Loser Lover (HuskerDust)

Kapitel 27 - Musik, ein Teil der Seele

Husk

Alles... jeden beschissenen Wunsch würde ich Angel erfüllen und er bittet mich um das..., denke ich, doch dann wird mir etwas klar. Als ob ich ihn jetzt loslassen könnte. Angel ist meine Rettung... mein fucking Licht in dieser Hölle, wird mir bewusst.
Seine Augen sagen mir, dass er Angst hat, dass er sich vor meiner Antwort fürchtet. Wie viel Angst muss er gehabt haben, um sich Alastor zu stellen und ihm meine Seele abzunehmen, denke ich, als mir bewusst wird, dass egal ob meine Seele oder mein Herz nun sprechen, ich keine andere Antwort habe.
„Ich verspreche es.", schwöre ich, als ich spüre, wie ein unsichtbares Band zwischen uns bildet.
Es ist ein Versprechen, das von Herzen und aus meiner Seele kommt und mich stärker an diesen Mann vor mir bindet, als es mir vorher je passiert ist. Und der Hass, der ganze Groll, der in mir wütet, wird auf einmal weniger, als ich in Angels leuchtende Augen sehe, ehe er sich zu mir beugt und seine Lippen auf meine legt.
Ich glaube... Auch ohne Seele hat Angel es geschafft, dass ich ihm völlig verfalle, denke ich, während ich es genieße, dass er sich mir hingibt. Dass er in meinen Armen nach Schutz und Geborgenheit sucht. Dass ich es bin, der ihm alles geben kann, was er sich wünscht.
Vielleicht... Wollte ich einfach richtig gebraucht werden... Gesehen... Wie ich bin, überlege ich, als ich ihn um die Hüften packe und die Flügel aufspanne. „Bitte sei sanft.", flüstert er gegen meinen Hals, doch ich grinse nur. „Wenns dir zu heftig wird, sag einfach das Savewort.", antworte ich und genieße sein Lachen. Meine Füße stoßen sich vom Dach ab, meine Flügel tragen uns höher. Angel klammert sich um meinen Hals, doch schon bald genießt er die Abendluft genauso wie ich. Seine Arme lockern sich, er streckt sogar zwei von ihnen ganz aus und lehnt sich in meinen Armen nach hinten. Er vertraut mir voll und ganz, wird mir klar, als meine Schwingen uns noch weiter in die Hölle tragen.
Ich fliege über die Lichter der Stadt, höre ihre Geräusche, doch ich bin weit entfernt, niemand stört uns. Kein Blick richtet sich je nach oben. „Wenn es nicht so fucking hoch wäre, dann wäre das echt der geilste Ausblick den ich je hatte!", ruft Angel mir zu, als er mich wieder ansieht. Doch dann scheint etwas anderes seine Aufmerksamkeit zu verlangen.
Er zieht sich an mich, sein Gesicht nähert sich meinem, doch sein Mund berührt meinen nicht. Seine Lippen fahren über meinen Hals, an meinen Ohren entlang und verursachen mir eine sanfte Gänsehaut. Schaudernd klammern sich meine Finger fester um seine Mitte, während ich spüre, dass auch meine Gedanken abdriften.
„Shit! Wir verlieren an Höhe!", ruft Angel, ehe er sich wieder festklammert. Doch ich lache nur und lande auf unserem Balkon. „Das passiert nunmal, wenn man landet.", antworte ich, doch er lässt meinen Hals immer noch nicht los.
„Scheiße... Ich hatte fast so viel Angst, wie vorhin bei Alastor. Fuck. Ich hab mir fast in die Hose gemacht.", meint er, woraufhin sich bei mir das schlechte Gewissen meldet.
„Tut mir leid, dass du wegen mir durch die Scheiße musstest.", gebe ich zurück und endlich löst er sich etwas, um mich anzusehen. „Einen Bullshit musste ich. Ich wollte das! Das war fucking nochmal mein eigener Wille!", feuert er mir entgegen, während ich ihn überrascht ansehe.
Ich will noch etwas sagen, doch er presst seine Lippen auf meine. „Wenn du weiter son ne verfickte Scheiße von dir gibst, Katerchen, dann schwör ich dir, beiß ich dir den Schwanz ab. Und das wäre echt schade, er füllt mich nämlich verdammt gut aus...", raunt er mir zu und ich spüre wie mir warm wird.
Meine Hände umklammern seine Taille und ich ziehe ihn an mich, doch er hält mich zurück. „Halt! Ich sollte dir noch was von dem fucking gruseligen Smiles geben!", fällt ihm an, ehe er sich von mir löst, doch mich an der Hand ins Zimmer führt.
„Shit.", sage ich, als ich das Chaos sehe. „Fuck! Hab ich Fat Nuggets verletzt?!", frage ich entsetzt, während mir glühend heiß bewusst wird, dass ich keine Ahnung habe, wo der kleine Kerl steckt. „Nein... schau.", meint Angel und zeigt auf das kleine Schweinchen, dass unter dem Bett hervor lugt und mich skeptisch beobachtet. „Scheiße... Dabei haben wir uns so gut verstanden.", sage ich, nachdem ich versucht habe, ihn anzulocken.
„Er kommt schon wieder, wenn er sieht, dass deine Zähne nicht wieder außer Kontrolle geraten.", antwortet Angel und hebt etwas hoch.
Einen Augenblick lang bin ich wie erstarrt. Der Koffer in seinen Händen ruft in mir tausend Erinnerungen hoch. Klänge und Melodien fluten meine Ohren, während Bilder vor meinen Augen tanzen.
„Was ist das?", fragt Angel mich und kommt näher. Vorsichtig mache ich einen Schritt nach vorne, streiche sanft über die Schale, als könnte sie unter meinen Krallen zerbrechen.
„Ein Selmer Supreme Alto Sax.", antworte ich. „Achso ja klar, entschuldige bitte, die dumme Frage.", meint Angel sarkastisch, als ich ihm den Koffer abnehme und ihn öffne. Der Verschluss springt geschmeidig auf, roter Samt schimmert an den Seiten raus und ich kann das Metall förmlich riechen. Als ich den Deckel hochhebe, höre ich wie Angel Luft holt. „Ein... Instrument.", stellt er fest, doch ich lächle, als ich meine schwarz, goldene Schönheit schimmern sehe.
Hallo altes Mädchen, begrüße ich sie, als wäre es gestern gewesen, dass ich sie angesehen und mich abgewandt habe.
„Das ist ein Saxophon.", berichtige ich Angel, als ich das Instrument aus dem Kasten hebe. Das Gewicht ist mir vertraut, während meine Finger sich auf die Klappen legen und meine Daumen an ihre Stellen wandern.
„Ich wusste nicht, dass du Saxophon spielen kannst.", sagt er und ich halte inne. „Das einzige, was meine Seele zum Leuchten brachte, war das Spielen. Die Musik war ein Teil von mir, doch ich wurde gieriger. Macht war plötzlich wichtiger und so verlor ich die Liebe zu ihr gemeinsam mit meiner Seele. Alastor nahm mir den Koffer weg, ehe ich ihn zerstören konnte. Ich wusste nicht, dass er ihn behalten hatte...", entgegne ich ihm und mir wird bewusst, dass der andere Höllenbaron vielleicht nie ein Arschloch gewesen ist.
Er hatte das, was mir am Wichtigsten war, beschützt und aufbewahrt. „Es scheint dir wirklich verdammt wichtig gewesen zu sein.", meint er und als ich aufsehe, sehe ich ihn lächeln.
Ich... möchte meine Liebe mit ihm teilen, schreit es mir, doch gleichzeitig ist es mir unangenehm, ihn zu fragen, ob er was hören möchte. Angel seufzt, wendet sich ab und setzt sich auf die Bettkante. „Spiel mir was vor.", verlangt er, nachdem er die Beine übereinander geschlagen hat. Sein Blick ist erwartungsvoll und voller Vorfreude.
Überrascht sehe ich ihn an. Als hätte er meine fucking Gedanken gelesen, denke ich, als ich das Mundstück an meine Lippen setze.
Ein Ton erklingt, der mir fast das Trommelfell zerfetzt. „Ich dachte, du kannst das!", murrt Angel, während er sich die Ohren zuhält. „Sie ist nur etwas zickig.", antworte ich und drehe an dem Mundstück. „Sie? Dein Saxophon ist also eine kleine Bitch?", zieht Angel mich grinsend auf, doch ich sehe, dass er es liebevoll meint.
Jedem anderen, hätte ich jetzt auch die Fresse poliert, denke ich, als ich erneut meine Lippen ansetze. Meine untere rechte Hand wandert an das Ende, während meine linke über die Tasten wandert. Ich hole Luft und blase sie in das Mundstück. Gleichmäßig und kontrolliert durchströmt mein Atem das Instrument und eine Melodie erklingt.
Erst zaghaft, doch dann erinnert sich mein Körper an das Gefühl. Meine Augen schließen sich, während die Klänge uns umhüllen. Warme, tiefe und samtige Töne reihen sich aneinander, werden zu einem Lied, das ich schon lange nicht mehr gespielt habe. Es handelt von Sehnsucht, von tiefer Hingabe und Liebe. Gefühle, von denen ich dachte, ich hätte sie verloren. Als ich die Augen öffne, sehe ich Angel vor mir sitzen, der sich sanft im Takt hin und her wiegt und mich grinsend ansieht.
Sein Blick ist intensiv, er ist voll und ganz in dem Lied und im Moment versunken und nimmt mich gefangen.
So wie er für mich getanzt hat, spiele ich für ihn, denke ich, während ich mein Spiel fortsetze und die Augen erneut schließe.
Der letzte Ton erklingt und lasse das Saxophon sinken.