when words are deadly

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Ich habe den Überblick über die Zeit verloren, so lange stehe ich bereits unter der Dusche und lasse das heiße Wasser meine befleckte Seele reinwaschen. Meine Haut ist bereits rot, weil die Hitze mein Blut kochen lässt, aber ich merke es kaum.

Was ich allerdings spüre, sind die beißenden Schmerzen in meiner Brust.

Die Wunde, weil ich Mattheo so vermisse, wird jeden Tag größer.

Inzwischen sind schon über vier Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben und mein Atem bleibt mir noch immer in der Kehle stecken, wenn ich draußen unterwegs bin und jemanden sehe, der ihm von Weitem ähnelt.

Noch heute kriege ich zittrige Finger, wenn ich denke, er ist auf derselben Straße wie ich unterwegs.

Aber nicht nur meine Liebe zu ihm wird mich früher oder später in den Abgrund reißen, sondern auch meine eigenen Taten.

Ich habe bereits so viele Menschen - Muggel wie auch Zauberer und Hexen - gefoltert, dass ich es kaum mehr zählen kann. Ich habe wertvolle Dinge in Burkes Namen gestohlen, habe betrogen und gelogen, damit er mir immer mehr und mehr vertraut.

Ich weiß nicht, wie lange ich das alles noch durchstehen kann, ohne den Verstand zu verlieren. Mr. Robards sagt mir immer, dass ich der Welt einen großen Dienst erweise und mein Name in den Geschichtsbüchern neben denen von Albus Dumbledore und den Potters stehen wird, aber manchmal frage ich mich, ob es das trotzdem wert ist.

Und ich frage mich, ob in den Büchern dann auch die Namen von den Personen aufgelistet sind, die durch meine Hand, durch meinen Zauberstab, leiden mussten, für ein vermeintlich größeres Wohl.

Durch geschickte Hinterhalte und unauffällige Spionage haben wir die Reihen der Schwarzmagier bereits ein bisschen verdünnen können, ohne dass Burke Verdacht geschöpft hat und eine Ratte unter seinen Anhängern vermutet.

Und trotzdem fühle ich mich immer wieder unsicher, wie oft und lange das Glück noch auf meiner Seite sein wird.

Als ich endlich aus der Dusche steige, ist das Badezimmer völlig neblig. Ein Blick auf die Uhr über der Tür sagt mir, dass ich mich beeilen muss, weil Burke vor knapp zwei Stunden nach mir verlangt hat. Also rubble ich meine Haare so gut es geht trocken, binde sie zu einem Dutt und schlüpfe in meine Jeans und eine lockere Bluse.

Seitdem wir zurück in Großbritannien sind, sind wir in Burkes Familienanwesen, außerhalb von London. Es hat über fünfzehn Schlafzimmer und somit fast die Größe von dem Anwesen der Malfoys. Seine engsten Leute sind in Burkes Anwesen untergebracht, und seit kurzem gehöre ich dazu.

Ich vermeide den Blick in jeden Spiegel, als ich durch die langen Flure zu dem kleinen Besprechungsraum gehe, der zu Burkes Privatgemächer führt. Ich klopfe zwei Mal, und kaum lasse ich meine Hand sinken, reißt Avery die Türe auf und mustert mich emotionslos.

,,Coco, komm doch herein", sagt Burke aus dem Zimmer und ich straffe die Schultern, bevor ich mit erhobenen Haupt an Avery vorbeistolziere. Er lässt die Türe hinter mir wieder ins Schloss fallen und ich bleibe vor dem Sessel stehen, auf dem Burke mit gespreizten Beinen sitzt.

Burke zerknüllt schnaubend den Tagesproheten wie der Hitzkopf, der er manchmal ist, und wirft den Knäuel ins Kaminfeuer neben uns. ,,Ich habe gehört, deine letzte Mission war ein voller Erfolg."

Ich bemühe mich um ein überhebliches Lächeln, das ich in den letzten Jahren bereits perfektioniert habe. ,,Wann sind sie das nicht?", entgegne ich spitz.

Burke erwidert mein Lächeln, allerdings auf seine typische schmierige Art, bei der manchen Frauen vielleicht die Knie weich werden, mir aber definitiv nicht. ,,Es gibt eine interessante Entwicklung in meinem innersten Kreis, Coco, und das nur, weil du so ausgesprochen gute und zuverlässige Arbeit leistest."

Mit seinen Einschleimungen hätte er Politiker werden sollen.

,,Achso?", hake ich nach und verschränke die Arme vor der Brust, um einen möglichst kühlen und gefassten Eindruck zu erwecken.

,,Oh, absolut. Deswegen wirst du mich auch auf eine Feierlichkeit der Malfoys begleiten, die in einer Woche stattfindet." Er seufzt theatralisch. ,,Bei Merlin, wie lange ist es her, dass ich die Malfoys getroffen habe? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor!"

Ich knirsche mit den Zähnen und beiße mir auf die Wangeninnenseite, weil mein Herz schwer wird. Auch ich habe Draco lange nicht mehr gesehen. Ob Mattheo ihm gesagt hat, was ich ihm angetan habe? Ob Draco mich hasst?

,,Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir auch mal ein Gespräch nur unter vier Augen führen", verkündet er plötzlich und breitet seinerseits die Arme aus, nachdem er sich aus dem Sessel erhoben hat. ,,Wie findest du die Idee, meine Schöne?"

Tatsächlich war ich bisher nie mit Burke alleine. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil er immerhin der Anführer einer gefährlichen Rebellion ist und sein Leben "zu kostbar", um es zu gefährden.

,,Und das passiert nun.. und in Zukunft.. einfach so? Ich kann einfach jederzeit zu dir kommen?", frage ich und hebe die Augenbrauen. Mein Magen macht einen Purzelbaum vor Freude, denn das würde bedeuten, dass Mr. Robards mir bald die Erlaubnis erteilen wird, ihn auszuschalten. Bisher hatte ich noch keine Genehmigung dafür, weil ich damit mein sicheres Todesurteil unterschrieben hätte - immerhin hätte ich vielleicht, wenn ich schnell genug gewesen wäre, Burke töten können, aber noch während desselben Atemzugs, hätte Avery mich umgelegt.

Aber wenn ich mit Burke alleine sein könnte, ganz ohne Avery und andere Schwarzmagier.. Meine Fingerspitzen kribbeln vor lauter Erwartung.

Avery tritt neben uns und zückt seinen Zauberstab. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckt meine Hand ebenfalls zu meinem, aber dann sehe ich, dass Avery seinen Zauberstab nicht kampfbereit, sondern locker zwischen zwei Fingern hält und Burke erwartungsvoll anschaut.

,,Du wirst schwören, dass du Burke niemals angreifst, Weib. Der Unbrechbare Schwur ist dir sicher bekannt?" Averys Blick richtet sich auf mich und ich kann das Zittern meiner Stimme nicht verhindern, als ich es bejahe.

Der Unbrechbare Schwur. Verfluchte Scheiße, nochmal.

Ich bin meinem Ziel noch nie so nahe gewesen, aber Burke ist wirklich kein dummer Mann. Er geht kein Risiko ein.

Ich werde ihn niemals angreifen können, wenn ich den Schwur leiste, weil ich ansonsten mit meinem Leben bezahlen müsste. Aber ich kann jetzt auch keinen Rückzieher machen, weil sie mich dann sofort töten würden. Immerhin wäre dann kristallklar, dass ich mit dem Gedanken spiele, Burke anzugreifen. Diese Bastarde spielen zu gut.

,,Worauf warten wir noch?", schnappe ich ungeduldig und strecke meinen Arm aus, damit Burke ihn ergreift und umgekehrt.

Er kichert wie ein Kind, das unbegrenzt Zuckerwatte geschenkt bekommt und schließt seine Finger um mein Unterarm.

Avery richtet seinen Zauberstab auf unsere Arme und ein brennender Faden entgleitet der Spitze, der sich um unsere Arme schlingt und uns kurzzeitig miteinander verbindet. Dann schaut Avery mir tief in die Augen, als wolle er mir geradewegs in die befleckte Seele starren und fragt:,,Schwörst du, Fletcher niemals anzugreifen? Weder mit deinen bloßen Händen, noch mit deinem Zauberstab oder Gift?"

Ich hasse Avery mit jeder Faser meines Seins. Gift wäre tatsächlich mein letzter Ausweg gewesen und selbst daran muss dieser Hurensohn denken.

,,Ich schwöre."

,,Dann ist dein Schwur mit deinen Worten besiegelt und dein Leben daran gekettet. Brich den Schwur, und es wird dich dein Leben kosten."

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Sin - Mattheo Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt