Kapitel 8

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„Ich muss da jetzt sofort in diese scheiß Kabine rein!" Ihre zickige Stimme bohrt sich geradewegs in mein Knochenmark. Was macht sie hier unten?

„Ich habe keine Ahnung, wer du bist!"

„Ich gehöre zum Nagelsmann Team." Sie faucht die Security richtig an. Vorsichtig luke ich um die Ecke, ich bin offenbar der einzige, der dieses Szenario mitbekommt.
Romina steht dort, trägt eines ihrer lässigen Kleider in rot, ihre schwarzen Chucks, ihre Haare wie immer unordentlich verknotet und ihre Brille sitzt schief. So würde ich sie auch nicht reinlassen. Hat sie denn keinen Ausweis oder so? Wahrscheinlich nicht, normalerweise soll sie auf der Tribüne sein. Ich seufze resigniert.

„Das kann ja jeder behaupten", sagt der Securitytyp. Recht hat er. Ich bin froh, dass er seinen Job richtig macht.

„Dann hol doch irgendjemanden, der wird's schon bestätigen!"

„Und was soll ich sagen?!", wird der Securitytyp jetzt lauter. „Sehr geehrter Herr Nagelsmann, hier steht eine, die behauptet, zu ihrem Team zu gehören?"

„Ja!", sagt sie, zuckt mit den Schultern und gestikuliert ausladend.

„Komm, verpiss dich jetzt." Der Typ baut sich noch größer vor ihr auf und macht keinerlei Anstalten sie vorbeizulassen.
Gerade, als sie ihren Mund öffnet, um vermutlich völlig auszurasten, überkommt mich mein Instinkt und ich greife ein. Sie wird schon ihren Grund haben, weshalb sie unbedingt zu Julian muss.

Als ich nun vollständig um die Ecke komme, zuckt sie zusammen, sobald sie mich sieht. Ihre Augen gucken überall hin, nur nicht zu mir. Der Securitytyp bemerkt ihre komische Reaktion und dreht sich ebenfalls zu mir um.

„Kai Havertz", sagt er mit großen Augen, als wüsste ich nicht selbst, wie ich heiße. Als ich bei ihm ankomme, stelle ich fest, dass ich größer bin. Mit ausdrucksloser Miene sehe ich auf ihn hinab.

„Die gehört wirklich zu uns", sage ich und nicke kurz zu Romina. Sie wirft dem Typen einen vielsagenden Blick zu, hebt arrogant ihr Kinn an und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Oh", sagt er, sieht zwischen ihr und mir hin und her, bevor er zur Seite geht. „Sorry."
Romina stampft erhobenen Hauptes an ihm vorbei, würdigt ihn keines weiteren Blickes. Mich jedoch auch nicht. Als sie an mir vorbeiläuft, riecht es wie immer nach Ananas, weil sie vermutlich schon wieder Kaugummi kaut. Genervt schaue ich ihr hinterher, während sie geradewegs in die falsche Richtung läuft.

„Wo willst du hin?", frage ich.

„Zu Julian", sagt sie und ihre Stimme klingt immer noch enorm zickig. Was hat sie schon wieder für ein scheiß Problem?
Ich bin kurz versucht, sie einfach in die falsche Richtung laufen zu lassen. Mir doch egal, ob sie Julian findet oder nicht. Dann jedoch atme ich einmal tief durch.

„Dann läufst du halt falsch", sage ich und abrupt bleibt sie stehen. War sie überhaupt schon mal hier unten? Als sie sich zu mir umdreht, presst sie ihre Lippen aufeinander und versucht noch immer überall hinzusehen, nur nicht in meine Augen.

„Wo finde ich Julian denn?", fragt sie mit knirschenden Zähnen.

„Komm mit", sage ich und nicke mit meinem Kopf in die richtige Richtung. Sie lässt ihre Schultern ein bisschen hängen, sie wird es hassen, hinter mir her zu laufen, trotzdem folgt sie mir kommentarlos.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt