Kapitel 18 - Seelenstriptease

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Angel Dust

Meine Augen suchen seinen Blick und spüre, wie sich seine Finger fester in meine Haut krallen. Ich kann den Schauer nicht unterdrücken, den er bei mir auslöst und sehe, wie Husks Augen dunkler werden.
„Da würde mir einiges einfallen...", raunt er mir zu, doch als ich mich umschaue, kann ich nicht anders als zu seufzen. „Was machen wir mit den Saufnasen?", frage ich, als mein Blick auf Charlie trifft, die anscheinend Cherri mit Vaggie verwechselt und sie zu Tode quetscht.
„Ihr könnt schlafen gehen, ich kümmere mich drum.", sagt plötzlich eine weitere Stimme, von der ich ganz vergessen habe, dass sie auch noch da ist. Als ich zu Alastor sehe, stelle ich überrascht fest, dass seine Augen auf den Punkt starren, an dem Husk noch immer meine Hüfte berührt.
Sein Kopf neigt sich, während sein Lächeln ein Stückchen größer wird.
Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Der fühlt sich aber eher fucking kalt und eisig an, als gut, geht mir durch den Sinn. „Wir können dir helfen, Boss.", meint Husk leise und lässt mich beiläufig los. Sofort wird die Haut kalt und ich sehne mich nach weiteren Berührungen. „Nein nein, geht nur. Dank Angel hab ich interessante Sachen gehört und gesehen.", antwortet Smiles, nachdem Husk bereits aufgestanden ist, um irgendwas zu tun.
Der Blick des Barkeepers ist gehetzt und irgendwie ruhelos, was auch mich nervös macht. „Ach und Husker... Ich mag es nicht, wenn man mich belügt. Lass uns doch ehrlicher miteinander sein.", fügt der Höllenbaron grinsend hinzu, doch mir läuft erneut ein Schauer über den Rücken. Husk zuckt zusammen, doch antwortet nicht sofort.
Als er aufschaut, schauen er und der Höllenbaron an, es scheint, als würden sie eine Unterhaltung ganz ohne Worte führen, ehe Husk den Blick abwendet. „Ja, Boss.", sagt er schließlich und greift nach der Flasche, die zwischen allen auf dem Boden liegt.
„Ich wünsch euch zweien noch eine schöne, vielleicht ruhigere Nacht...", meint Alastor und hebt Charlie hoch, ehe er sich auch Vaggie unter den Arm klemmt. Schweigend lassen wir ihn vorbei, doch die Spannung zerreißt mich fast. Als der Typ mit dem gruseligen Lächeln verschwunden ist, wende ich mich Husk zu, doch sein finsterer Blick bringt mich zum Schweigen.
„Husk?", frage ich leise. „Fuck... Er weiß es...", antwortet er mir leise und beißt sich fest auf die Lippen. Normalerweise würde mich das echt anmachen, aber irgendwas stimmt hier noch nicht, denke ich, doch seufze laut.
„Okay, scheiß da jetzt drauf! Wir bringen Cherri in ihr Zimmer und dann erzählst du mir, wieso du aussiehst als hättest du ne fucking tote Nonne gesehen.", sage ich und hebe Cherri hoch, die immer noch von Schwänzen und weißem Pulver redet.
Husk wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe er einen Schluck aus der angebrochenen Flasche nimmt und schweigend den Fahrstuhl ruft.
Während ich Cherri in ihr Bett lege, einen Eimer und ein Glas Wasser daneben stelle, wartet er auf dem Flur auf mich. Meine Freundin sabber fast sofort ihr Kissen voll, ehe sie es hingebungsvoll umarmt und seufzt. Schnell raus hier, bevor hier Sachen passieren, die ich lieber nicht sehen möchte, denke ich und schließe leise hinter mir die Tür.
Sogar auf dem Weg zu unserem Stockwerk ist Husk noch seltsam verschwiegen. Irgendwas hemmt mich eine Unterhaltung zu starten, weswegen ich lieber in meinem Smartphone herumscrolle, ohne wirklich mir was anzusehen.
Als wir endlich vor seiner Tür stehen, lässt er mich ohne weitere Worte rein, doch anders als gedacht, legt er sich nicht direkt ins Bett, sondern geht zum Balkon.
Mit der Flasche in der Hand reißt er die Tür auf und setzt sich auf die Plattform.
Ich glaube... ich gebe ihm einen Augenblick, denke ich, nachdem ich kurz irritiert herumgestanden habe. Also füttere ich Fat Nuggets, flüstere ihm zu, dass er das tollste Tierchen der Welt ist und hole mir eine Decke, ehe ich mich innerlich auf das Schlimmste gefasst mache.
Husk ist eigentlich niemand, der immer über alles reden muss, aber zumindest zu mir scheint er irgendwo ehrlich zu sein, denke ich und trete ins Freie.
Als ich mich zu ihm setze, schaut er nicht mal zu mir auf, sondern nimmt einfach noch einen Schluck aus der Flasche.
„Also Katerchen. Genug ins dunkle Loch der Flasche geschaut. Was ist los?", will ich wissen. „Kann ich nicht einfach hier sitzen und in Ruhe trinken?", entgegnet er mir.
Einen Augenblick lang tue ich so, als müsste ich ernsthaft darüber nachdenken. Mit dem Finger tippe ich mir gegen das Kinn und die Lippen.
„Nop, jetzt erzähl schon.", verlange ich nun ausdrücklicher. Sein Gesicht verfinstert sich, als er noch einen Schluck nimmt und seufzt. „Alastor will mit aller Macht, dass das Hotel ein Erfolg wird.", beginnt er. „Deswegen ist er ja hier, oder? Er baut zwar irgendwie auch Scheiße, aber er beseitigt sie ja auch immer.", antworte ich, als ich an die Schäden denke, die immer verursacht werden, wenn Smiles aufgesucht wird.
„Angel... Wer von uns allen hat die besten fucking Karten, um in den Himmel zu kommen?", fragt er und nimmt noch einen Schluck aus der Flasche. Einen Moment lang bin ich irritiert, doch beginne dann jeden Bewohner des Hauses durchzugehen. Oh Fuck..., schießt es mir durchs Hirn.
„Ehm... Wenn du die Frage so stellst, denkst du vermutlich ich.", antworte ich, doch fühle mich nicht wirklich wohl mit der Antwort. „Bingo, Süßer...", murmelt Husk. Er nimmt noch einen Schluck, ehe er mir die Flasche hinhält.
Zu Alkohol sag ich nie nein, denke ich und halte sie mir ein die Lippen. Das Getränk brennt sich ihren Weg durch meinen Körper, doch mir wird wärmer.
„Okay. Und warum siehst du jetzt aus wie ein verschreckter Hase, wenn Alastor wissen sollte, dass... naja... der ganze Scheiß eben.", will ich wissen, doch weiß nicht genau, wie ich unsere... ja, Fuck was eigentlich, nennen soll.
„Wenn Alastor denkt, dass ich der Grund bin, weswegen du nicht in den Himmel kannst... oder auch willst, dann kann er ganz schön ungemütlich werden. Alastor ist nicht der Typ, der zu unnötiger Gewalt neigt, aber er kann fucking grausam sein, wenn man sich ihm in den Weg stellt.", antwortet er mir. Ich seufze und wende den Blick ab, ehe ich antworte.
Okay... Jetzt leg ich mal einen richtigen Striptease hin, denke ich, ehe ich Luft hole.
„Scheiße Husk... Du merkst es nicht, oder? Wenn wir zusammen sind... Wenn du bei mir bist, dann... Fuck, ist das schwer... Dann ist alles leichter. Ich brauche keine Drogen oder anderes Zeug, um über den Tag zu kommen. Es reicht mir, zu wissen, dass du ein genauso fucking Loser bist wie ich. Und dass du weißt, wie es ist, in Ketten zu liegen. Du machst mir kein schlechtes Gewissen, du hältst mich nicht wirklich ab. Scheiße... Du bist einfach da. Du kümmerst dich... Du bist so verdammt lieb und so fucking zärtlich, dass ich fast das Kotzen bekommen müsste, aber... ich genieße es so sehr, wie du dich sorgst. Und sei es auch nur, dass du mir nach einem harten Tag einen Drink ausschenkst und dir meinen Kummer anhörst.", sage ich, während ich auf die Lichter der Stadt unter uns starre.
Ich spüre Husks Blick auf mir, doch ich kann ihm grad nicht in die Augen sehen, ohne in Flammen aufzugehen. Scheiße, war das unangenehm, denke ich, während mir immer noch die Hitze in die Wangen schießt.
Plötzlich spüre ich seine Hand, die sich auf meine legt. Seine Haut brennt auf meiner, doch ich genieße diese einfache Berührung so sehr. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie auch Husk den Blick abwendet und zur anderen Seite der Stadt schaut.
„Fuck... Ich... Ehm...", beginnt er, doch ich stupse ihn mit der Schulter an. „Scheiß drauf. Ich weiß, was du denkst, Arschloch.", sage ich, auch wenn mir die meisten seiner Gedanken eigentlich ein Rätsel sind.
Aber zum verdammten Fegefeuer nochmal, ich weiß, dass ich ihm nicht egal sein kann - und das reicht mir, denke ich, als ich die Finger an die Kette lege, ehe ich mich wieder ihm zuwende.
Deutlich kann ich spüren, wie Husk sich neben mir entspannt. Als er mir den Kopf wieder zuwendet, grinst er mich an. „Manchmal raubst du mir echt die verdammte Sprache, Süßer.", meint er, als er seine Stirn gegen meine lehnt. Seine Hand drückt ein wenig meine, während er spricht.
„Ich bin dankbar dafür, dass ich diese verdammte Hölle mit dir verbringen darf, Angel. Ich habe einfach Angst, dass Alastor oder sonst irgendwer... scheiße... dich mir wegnehmen könnte.", flüstert er, die Augen fest zusammengepresst. Doch trotzdem kann in den Schmerz in seinem Gesicht sehen.
„Du wirst mich nicht so schnell los... Und Alastor hat keinen Grund mich von dir fernzuhalten- schließlich sorgst du dafür, dass ich mich benehme.", antworte ich ihm leise und rücke ein Stück ab. Seine goldenen Augen öffnen sich und er schaut mich an.
Meine Lippen berühren seine Stirn einen Augenblick, ehe ich mich mit einem Grinsen zurückziehe. „Zumindest die meiste Zeit! Im Bett kann alles passieren!", füge ich hinzu und sehe erfreut ein kleines Funkeln im Goldenen.

Loser Lover (HuskerDust)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt