Loser Lover (HuskerDust)

Kapitel 23 - Eine himmlische Botschaft

Husk

Ich steh an der Bar und beobachte Angel, der Cherri gerade irgendwas auf seinem Handy zeigt.
Mittlerweile sind fast zwei Wochen vergangen, seit Angel das letzte Mal bei mir geschlafen hatte. In der ganzen Zeit habe ich mich um Fat Nuggets gekümmert und versucht, dem jungen Mann auf meine Art zu helfen.
Ich sags echt nicht gerne, aber ich vermisse ihn schon... , gebe ich zu, doch würde diese verfluchten Worte niemals laut aussprechen. Fuck ey, das letzte Mal war so extrem emotional, ich hätte nie gedacht, dass ich sowas sagen würde ohne mir die Seele auszukotzen, überlege ich, doch in diesem Moment hab ich nicht ein Wort bereut.
Und auch was Angel hinterher zu mir gesagt hat, schwirrte mir zwar im Hirn rum, doch machte mich irgendwie glücklich.
Scheiße... Ich werde langsam echt zu einem verdammten, fucking Loser, denke ich. Als ich aufblicke, sehe ich, dass Angel mich ansieht. Vergnügt zwinkert er mir zu, ehe er Cherri etwas zu flüstert, die ihn mit einer Handbewegung weg scheucht.
Schlendend kommt er auf mich zu. „Hallo, Herr Barkeeper, was ist Ihre Empfehlung für heute?", fragt er, ehe er sich auf den Tresen lehnt und sich zu mir beugt.
Seine Augen nehmen einen verführerischen Ausdruck an, während seine Lippen sich einladend zu einem Lächeln verziehen. „Ich hätte so einiges im Angebot...", antworte ich, ehe ich das Glas zur Seite räume. „Achja? Vielleicht oben? In deinem Bett unter der Decke?", entgegnet er mir und ich spüre, dass es schon zu lange her ist, dass ich ihn gespürt habe. „Was hältst du von der verdammten Couch?", will ich wissen und sehe vergnügt wie sich seine Augen überrascht weiten, um im nächsten Moment dunkler zu werden.
„Shit... Ich nehm das Menü mit dem extra langen-", beginnt er, doch wird jäh unterbrochen, als Charlie in die Lobby läuft und aufgeregt ihr Handy in die Höhe hält.
„Leute! Schnell! Alle herkommen! OMG! ICH HAB SOLCH FANTASTISCHE NACHRICHTEN.", ruft sie und ihre Stimme wird immer schriller. Angel seufzt theatralisch auf, doch zwinkert mir nochmal zu, ehe er sich wieder zu Cherri gesellt, die Charlies auf und ab Hüpfen beobachtet.
Shit... Ich komm nicht zum verdammten Ende..., denke ich, doch geselle mich ebenfalls zu den anderen.
Nach und nach kommen auch die anderen zusammen und setzen sich hin, während Vaggie versucht ihre Freundin zumindest etwas zu beruhigen.
„Okay! Sind alle da?", fragt sie in die Runde und scheint uns nochmal zählen. Mittlerweile traue ich mich wieder in Cherris Gegenwart zu trinken und nippe an meiner Flasche. Während ihres Entzugs hatte ich versucht nicht unbedingt mit einer Flasche vor ihr herum zu wedeln, aber sie scheint die Scheiße ganz gut überstanden und wegzustecken.
Ohne Alkohol hätte ich die kommende Scheiße auch nicht überstanden, denke ich. Immer noch ganz außer sich, holt Charlie tief Luft und beginnt zu erzählen.
„Mein Vater hat mich eben angerufen. Er hat eine himmlische Botschaft der Seraphim erhalten. Sie... OMG, haltet euch fest! Sie wollen uns besuchen kommen! Emily will sich unser Hotel ansehen und hat wohl eine unglaubliche Überraschung für uns. Morgen!", ruft sie, während sich ihre Stimme fast überschlägt.
Was zum fucking Fegefeuer?, frage ich mich erstaunt, während sie alle einen Moment lang sprachlos anstarren. „Ist das ein fucking Ernst, Püppchen? Die Engel kommen hier her? Hier in unser beschissenes Hotel?", findet Angel als erstes die Worte wieder. Kurz in ihrer Begeisterung gehemmt, antwortet sie: „Das Hotel ist nicht beschissen.", doch wendet sich dann wieder an die anderen.
„Das ist unsere Chance. Angel hat in den letzten Wochen nochmal einen riesigen Sprung gemacht. Und Cherri hat etwas unglaubliches geleistet! Wir zeigen ihnen, dass wir das geschafft haben, was sie verlangen!", sagt sie enthusiastisch.
„Ich will ja kein verdammter Miesepeter sein, aber das letzte Mal als du mit diesen Motherfuckern gesprochen hast, sind sie in die Hölle gekommen und wollten uns fucking nochmal alle umbringen.", meine ich und schwenke meine Flasche in der Hand.
„Das... ist zwar richtig, aber Emily hat mir versprochen, sich was zu überlegen. Und seit diesem Kampf steht die riesige Uhr des Himmels still, also scheinen sich die Engel sich immer noch zu besprechen und zu ordnen. Leute, das ist unsere Chance!", entgegnet sie mir, während sie uns bittend ansieht.
„Okay, diese verschissenen Engel kommen zu uns ins Hotel, was erwartest du von uns, Prinzessin?", will Cherri wissen, während sie die Arme verschränkt. „Ich will nur, dass wir ihnen zeigen, was wir geschafft haben. Vielleicht kommt Emily nur her, um uns zu sagen, dass die Seraphim sich für unser Hotel entschieden haben. Ich will nur... ein winzig kleines bisschen Vertrauen in unsere Sache haben.", sagt sie und sieht mit einem Mal gequält aus.
„Ich weiß, ich habe euch letztes Mal enttäuscht. Wir haben einen Freund und unser Zuhause verloren. Doch... wir haben hier unglaubliches. Etwas Reales. Das darf nicht umsonst sein!", führt sie mit fester Stimme fort. Vaggie steht auf und legt ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin, die sie verzweifelt ansieht.
Mein Blick wandert zu Angel, der just in dem Moment zu mir sieht. Was Reales, hm...?, denke ich, als ich an uns denke. Das kleine Herz an seinem Hals ist ein gewohnter Anblick geworden und gibt mir irgendwie Sicherheit, dass ich mir manches nicht nur im Rausch eingebildet habe.
Das ist mehr als nur Real..., beschließe ich und lächle ihn an.
Er kichert leise, ehe er sich Charlie zuwendet. „Da ich das Ausstellungsstück dieses ganzen Bullshits bin, brauche ich ein neues Outfit!", ruft er lächelnd. „Scheiße Bitch! Ich bin dabei!", pflichtet Cherri ihm bei, ehe sie ihm in die Seite boxt.
„Wir stehen alle hinter dir, Charlie.", sagt Alastor und lächelt sie an. „Von mir aus... Zeigen wir dieses Motherfuckern, dass dieses verdammte Hotel nicht nur Scheiße baut.", füge ich hinzu.
„Wir schaffen das, Schatz... Dein Traum von diesem Hotel wird wahr werden.", sagt Vaggie und greift nach ihren Händen.
„Danke Leute!", flüstert sie, ehe ihr Tränen über die Wangen rinnen. Ohne das jemand etwas sagt, stehen wir auf und nehmen sie gemeinsam in den Arm. Mein Arm berührt Angels Haut, während mein Blick seinem begegnet.
„Dann wollen wir das Hotel mal auf Vordermann bringen!", ruft Charlie und reckt die Faust in die Höhe.
Während ich mit Niffty die Lobby und Bar putze, verschwinden Angel und Cherri, um sich neue Klamotten zuzulegen. Irgendwo bin ich froh, dass ich nicht wieder mit in die Mall muss, aber ich wäre gerne wieder mit Angel allein gewesen, denke ich, während ich die leeren Flasche in den Container werfe.
Charlie flitzt immer von einem Stock ins andere, während ihre Freundin sie immer wieder daran erinnern muss Luft zu holen.
Es ist bereits spät, als Angel und Cherri mit Essen für alle zurückkehren und in den Händen mehrere Tüten tragen. Die Prinzessin und Alastor sind gerade dabei, ein neues Banner aufzuhängen, als Angel sich zu mir beugt. „Hey... Ich weiß, es ist ne Weile her... aber... ehm... Hast du was dagegen, wenn ich heute zu dir komme?", fragt er leise und meine Ohren zucken. Einen Augenblick lang schaue ich ihn irritiert an, als ich sehe, dass seine Wangen sich rosa färben. „Wenn du willst...", gebe ich zurück.
Seine Augen funkeln und er schaut sich schnell um, ehe er sich näher zu mir beugt. Auch wenn inzwischen jeder in diesem fucking Hotel wohl Bescheid weiß, ist er bei manchen Dingen seltsam zurückhaltend. Seine Lippen hinterlassen auf meiner Wange eine unsichtbare Spur, die sich in meine Haut brennt, während ich ihm einfach nachsehe, wie er im Fahrstuhl verschwindet.
„Hey Husker! Wo ist denn Angel jetzt abgeblieben? Wir wollten doch alle zusammen essen!", ruft Charlie hinter mir und ich überlege, ob ich ihr einfach den Finger zeige oder wirklich antworte. „Er wollte nur kurz seine Sachen wegbringen.", übernimmt Cherri für mich, die ihre Sachen einfach neben das Sofa gestellt hat, ehe sie eine Sache nach der anderen aus ihrer Tüte zieht und Vaggie ihre Beute zeigt.
Die beiden scheinen sich echt gut zu verstehen, denke ich. Ich hatte bereits festgestellt, dass der ehemalige Engel und die Bombenfanatikerin sich in manchen Dingen irgendwie ähnlich sind. Auch Angel scheint immer mehr in die Gruppe integriert zu werden, während ich mich immer noch gerne raushalte und die Situationen beobachte.
Doch manchmal durchbricht Angel die Mauer und sieht mich an. Und fast immer kann ich erkennen, dass er grad ganz anderes im Sinn hat.
Nachdem Angel wieder in der Lobby ist und sich alle was von dem Essen genommen haben, herrscht eine aufgeregte Stimmung. Charlie geht nochmal ganz genau den Plan für den morgigen Tag durch, während Vaggie immer wieder die ein oder andere Sache einwirft. Angel sitzt zwischen Cherri und Vaggie, während ich es mir auf einem der Sessel gemütlich gemacht habe. Mein Blick wandert immer wieder zu ihm, beobachtet seine Gesten und wie entspannt er mit den anderen interagiert.
Nachdem die beiden Frauen in ein Gespräch vertieft sind, steht er auf und steht plötzlich vor mir. „Was dagegen, wenn ich es mir hier gemütlich mache?", fragt er, doch wartet meine Antwort gar nicht ab und setzt sich zwischen meine Beine auf den Boden. Seine Arme liegen über meinen Oberschenkeln, während die anderen Hände mit seinem Smartphone beschäftigt sind. Seufzend lehne ich mich nach hinten und widerstehe dem Drang, durch seine Haare zu fahren.
Er macht es mir aber auch nicht einfach..., denke ich, doch stelle fest, dass es anders auch langweilig mit Angel wäre.
Kurze Zeit später verabschieden sich die Frauen, um ins Bett zu gehen. Nur einen Moment später schaut Angel zu mir auf und ich verstehe den Wink. „Wir gehen auch.", sage ich zu Alastor, der immer noch im Sessel sitzt und ins Feuer starrt.
„Gute Nacht, Husker. Schlaf gut, Angel... Morgen werden wir sehen, wie weit du gekommen bist...", antwortet Höllenbaron.
„Fuck... Gar kein Druck oder so...", raunt Angel mir zu, als wir in den Fahrstuhl steigen. „Ich bin sicher, dass sie begeistert von dir sein werden.", gebe ich zurück. Mit Vergnügen sehe ich, wie sich seine Wangen rot färben, ehe wir in unserem Stockwerk ankommen.
In meinem Zimmer werden wir von Fat Nuggets begrüßt, der in den letzten Tagen immer wieder bei mir geschlafen hat, wenn Angel bei Cherri gewesen ist. Trotzdem freut sich das kleine Schweinchen riesig, während sein Herrchen ihm immer wieder Küsse auf den Kopf drückt.
Schweigend setze ich mich aufs Bett, während ich warte.