heißer Atem kitzelte mein Ohrläppchen, doch es war ganz anders als die anderen Male, ich fühlte mich nicht mal betört, ich hatte einfach Angst.
"Diese Prophezeiung zeigt den weiteren Weg an. Wie du schon sagtest, so wie unsere früheren Leben verliefen wurde es in dieser Prophezeiung festgehalten." Er machte eine kleine Pause und atmete tief aus. "Um uns zu warnen, damit wir das was wir getan haben nicht tun. Bay, wir haben einen fatalen Fehler begangen!"
Ich wollte meine Arme heben, aber sie waren an den Stuhl gefesselt. "Daim, streich mir über die Wange, ja?", er stockte aber nach ein paar Minuten verlagerte er sein Gewicht, sodass er mir über die Wange streicheln konnte. "Ich sehe alles als richtig an. Egal was wir getan haben, für mich bleibst du immer das einzig Richtige was ich im Leben getan habe. Du siehst es als Fehler an? Ich finde es war das einzig Richtige, denn es zeugt davon, dass wir uns lieben! Ich werde das nie vergessen oder bereuen!", Daim wirkte berührt, seine Finger verharrten auf meiner Wange und strichen nach ein wenig Zeit über meine Lippen und dann küsste er mich. Als wir uns voneinander lösten, knarrte die Tür und Daim warf sich wieder auf den Boden. "Oh habe ich gestört?", Jack lehnte sich in den Türrahmen und lächelte. "Weißt du Bay, ich sollte dich nicht länger im Unklaren lassen. Das muss doch weh tun, nicht wahr? Nicht zu wissen wer deine Familie umbrachte."
"Was?!", schrie ich und rüttelte am Stuhl. Er lächelte und war in Sekundenschnelle bei mir, seine Hand spielte mit meinem Haar. Er küsste meine Schläfe und Daim schimpfte ihn an: "Du Arschloch, lass sie los!" Jack warf ihm einen bösen Blick zu und schüttelte den Kopf. "Ich habe das Gefühl, dass du nicht mehr wirklich auf sie aufpassen kannst. Also werde ich auf sie achten, du musst dich also nur darum kümmern sie zu schwängern." Ich wurde bis über beide Ohren rot und begann zu zappeln. Jack gefiel das wohl, weil er mein Kinn packte und zu sich heran zerrte. "Hey!", schrie Daim und fiel auf Jack zu. Jack aber parierte seinen Angriff und warf in durch die Lüfte. "Daim!", keifte ich, Jack wurde sauer und warf meinen Stuhl um. Er schnitt die Seile los und zerrte mich an meinen Haaren zu Daim. Er schnitt ihm auch die Fesseln los und griff grob nach meinem Arm. So schnell es ging raffte er meine Röcke vom Kleid hoch, zerrte mich auf Daim und riss ihm seinen Gürtel ab. "Du Verdammter!", schrie Daim und wollte ihn packen, doch Jack wehrte ihn nochmal ab. "Viel Spaß euch zwei!", schrie Jack und verrammelte die Stahltür.

The girl in the starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt