[Kai Havertz] Wer zuerst fällt

Kapitel 14

Die Feier ist bereits in vollem Gange. Jamal spielt noch solange Musik über die Boxen, bis Kontra K kommt. Niclas, unser Held des Tages, steht in einer Traube von Jungs, die ihm laut zujubeln. Lächelnd beobachte ich, wie er stolz grinsend mitklatscht. Ich gönne ihm, das Ausgleichstor geschossen zu haben. Alle sind gut drauf. Alle bis auf einer, der in diesem Moment bei Manuel steht und das ganze Spektakel von der provisorisch am Pool aufgebauten Theke aus beobachtet. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass Kai sich ebenfalls über Niclas' Ausgleich freut, erzählt sein Gesicht was anderes. Er sieht nicht nur wie üblich grimmig aus, nein, er sieht wirklich wütend aus.

Julian erscheint plötzlich an meiner Seite. Er sieht, dass ich Kai beobachte, weshalb er mich mit seinem Ellbogen anstößt und ich meinen Blick von dem Griesgram löse und stattdessen Julian ansehe, der mich breit anlächelt.

„Wir sind Gruppenerster", sagt er, klatscht dabei selbst in die Hand. Er ist stolz auf seinen Erfolg. Und vermutlich auch auf den Geldregen, den sie damit verdient haben.

„Glückwunsch. Du machst tolle Arbeit", sage ich ehrlich.
In dem Moment kommen Sandro und Lara auf uns zu. Lara natürlich wie immer filmend, weshalb ich mich so hinter Julian stelle, dass ich auf keinen Fall in dem Video zu sehen bin.

„Max kommt gleich", sagt Lara und Sandros Augen funkeln bereits ganz aufgeregt.

„Sind denn schon alle da?", fragt Julian unsere Social-Media Expertin.

„Fast." Julian hat der Mannschaft zur Feier des Tages erlaubt, ihre Frauen einzuladen. Diesmal aber das letzte Mal während der K.O.-Runde. Ab morgen fordert er wirklich Konzentration und Fokus.

Die Traube um Niclas löst sich langsam auf und der Torschütze fällt unserem Trainer in den Arm. Dann kommt seine Frau Lisa auf uns zu, weshalb Julian sich nun mit ihr und Niclas unterhält.
Da unser Gespräch offensichtlich beendet ist, beschließe ich, mir ein Getränk zu holen. Für die Jungs gibt es heute offiziell nur alkoholfreie Getränke. Für mich aber nicht. Außerdem konnte ich etwas Budget für einen Barkeeper locker machen, der eigens hier beschäftigt wird, um Cocktails zu mischen.
Er braucht zwar ewig für meinen Piña Colada, aber ich weiß eh nichts Besseres mit mir anzufangen, weshalb ich ganz froh bin, etwas Zeit totzuschlagen. Als er mir endlich meinen Cocktail gibt, schlendere ich am Glasstrohhalm nippend durch die Leute und sehe mich um. Plötzlich steht Toni breit grinsend vor mir.

„Hi!", sagt er. Er ist richtig gut gelaunt.

„Wo ist deine Frau?", frage ich. Ich meine, Jessica eben noch gesehen zu haben.

„Wieder bei den Kindern", sagt er lächelnd.

„Wollte sie nicht bleiben?", frage ich. Sicherlich weiß jeder, wer gleich noch kommt.

„Ist ihr zu viel. Das passt für uns, wenigstens haben wir uns überhaupt gesehen." Ich lächle zurück. Wieso ist er so eine gute Seele?

„Wann spielen wir nochmal Tennis?", frage ich und Toni reißt direkt seine Augen auf, als hätte er nur auf die Frage gewartet, da unterbricht eine viel zu helle und schneidende Stimme unser Gespräch.

„Was trinkst du da?" Sophia erscheint plötzlich an meiner Seite. Normalerweise bin ich größer als sie, doch heute trägt sie so hohe Schuhe, dass wir auf Augenhöhe sind. Sie trägt ein enges, silbernes Glitzerkleid und sieht viel zu gut für diesen Anlass aus. Ich trage ein schlappriges Croptop auf eine Highwaiststoffhose. Toni räuspert sich kurz, es stört sie nicht, dass sie uns unterbrochen hat.

„Piña Colada", antworte ich lahm. Nun erscheint Kai auf Sophias anderer Seite, Toni und er nicken sich kurz zu.

„Ich will auch so einen, Schatz", sagt sie und zieht an Kais schwarzem Deutschland-Shirt. Ich presse meine Lippen aufeinander. Toni schaut mich verwirrt an, sagt aber nichts.