Kapitel 20

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Die Vorbereitungen vor dem Spiel gegen Spanien sind die bisher schwierigsten. Spanien ist unser stärkster Gegner und ich habe jetzt schon das Gefühl, dass das kein gutes Ende nehmen wird.
Dennoch gebe ich mir jede Mühe bei meiner Arbeit, unterstütze Julian bei allem, wo ich ihm helfen kann. Er und Sandro trainieren auf Hochtouren, die Taktiker im Hintergrund haben diverse Spielzüge ausgearbeitet, die einstudiert werden wollen.

Ich komme vom Mittagessen mit Sandro zurück, es gab Spätzle mit Bacon, Tomate und Porree, als ich auf Julian treffe, der mir von dem restlichen Tagesplan berichtet.
Die Jungs haben den Vormittag frei, weil sie dafür den ganzen Nachmittag trainieren und um einundzwanzig Uhr für zwei Stunden wieder Dauerlauf machen müssen. Haha, scheiß Cardio.

Das bedeutet für mich zwar, dass mein Vormittag die Hölle ist, weil David nebenan lautstark mit Kathi telefoniert, Joshua unbedingt mit mir ins Gartencenter fahren will, Lara und Robert wieder irgendwas wegen TikTok haben und diverse andere Leute vor meiner Tür stehen oder mich anrufen.
Dafür wird heut Abend, sobald die Clowns ihren Dauerlauf starten, der Pool ganz alleine mir gehören und weil es heute wieder sehr heiß ist, kann ich es kaum erwarten. Ich sitze nur im Bikini Oberteil und einer kurzen Hose an meinem Schreibtisch, lasse die Sonne hereinscheinen, weil ich viel zu wenig Vitamin D kriege, wenn ich die ganze Zeit nur vor Bildschirmen abhänge und freue mich auf meine Bahnen am Abend.
Allerdings freue ich mich nur solange, bis mein Handy klingelt.

Kai Havertz

Mir war nicht mal klar, dass er überhaupt noch meine Nummer hat. Ungläubig starre ich auf den Namen auf meinem Bildschirm. Als ob auch er noch dieselbe Nummer hat?

Nach wenigen Sekunden verschwindet sein Name wieder und mir fällt jetzt erst auf, dass ich wieder einatme.
Dann klingelt mein Handy erneut, diesmal ruft mich eine unbekannte Nummer an. Skeptisch starre ich auf den Bildschirm und warte ab, bis der Anruf verschwindet. Ich gehe selten ans Handy, wenn ich nicht weiß, wer anruft.
Dann klingt es wieder, nochmal sein Name. Ich seufze. Die Neugier darüber, was er wohl hat, siegt.

„Was?", frage ich.

„Wir haben ein Problem", sagt er. Seine Stimme klingt nicht so rau wie sonst, vermutlich versucht er freundlich zu sein. Weil er was will. Als ich ihm antworten will, dass mir seine Probleme herzlich egal sind, fällt mir auf, dass er ‚wir' meinte.

„Wir?", frage ich. Er wird schon nicht uns meinen.

„Jaah", sagt er gedehnt und ich höre im Hintergrund ein Tuscheln. „Also Benjamin, Florian, Jonathan und ich stehen hier...", wieder tuschelt es am anderen Ende der Leitung, weshalb ich mich räuspere, „und wir haben gleich Training", er murmelt wieder irgendwas Unverständliches.

Ich unterbreche ihn harsch: „jetzt komm zum Punkt!" 

„Wir sind in so einem Freizeitpark und du musst uns abholen."

„Was?", frage ich. Mir rutscht die Brille von der Nase, ich schiebe sie wieder hoch.

„Was verstehst du nicht?", fragt er und wenn er sich eben noch bemüht, freundlich zu klingen, klingt er jetzt so genervt wie immer. 

„Was für Freizeitpark? Was macht ihr da? Und was habe ich damit zu tun?", frage ich. Was ist nur los mit ihm?

„War Flos Idee. Sind heute Morgen spontan mit 'nem Taxi hin, aber wir kriegen jetzt auf die Schnelle keins mehr. Und hier sind echt viele Fans." Ich höre im Hintergrund, wie Jonathan was sagt, aber ich verstehe es nicht. Irgendjemand ruft ‚King Kai'. Cringe.

„Und was habe ich damit zu tun?", wiederhole ich, lege meine Stirn in Falten und drücke meinen Zeigefinger in meine Schläfe. Dieser Typ bereitet mir Kopfschmerzen.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt