Kapitel 10

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„Ich hab' die Daten aufbereitet", informiere ich Julian, „das Essen ist bestellt, die Taschen sind gepackt."
Er nickt mir lächelnd zu.

„Danke. Denkst du bitte daran, das Trikot oder zumindest die Jacke und den Ausweis einzupacken, damit du runter in die Katakomben kommst?" Genervt seufze ich auf.

„Kann ich nicht ein anderes Trikot haben?", frage ich. Julian lacht laut auf.

„Stimmt, heute brauchst du ein Auswärtstrikot. Ich regel da was." Das hat er absichtlich falsch verstanden.

„Meine beste Freundin will bestimmt auch eins haben", sage ich und lächle Julian vorsichtig zu.

„Jaja. Dann kommt einfach kurz rein, ich gebe der Security Bescheid, aber bitte trag trotzdem deinen Ausweis!" Julians Stimme klingt mahnend. Ich nicke.

„Ich hab auch das iPad dabei, falls noch etwas bei der Statistik angepasst werden muss", sage ich, überlege, ob ich noch etwas ansprechen muss, aber mir fällt nichts ein. Julian nickt.

„Gut. Sandro weiß Bescheid wegen der Spielerdaten, oder?", fragt er.

„Ja", sage ich, „klar." Julian macht sich eine Notiz, dann hakt er etwas anderes auf seinem iPad ab.

„Dann sind wir fertig für heute", sagt er und beendet damit unsere Besprechung.

„Ich fahre mit meinem Auto nach Stuttgart, wenn das für dich passt", sage ich. Normalerweise soll ich im Bus mitfahren, falls Julian noch was hat. Aber heute wird er wohl damit klarkommen müssen, mich nur telefonisch zu erreichen.

„Wieso?", fragt er neugierig, nicht vorwurfsvoll.

„Ich treffe mich noch mit Leona und Till vorher zum Essen."

„Henrik kommt zum nächsten Spiel, oder?", fragt er. Julian hat die Tickets für Familie und Freunde organisiert.

„Mit seiner Frau, soweit ich weiß", sage ich. Ich weiß es wirklich nicht genau. Henrik hat das im Auto mit Kai geklärt, als ich nicht zugehört habe. Julians Augen fangen vor Freude an zu strahlen. Oh man.

„Sehr gut. Kommst du dann heute bitte so gegen siebzehn Uhr ins Stadion?", fragt er. Seine Vorfreude auf meinen Bruder ist schnell wieder verschwunden, stattdessen ist er wieder im Businessmodus.

„Ja", sage ich, dann stehen wir beide gleichzeitig auf.

„Gut. Dann fahr vorsichtig", sagt er, legt seinen Kopf schief und lächelt breit.

„Mach ich. Bis später." Julian bleibt im Besprechungsraum, ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Um vierzehn Uhr bin ich mit Leona und Till verabredet. Sie kommen mit dem Zug nach Stuttgart.

In freudiger Erwartung auf eine schöne Fahrt mit meinem geliebten Audi, endlich nochmal alleine, mit lauter Musik, vielleicht telefoniere ich noch mit meinem Arsenal Chef, schnappe ich mir im Hotel eine kurze Hose, ziehe ein Croptop an, Chucks und wie immer meine Sonnenbrille. Ich prüfe, ob meine Wimperntusche noch sitzt und trage etwas Puder auf. Dann noch einen letzten Ananas-Kaugummi, werfe meinen neuen DFB-Ausweis, das unnötige Trikot sowie die Jacke von Kai und mein iPad in meine Handtasche, nehme Autoschlüssel und Zimmerkarte, dann mache ich mich endlich auf den Weg.

Als mein Auto laut röhrt, lächle ich dümmlich vor mich her. Gerade, als ich von Parkplatz rolle, springt Florian vor mein Auto. Vor Schreck mache ich eine Vollbremsung. Mein Herz setzt einmal aus, als plötzlich Jamal an meine Scheibe klopft. Zu meinem Bedauern steht ausgerechnet Kai hinter ihm. Ich fahre meine Scheibe trotzdem runter, was Jamal mir mit Gesten zu verstehen gibt.

„Was?", frage ich, noch während die Scheibe runterfährt. Florian kommt dazu.

„Wohin fährst du?", fragt Jamal.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt