subotic x alomerovic | 2016

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"Und... ziehen!"

Die Stimme des Trainers drang in mein Ohr und ich zog an dem Gummiband, welches Neven in seinem Lauf ausbremste. Da er nicht ganz konzentriert gewesen war, strauchelte er und fiel mir dann rücklings in die Arme. Ich fing ihn auf und drückte ihn an mich, bis er wieder einen festen Stand hatte. "Ist alles okey?" Fragte ich ihn und räusperte mich leicht und er nickte verstört, bevor er langsam wieder loslief.

Das ganze restliche Training über fühlte ich mich komisch, und ich konnte meinen Blick nicht mehr wirklich von Neven lösen. Mir war nie aufgefallen, wie muskulös er war, obwohl er so schlank war, und auch die dunkelrote Narbe war mir noch nicht aufgefallen, auch wenn sie seit 8 Monaten sein Knie zierte. Kaum, dass wir gehen durften, zog ich mir meine Jacke an und lief schnell zum Hotel. In unserem Zimmer sprang ich schnell unter die Dusche und machte mich fertig, bevor ich mir eine lange Jogginghose und einen weiten 1909 Pulli anzog und wieder nach draußen ging. "Soll ich dir die Stadt zeigen?" Lächelnd ließ Neven sich neben mich fallen und sah mich dann mit schief gelegtem Kopf an. "Ist alles okay? Du bist so abwesend..." "Ich bin nicht abweisend", brummte ich genervt, bis mir auffiel, dass er abwesend und nicht abweisend gesagt hatte. "Also, was ist los?" "Stadt klingt gut." Ich kämpfte mich mühsam hoch, der Muskelkater machte mir schwer zu schaffen...

Stundenlang lief ich mit Neven durch die Stadt und sah mir alles an, doch wie im Training war er das Motiv der meisten Bilder. Lächelnd starrte ich auf das Wasser und ließ meinen Gedanken freien Lauf, bis Neven mir leicht in die Seite stupste. "Lass uns ein Bild für Facebook machen, um alle auf dem Laufenden zu halten." Begeistert zückte er sein Handy und stellte sich dann neben mich, und vor der wunderschönen Kulisse des Wassers machten wir einige Selfies, die er mir sofort schickte. Eines, wo Neven sich an mich lehnte und mich von der Seite anschaute, war besonders schön, und so nahm ich es als Hintergrundbild, bevor ich ein Neutrales für Facebook wählte.

Wir beide posteten einige Informationen über das Trainingscamp und wie es uns erging, bevor Nevens Magen knurrte. "Lass uns Essen gehen, ich verhungere gleich!" Jammernd ließ er sich gegen mich sinken, als hätte er einen Schwächeanfall, und so musste ich lachen und hielt ihn schon zum zweiten Mal an diesem Tag an mich gedrückt fest. "Du bist bequem." Nervös schob ich ihn von mir weg und steuerte auf ein Restaurant zu, und er folgte mir sichtlich verwirrt. Wir setzten uns etwas abseits hin, und kaum, das wir bestellt hatten, griff Neven nach meiner Hand. "Was ist los? Und jetzt sag nicht wieder nichts, oder lenk ab oder so, sondern sag mir die Wahrheit" "Es ist..." Ich ließ zu, dass er meine Hand weiter festhielt, und ließ dann den Kopf auf den Tisch sinken. "Keine Ahnung, ich fühle mich heute irgendwie ganz komisch, ich kanns nicht beschreiben. Ich will auch nicht drüber reden..." "Ich aber... wie fühlt sich das an?" "Keine Ahnung... Wie verliebt sein irgendwie. Oder eher wie sich das angeblich anfühlt. Keine Ahnung, kann ich nicht beurteilen..." "Du warst noch nie verliebt?" "Nein, noch nicht ein einziges Mal." "Das ist irgendwie traurig... Aber irgendwie habe ich grad genau das gleiche Gefühl. Der Tag mit dir war echt schön..." Er schob mir sein Handy zu, wo ich genau dasselbe Bild sah, was auch ich als Hintergrund hatte. Es wirkte inniger als die anderen, und so musste ich leicht lachen, bevor ich ihm mein Handy hin schob. "Zwei dumme, ein Gedanke würde ich mal sagen." Wieder lachte Neven, und jetzt drehte ich meine Hand so, dass seine nicht nur auf- sondern in meiner lag. Er lächelte leicht und hielt meine Hand etwas fester, und plötzlich war das komische Gefühl verschwunden, und ich fühlte mich einfach nur rundum wohl. "Es fühlt sich richtig an..." Flüsterte Neven, und wir lösten unsere Hände erst, als endlich unser Essen kam. Auch beim Essen hatten wir nur Augen füreinander, und jedes Mal, wenn wir uns zufällig berührten, wurden wir rot.

Erst abends im Hotelzimmer hatten wir Zeit für uns, kaum, dass die Tür ins Schloss fiel, zog Neven mich wieder an sich. "Ich habe keine Ahnung wieso, aber es fühlt sich richtig an." Ich sagte nichts, sondern schmiegte mich einfach nur an ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Seine Haare kitzelten mich am Hals, und so fing ich leise an zu lachen, was ihn dazu bewog, den Kopf zu drehen. "Was ist so lustig?" "Deine Haare kitzeln." Er schob mich zum Bett und legte sich neben mich, und so zog ich die Decke über uns beide und drehte meinen Kopf so, dass er nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Vorsichtig rutschte er näher zu mir und schob sein Knie zwischen beide Beine, und jetzt war er mir so nah, dass ich seinen Atem auf den Lippen spüren konnte. "Darf ich?" Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand, doch als ich die Worte endlich verstanden hatte, nickte ich. Er überbrückte den letzten Abstand zwischen uns, und als ich seine Lippen auf meinen spürte, fielen meine Augen flatternd zu. Der Kuss hielt nicht lange an, doch er löste so heftiges Bauchkribbeln aus, dass ich anfing zu lächeln und ihn wieder zu mir zog. Wie von allein fand meine Hand den Weg in seinen Nacken und kraulte ihn sanft, und dieses Mal ging der Kuss von mir aus.

Keiner von uns beiden sagte einen Ton, und so schliefen wir schließlich auch ein- Arm in Arm, Stirn an Stirn.

Soccer Oneshots (boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt