Kapitel 2

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Als ich mit meinem Auto in Herzogenaurach auf den Parkplatz rolle, steht zu meinem Bedauern der Bus der DFB-Elf schon dort, die Mannschaft tummelt sich vor der Kofferablage. Da mein Motor noch auf laut ist, sehr markant brummt und der Auspuff einmal knallt, drehen sich verwirrte Köpfe zu mir um, was ich gekonnt ignoriere und mein Auto möglichst weit von dem Bus entfernt im Schatten parke.

Schnell schnappe ich mir meine zwei Koffer aus dem Kofferraum, welche ich natürlich aus London habe einfliegen lassen, sowie eine Tasche, die ich vor zwei Wochen von zu Hause mitgebracht habe, als ich auch mein Auto geholt habe. Wenn ich schon in Deutschland bin, ist es keine Option, nicht mit meinem geliebten roten Audi RS3 zu fahren, der leider die meiste Zeit bei meinem Bruder in der Garage steht.
Mehr schlecht als recht schiebe ich meine Koffer nun vor mir her, habe meine Tragetasche über der linken Schulter hängen, meine Handtasche liegt auf einem der beiden Koffer, meine Sonnenbrille rutscht mir vor lauter Schweiß fast von der Nase, weshalb ich versuche sie wieder zu richten, dafür allerdings meinen Koffer loslassen muss, dieser dann von alleine wegrollt und ich mehr oder weniger erfolgreich versuche, diesen wieder einzusammeln, während ich gegen den anderen Koffer stolpre und verzweifelt aufstöhne. Was ist heute nur schon wieder los?

„Brauchst du vielleicht Hilfe?" Dankbar schaue ich in die treuen Augen von Toni, der mir ein schiefes Lächeln zuwirft und mir helfend seine Hände anbietet. Er hat selbst eine Tragetasche über der Schulter liegen, er sieht dabei aber so aus, als würde seine Tasche absolut nichts wiegen. In meiner Tasche sind fucking Backsteine.

„Kannst du vielleicht einen Koffer nehmen, bitte?", frage ich und schiebe ihm den kleineren Koffer hin. Ich versuche ein Lächeln, wieder rutscht meine Brille ein Stück nach unten. Ich hasse es. Wenn ich heute Abend wieder nach Hause fahre, muss ich unbedingt mal wieder Kontaktlinsen organisieren.

„Kein Thema", sagt Toni zu meiner Erleichterung und nimmt mir den größeren Koffer aus der Hand. Oh, ein Gentleman.

„Danke", sage ich, richte meine Brille, rutsche die Tragetasche zurecht, dann nehme ich den anderen Koffer mit meiner Handtasche darauf. Ich werfe einen letzten sehnsüchtigen Blick zu meinem Auto und schließe es per Knopfdruck ab, bevor mein Autoschlüssel in meiner Tasche landet. Da ich einfach nur ein kurzes Set an Sportsachen trage, habe ich keine Hosentasche. Was auch erklärt, wieso ich mein Handy im Auto vergessen habe, wie ich gerade feststellen muss. Toni, der noch immer neben mir läuft, lacht plötzlich laut los, weshalb ich erschrecke.

„Geht es dir gut?", fragt er.

„Ja, und dir?", frage ich zurück. Er lächelt noch immer.

„Ja. Mir auch. Ich dachte nur. Du wirkst sehr hektisch auf mich." Es wundert mich nicht, dass ich auf so eine ruhige Person wie Toni hektisch wirke. Ich bin hektisch.

„Sorry", sage ich. „Aber ich hab mein Handy im Auto vergessen."

„Willst du es holen gehen? Ich kann auf dich warten", bietet er an, dann hält er erneut seine Hand hin, um mir die schwere Tasche abzunehmen.

„Nein, alles gut", sage ich und winke ab. Wie könnte ich dumme Nudel denn jemanden wie Toni auf mich warten lassen? „Nicht so wichtig."
Ich schaue noch einmal nach hinten zu meinem Auto, Toni tut es mir gleich.

„Scharfe Karre", sagt er. Ich muss lachen.

„Ja, sehr scharf", sage ich kopfschüttelnd. Er grinst ebenfalls, während wir nun fast am pompösen Eingang des Hotels ankommen. Der Rest der Mannschaft steht, wie üblich, um Julian versammelt und wartet auf seine Anweisungen. Ich hoffe, dass sie nicht auf Toni und mich warten.

„Was ist AC für ein Kennzeichen?", fragt dieser. Er klingt nicht neugierig, nur interessiert. Ich richte noch einmal die schwere Tasche auf meiner Schulter. Gleich ist es geschafft.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt