Kapitel 25 - Gebote des Himmels

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Husk

Ich gebs ungern zu, aber auch ich bin fucking nervös, denke ich, als ich meine Fliege neu binde, weil die Höllenprinzessin fand, dass meine schief hängt.
Angel sitzt zusammen mit Cherri kerzengerade auf der Couch, während Vaggie ihnen erklärt, was sie auf gar keinen Fall sagen oder tun dürfen. Charlie ist bestimmt schon zum sechsten Mal in ihr Zimmer gerannt, um sich umzuziehen, bis Alastor endlich mit den Fingern geschnipst hat und sie wieder in ihren normalen Sachen zu sehen ist.
„Du siehst gut aus, Charlie... Nichts, was du ändern sollest.", meint er, doch sie scheint nicht wirklich überzeugt. Aufgeregt starrt sie auf ihre Uhr. „Okay! Mein Dad sollte... Jetzt... auftauchen!", sagt sie und öffnet die Tür.
Wie von Zauberhand steht der Herr der Hölle draußen und kommt herein stolziert. „Charlie! Es ist so schön, dich wiederzusehen! Oh WOW. Das Hotel sieht großartig aus. Du bist ja immer noch hier...", wendet er sich an Alastor und das Lächeln zerfällt, doch er fängt sich wieder und spricht weiter: „Fehlt noch eine Sache.", sagt er und klatscht in die Hände.
Shit!, denke ich, als die Magie mich streift. „Was sagst du jetzt, du Möchtegern-Hotelier?", grinst er den Höllenbaron an, der mit den Augen rollt. Ich nehme mir eine Flasche mit dem guten, starken Zeug aus dem Regal.
Charlie hat uns erklärt, dass die Engel nur die Hölle hinab steigen, wenn Luzifer eine Art Schild um das Hotel zieht, um Außenstehenden den Zutritt zu verweigern. Ein Betreten ist in diesem Zustand nur durch ein himmlisches Tor möglich.
Und wir können nicht flüchten, falls sie sich doch entschließen uns alle umzubringen, überlege ich, als ich einen Schluck aus der Flasche nehmen will. „HALT! Nimm gefälligst ein Glas, Husk!", schreit mich Vaggie an, die von Angel und Cherri abgelassen hat, um sich nun mit mir und Niffty zu befassen.
Die kleine Hausmagd sitzt ebenfalls angespannt auf einem Hocker und dreht sich hin und her. Eine riesige rote Schleife, die Angel und Cherri ihr verpasst haben, bewegt sich im selben Rhythmus auf ihrem Kopf hin- und her. „Okay... Zumindest musste ich dir nicht sagen, dass du dich anständig anziehen sollst.", murmelt der ehemalige Engel, während sie mich betrachtet. „Als ob ich nicht wüsste, wie ich mich in der Gegenwart von Motherfuckern von Engeln zu benehmen habe.", antworte ich, doch sie droht mir mit ihrem Sperr.
„Keine Flüche! Scheiße nochmal!", ruft sie, ehe sie kurz inne hält. „Niffty, halt dich an Husk. Hübsche Schleife.", wendet sie sich an die Kleine.
„Okay! Wir bekommen das hin!", ruft Charlie, als neben ihr plötzlich ein goldener Ring erscheint, der größer wird.
Ein helles Licht blendet mich einen Augenblick lang, warme Strahlen erhitzen meine Haut.
Scheiße... so fühlt sich also himmlische Magie an, merke ich, als ich mich sofort nach der Wärme sehne, während sie langsam verschwindet.
Ich blicke zu Angel, dessen Gesicht ganz blass ist, doch er lächelt. Als das Licht verschwunden ist, schweben plötzlich zwei Engel vor uns. Gebannt starren wir auf die seltsamen Erscheinungen.
Große weiße Flügel, in langen Gewändern mit einem leuchtenden Heiligenschein über ihren Köpfen stehen sie einen Augenblick lang da, ehe Charlie und ihr Vater vortreten.
Okay... Es geht los, denke ich und stelle mich aufrechter hin. Niffty tut es mir gleich.
„Ehrenwerte Seraphim. Willkommen in meinem Hazbin Hotel.", begrüßt die Prinzessin sie und neigt ihren Kopf. „Wie es Eurer Wunsch war, habe ich eine Barriere zu Eurem Schutz geschaffen.", fügt Luzifer hinzu, doch er neigt sein Haupt nicht, er sieht angespannt aus, beobachte ich.
„Wir danken Euch, Tochter des Morgensterns, Luzifer...", antwortet wohl der ältere Engel, der etwas größer wirkt, während der Kleinere aufgeregt auf und ab schwebt und mich verdächtig an unsere Prinzessin erinnert.
„Emily. Wie schön, dich wiederzusehen.", spricht Charlie sie an. Als wäre das der Startschuss gewesen, rauscht sie ihr in die Arme und begrüßt sie freudig.
„Charlie! Es geht dir gut! Du weißt gar nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als ich die Auslöschung nicht aufhalten konnte und nicht wusste, was Adam tun wird, aber -", ruft sie freudig, doch der andere Engel unterbricht sie. „Ihr kennt meine Schwester, Serenity.", stellt er sie auch uns anderen vor, doch diese schüttelt den Kopf. „Ich hasse diesen Namen, Serena. Mein Name lautet Emily!", weist sie sie zurecht, doch die andere seufzt nur. „Nun, ich bin Serena, ebenfalls ein Mitglied der Familie der Seraphim. Wir sind hier mit einer himmlischen Botschaft für dich, Charlie Morgenstern und dein Hotel.", beginnt Serena, doch Emily scheint ganz ungeduldig etwas anderes zu wollen. Ihre ältere Schwester seufzt.
„Aber zuerst möchte meine Schwester dir etwas zeigen.", fährt Serena fort und streckt die Hand aus.
Sofort spüre ich erneut die himmlische Magie, als ein goldener Ring erscheint und größer wird. Eine Person gleitet aus dem Licht und bleibt vor uns stehen. Seine schwarzen Schuppen sind weiß geworden, aber wir würden ihn überall erkennen.
„Verfickte heilige Scheiße...", höre ich Angel flüstern, doch mir hat es die Sprache verschlagen. Nicht mal Vaggie scheint in der Lage zu sein, Angel auf seinen Ausrutscher hinzuweisen.
Ich höre, wie Cherri Luft holt, doch sie ist genau wie wir anderen völlig sprachlos.
„Sir Pentious...", flüstert Charlie, während Tränen ihre Wangen herab gleiten. Als hätte sie damit den Bann gebrochen, setzen wir uns plötzlich alle in Bewegung und stürmen auf ihn zu. Im nächsten Moment hätte niemand sagen können, wo wer von uns beginnt und wo wer endet. Wie ein großer Knuddelball stehen wir um unseren gefallenen Freund, der ein verfluchter Engel geworden ist.
„Du verdammter, schleimiger Wichser! Du hast es geschafft!", flucht Angel, ehe er ihn nochmal an sich drückt. Lächelnd schlag ich ihm auf die Schulter. „Ich wusste, du lässt dich nicht klein kriegen.", murmle ich stolz. Angel wirft mir einen amüsierten Blick zu, den ich mit einem Schulterzucken beantworte.
Scheiße... Wir dachten alle, er sei tot, rechtfertige ich mich. „Ist das dein fucking Ernst? Ich hab wegen dir scheiß alten Sack geheult. Shit! Ich hab gedacht, du Wichser wärst tot!", ruft Cherri, die Augen gefüllt mit Tränen.
Wir alle machen einen Schritt zurück, doch Angel stellt sich neben mich. Sein Arm streift meine Haut und ich habe das dringende Bedürfnis mich schützend vor ihn zu stellen, so wütend sieht seine Freundin aus. „Miss Bomb... Es... tut mir so leid, dass du wegen mir so leiden musstest. Als ich hörte, dass Prinzessin Emily euch besuchen will, bat ich sie mich mitzunehmen, weil ich dich noch einmal sehen wollte. Weil ich euch alle nochmal sehen wollte.", erklärt er mit vielen S-Lauten. Cherri wirft ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu, ehe sie sich in seine Arme wirft und heult. Angel lächelt, was mir das Herz aufgehen lässt.
„Sir Pentious ist uns erschienen. Der Himmel hat entschieden und wir Seraphim beugen uns den Worten, die uns entsandt wurden. Bewohner des Hazbin Hotel haben die Chance in den Himmel zu steigen, wenn sie alle Auflagen erfüllen.", erklärt uns Serena, die die Situation wohl beobachtet hat.
Emily schwebt neben ihrer Schwester und putzt sich die Nase.
„Wir haben es geschafft? Mein Hotel... Die Idee funktioniert? Fuck ja!", ruft Charlie, doch der Engel hebt den Finger. „Die Gebote der Seraphim müssen eingehalten worden sein. Wir wissen nicht unter welchen Umständen dieser Seele der Zugang gewährt wurde, doch wir haben entscheiden, dass ihr eine Chance verdient und haben uns auf diese Gebote geeinigt.", entgegnet sie und öffnet die Hände auffordernd. Als hätte Emily ihr Stichwort verpasst, verdreht ihre Serena die Augen und schnipst selbst mit den Fingern. Eine leuchtende, goldene Schriftrolle erscheint, die sie Charlie überreicht.
Die Prinzessin der Hölle nimmt sie entgegen, holt tief Luft und öffnet sie. Rote Schrift erscheint und wie von selbst schreibt sich die Liste in ihren Händen.
Wir anderen schauen ihr über die Schulter, versuchen ein zwei Worte zu erhaschen.

Loser Lover (HuskerDust)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt