tutoring of a different kind

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935 Wörter

Die Wochen ziehen ins Land und mit ihnen der kalte Winter. Mittlerweile ist es Frühling, die ersten Blumen beginnen auf natürliche Weise zu blühen, die Baumkronen tragen das übliche volle Blätterkleid und die Luft ist angenehm mild.

Ich musste tatsächlich noch eine ganze Woche, nachdem ich aufgewacht war, im Krankenflügel verbringen. Durch Fenrirs Schlag habe ich mir eine ordentliche Gehirnerschütterung zugezogen, außerdem ein paar blaue Flecken von dem Sturz und ein geprelltes Steißbein.

In der ganzen Zeit besuchten Draco und Mattheo mich nach dem Unterricht. Ich schaffte es nicht mehr, meine Mauern aufzubauen um sie von mir fernzuhalten, und so spielten wir hin und wieder Zauberschach, unterhielten uns und scherzten miteinander und lernten zu meiner ungemeinen Verwunderung sogar.

Es war nicht von der Hand zu weisen, dass beide beachtliche Fortschritte gemacht hatten und ich war sowohl auf mich, aber vor allem auf sie stolz.

Wenn Mattheo und ich mal alleine waren, dann war die Spannung zwischen uns zum Zerreißen gespannt.

Immer wieder kam es vor, dass sich unsere Hände zufällig berührten. Manchmal griff Mattheo dann nach meiner Hand und ließ sie erst nach einigen Sekunden wieder los, ohne mich dabei anzusehen, als würde er vollkommen in der Berührung schwelgen und sie genießen.

Aber niemand von uns verlor ein Wort, was das zwischen uns sein könnte. Es fühlte sich nicht nur wie eine rein platonische Freundschaft an, aber keiner von uns tat den ersten richtigen Schritt.

Warum Mattheo es nicht tat, wusste ich nicht. Aber ich bändigte mein Verlangen, ihn zu küssen, weil ich noch immer das Ziel habe, Schwarzmagier zu jagen. Und ein fester Freund wäre eine Schwachstelle - womöglich meine einzige, weil ich keine Familie mehr habe. Und das kann ich ihm nicht antun. Ich kann ihn nicht in so eine gefährliche Situation bringen, nur weil ich egoistisch meinem Verlangen nachgebe und in ihn verliebt bin. Ich habe kein Problem damit, mein eigenes Leben zu riskieren, aber ich würde niemals sein Leben gefährden.

Es ist bereits das Ende des Schuljahres.

Die Prüfungen sind abgeschlossen und alle Schüler der letzten Stufe warten sehnsüchtig auf ihre Ergebnisse. Die ersten Hexen und Zauberer haben bereits eine Arbeit in Aussicht, manche haben sich für ein Praktikum entschieden und wiederum andere wollen zuerst die Welt erkunden oder umziehen und woanders ihr Leben aufbauen.

Ich habe bereits meine Bewerbung an die Aurorenzentrale geschickt und warte auf deren Antwort genauso ungeduldig wie auf die Abschlussnoten.

Jetzt gerade bin ich das erste Mal im Gemeinschaftszimmer der Jungs. Unter anderen wohnen hier auch Mattheo und Draco, aber ich bin hier alleine mit Nott, weil er in einer Woche ein Vorstellungsgespräch im Ministerium und mich um Hilfe gebeten hat.

Wo Draco und Mattheo sich herumtreiben, weiß ich nicht, aber vermutlich sind sie irgendwo beim Quidditchfeld. Draco sagt ständig, dass er es vermissen wird, für die Slytherins zu spielen, deswegen fliegt er seit Tagen dort seine Bahnen und Mattheo ist meistens neben dem Feld auf der offenen Übungswiese und testet ein paar Zaubersprüche an einer Stoffpuppe.

Als wir die üblichen Standardfragen abgefrühstückt und möglichst authentische Antworten für unerwartete oder spezielle Fragen zurecht gelegt haben, sind wir fast fertig.

Draußen ist es bereits dunkel und ich bin mir sicher, dass es bereits nach 20 Uhr ist, also eigentlich höchste Zeit für mich, zu verschwinden. Aber wir werden in wenigen Tagen sowieso nicht mehr in Hogwarts sein, also was soll's? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich jetzt noch zum Nachsitzen verdonnert werde.

Nott und ich sitzen in der Mitte des großen Zimmers. Er überfliegt seine Notizen der letzten Stunden ein weiteres Mal, ehe er langsam nickt. ,,Ich schätze, das dürfte ausreichen."

,,Super", sage ich und lächle kurz. Auch wenn ich Draco und Mattheo Zutritt zu meinem Herzen gegeben habe - besser gesagt, sie meine Mauern einfach eingerissen und mein Herz gestürmt haben -, heißt es nicht, dass ich es bei allen anderen nun auch so handhaben kann. Daher wahre ich eine gewisse Distanz zu allen anderen, auch wenn ich immer noch so freundlich bin, dass man mich im Hilfe bittet.

,,Und die Zaubersprüche hast du auch alle drauf?", hake ich nach, während ich mich vom Boden abdrücke und meine Beine ausschüttle, weil meine Füße eingeschlafen sind.

,,Ja, die sind einfach. Einfacher als sich so professionell wie möglich zu präsentieren", sagt er und seufzt leise.

Nott ist kein schlechter Mann - er ist schüchtern und zurückhaltend, weswegen er von vielen der Slytherins nicht ernst genommen wird, aber er hat einen eisernen Willen. So ähnlich wie ich.

,,Okay, dann wünsche ich dir schon mal viel Erfolg, Nott."

Er begleitet mich zur Türe und lächelt erleichtert. Es wirkt, als hätte ich ihm wirklich helfen können. Als hätte ich ihm zumindest einen Teil der Last von seinen Schultern genommen.

,,Ich danke dir so sehr, Coco. Ich bin dir echt was schuldig!"

Mit einem leichten Grinsen winke ich ab und trete hinaus in den stillen, schwach beleuchteten Flur. ,,Ach was, ich helfe gerne. Wir sehen uns morgen beim Frühstück."

,,Ich werde es dir jedenfalls nie vergessen", verspricht er. ,,Du hast was gut bei mir, merk dir das!"

Wir verabschieden uns voneinander und ich schleiche mich auf Zehenspitzen durch den Flur. An den Wänden hängen Gemälde, aber die abgebildeten Personen darauf scheinen zu schlafen. Ich will sie unter keinen Umständen wecken und damit riskieren, dass sie jeden hier alarmieren, also verhalte ich mich so leise wie es nur möglich ist.

Ich tapse die Treppen runter, die zu den Schlafgemächern der Jungs führen und lasse die Zimmer mit einem tiefen Atemzug hinter mir.

Geschafft!

Ohne mich in dem stillen Gemeinschaftsraum umzusehen und Zeit zu verschwenden, jogge ich dann schnell die Treppen zu den Gemächern der Mädchen hinauf.

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Sin - Mattheo Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt