no escape

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2400 Wörter


Ich habe erfolgreich oberflächlich Anschluss finden können. So sitze ich in der Großen Halle meistens bei Pansy Parkinson und Nott und ihren Freunden, sodass Malfoy und Riddle keine Chance haben, mich in Beschlag zu nehmen.

Wobei es mir hauptsächlich darum geht, nichts mit Riddle zu tun zu haben. Auch wenn er nichts für seine Eltern kann, schließlich sucht man sich seine Familie nicht aus, bekomme ich bei ihm immer ein merkwürdiges Gefühl, dass ich nicht zuordnen kann, selbst nach fast einem Monat nicht.

Wenn ich alleine in der Bibliothek bin und lerne, stellen sich, Sekunden bevor Riddle die Bibliothek betritt, meine Nackenhaare auf, als hätte er mir geradewegs an den Hals gepustet. Mein Herz fängt an, schneller zu pochen - dafür muss ich ihn auch noch nicht einmal gesehen haben, es reicht, wenn ich seine Präsenz ertasten kann.

Ich will ihm näher kommen, aber das würde gegen jede Prinzipie verstoßen, die ich mir auferlegt habe.

Gerüchte, die ich über ihn höre, sind äußerst widersprüchlich. So sagen manche Schüler, dass Riddle immer das Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legt und hin und wieder sogar mal erlaubt, dass man ein paar Hausaufgaben bei ihm abschreiben kann - aber nur, wenn man ebenfalls ein Slytherin und damit einverstanden ist, dass man ihm dann einen Gefallen schuldig ist.

Und manche Gerüchte sagen, dass er genauso still und in sich gekehrt ist wie sein Vater zuvor, als er noch Schüler war. Riddle Junior hingegen sei nicht so wissbegierig, und wenn doch, dann verstecke er es sehr gut unter einem Mantel der Desinteresse und Lustlosigkeit.

Ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Klassenzimmertür öffnet. Ich bin bereits seit guten zwanzig Minuten im Raum, habe sämtliche Kerzen angezündet, die Zutaten bereitgelegt und die schweren Vorhänge, die jedes Licht verschlucken, beiseite geschoben. Es ist zwar bereits dunkel draußen, immerhin ist das Abendessen vorbei und mitten im Winter, aber dafür strahlen die Sterne im Nachtzelt und werfen einen dezenten, silbernen Lichtschimmer durchs Fenster.

Malfoy und Riddle schlendern gemächlich herein und während Malfoy noch seine Schuluniform trägt, hat Riddle sich bereits in eine Jogginghose und einen Pullover geschmissen. Nur durch den dunkelgrauen Umhang mit dem stechend grünen Slytherinwappen sieht er aus wie ein Zauberer und nicht wie ein gewöhnlicher junger Mann.

,,Da seid ihr ja", sage ich und unterdrücke es, mit den Augen zu rollen.

Riddle hebt eine Augenbraue, während beide näher treten, und fragt unschuldig:,,Sind wir spät dran?"

,,Wenn du das schon fragen musst, dann seid ihr es", gebe ich etwas garstig zurück.

Nun meldet sich Malfoy zu Wort:,,Entschuldige. Wir waren uns nicht sicher, wie viel von unseren Utensilien wir mitnehmen sollen, deswegen haben wir einfach alles eingepackt."

Ich seufze leise und winke schlussendlich einfach ab. Es hat sowieso keinen Sinn, mit einen von den beiden das Prinzip von Pünktlichkeit auszudiskutieren. ,,Schon gut. Professor Snape hat erlaubt, dass wir die Sachen der Schule benutzen dürfen, solange wir pfleglich damit umgehen und sie wieder sauber an ihrem Platz hinterlegen. Lasst uns einfach gleich anfangen, okay?"

Wie eine Professorin stehe ich vor dem Pult, auf dem ich bereits alles vorbereitet habe und stütze mich mit den Handflächen auf dem massiven Holz ab. Malfoy und Riddle stehen mir gegenüber und während sich in Malfoys Gesicht Geduld und Interesse spiegelt, ist Riddles Miene völlig undurchdringlich.

Sin - Mattheo Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt