green like poison

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1287 Wörter


Der Sprechende Hut war sich anfangs nicht sicher, ob ich nicht eher nach Ravenclaw gehöre. Aber ich bin mir sicher, dass er sich schließlich für Slytherin entschied, weil er meine tiefsitzende Entschlossenheit spüren konnte, mit der ich mich neuerdings durch's Leben kämpfe.

Ich habe keine Ahnung, ob er von meinen konkreten Plänen erfahren hat, als er in meinem Kopf herum stocherte - und wenn, dann scheint er zumindest nichts dagegen zu haben.

Ich fühle mich besser, als ich zu dem Tisch gehe, der vom Lehrerpodium aus gesehen ganz links steht. Die Tischläufer sind grün und repräsentieren das Wappen der Slytherins, das auch auf den Umhängen und den Schuluniformen der Schüler gestickt ist.

Überall in der Großen Halle schweben Kerzen in der Luft, die ein angenehmes Ambiente erzeugen. Die Decke ist so klar wie Glas und ermöglicht den Blick in den wolkenverhangenen Abendhimmel.

Die Nervosität nimmt langsam von mir ab und ich wische mir unauffällig den Schweiß von den Handflächen, als ich zu meinem neuen Stammtisch gehe. Die meisten Schüler gehen bereits wieder ihren Gesprächen nach, essen und trinken, als hätten sie mich eben nicht alle wie verhext angestarrt.

Der Vertrauensschüler, auf den Dumbledore eben verwiesen hat, erhebt sich elegant von der Bank und bedeutet mir, mich neben ihn auf den freien Platz zu setzen. ,,Hi, Coco. Ich bin Draco Malfoy", stellt er sich vor.

,,Hi, Malfoy", gebe ich freundlich zurück.

Mir ist nicht entgangen, dass er sich mit seinem Vornamen vorgestellt hat - aber ich will vermeiden, dass mir irgendjemand zu nahe kommen kann. Emotional gesehen. Ich kann es nicht gebrauchen, Ablenkungen in Form von Freundschaften zuzulassen. Und außerdem weiß ich, dass man einem Slytherin ohnehin nicht vertrauen kann.. Mein Vater war eher die Ausnahme als die Regel, denn auch er war in diesem Haus. Allerdings fiel er damals auch schon so auf wie ein weißes Thestral in einer Herde von schwarzen Thestralen.

Malfoys Züge sind aristokratisch und seine weißblonden Haare sind genauso auffällig und buhlen um Aufmerksamkeit wie seine hellgrauen, kalten Augen. Es verschafft mir ein unangenehmes Gefühl, als sein Lächeln ins Wanken gerät, weil ich sein offenkundig freundschaftliches Angebot nicht so herzlich annehme, wie er vielleicht erwartet hat.

Empfinde ich etwa bereits jetzt schon Mitleid mit ihm, weil ich ihn so habe abblitzen lassen? Das ist ganz und gar nicht gut.

Wir setzen uns auf die Bank und ich wappne mich innerlich bereits für sämtliche neugierige Blicke und bohrende Fragen, als ich meinen Blick von meinem Teller hebe, der sich wie von Zauberhand vor mir materialisiert hat, und in ein Paar dunkelbrauner Augen schaue.

Mir gegenüber sitzt ein junger Mann, der offenbar im selben Alter ist wie Malfoy und ich. Seine lockigen Haare sind ein paar Nuancen heller als seine Augen, die zudem von langen Wimpern umrahmt werden. Und wie in Merlins Namen ist es möglich, dass jemand so eine scharfkantige Kieferpartie hat, ohne sich und andere dabei zu verletzen?

,,Wir können los, sobald du gegessen hast. Ich habe heute nichts mehr vor", sagt Malfoy gerade und reißt mich damit aus meinem sicheren Verderben.

Ich wende meinen Blick ab und widme meine Konzentration stattdessen dem weißblonden Schopf neben mir. Gerade, als ich antworten will, spricht der Unbekannte gegenüber von uns:,,Willst du mich verarschen, Draco?"

Irritiert hebe ich die Augenbrauen und schaufele mir ein bisschen von den lecker aussehenden, mit Käse überbackenen Fleischbällchen in Tomatensauce auf den Teller.

Sin - Mattheo Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt