Kapitel 9

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Es ist der erste Samstag seit Langem an dem ich endlich nochmal frei habe. Doch leider nur ich und die Mannschaft, denn die Spiele gehen weiter, weshalb Sandro, Benni und Julian sich heute zusammen mit den Analytikern und Experten alle Spiele der Gegner ansehen und Notizen machen. Die Spiele werde ich mir aber ebenso ansehen. Wie sollte ich auch drum rum kommen? Sie werden immerhin im Aufenthaltsraum auf einer riesigen Leinwand übertragen. Außerdem mag ich Fußball. Zumindest mochte ich es mal.

Ohne Arbeit weiß ich nichts Besseres mit meinem Vormittag anzufangen, weshalb ich kurzerhand eine kleine Runde joggen gehe. Doch schon nach einem Kilometer vergeht mir schlagartig die Lust, weshalb ich missmutig zurückgehe.
Die Jungs aus der Mannschaft haben heute Trainingspause, die sie sich nach dem erfolgreichen Spiel auch verdient haben. Viele sind zu ihren Familien gefahren beziehungsweise haben Besuch von ihren Frauen. Da ich weder beim Frühstück noch beim großen Empfang dabei war, weiß ich allerdings nicht, wer. Außer David und Katharina ist mir heute noch niemand über den Weg gelaufen. Zum Glück.
Ausgerechnet als ich jeden Gedanken daran unterdrücke, wo Kai eigentlich sein könnte, läuft mir Toni über den Weg. Auch er trägt Sportkleidung. Er soll doch Pause machen!

„Hey!", ruft er. Ich winke zur Begrüßung, nehme meine AirPods aus den Ohren.

„Du alleine?", frage ich, verwirrt darüber, dass ich dachte, er wäre gar nicht da.

„Jaja", sagt er. „Ich will mich nicht ablenken lassen." Ich nicke verstehend, will gerade wieder meine AirPods anziehen, da fragt er: „hast du Lust eine Runde Tennis zu spielen?"

Kurz überlege ich. Eigentlich ist mir die Lust auf Sport vergangen, andererseits habe ich auch noch immer nichts Besseres zu tun. Also zucke ich mit den Schultern.

„Warum nicht", sage ich. Er lächelt mir zu, dann gehen wir nebeneinander her, geradewegs auf den Trainingsplatz zu, auf dem sich auch ein Tennisfeld befindet. Während des Weges unterhalten wir uns ein bisschen über das gestrige Spiel, was grundsätzlich ein wirklich solides Spiel war. Allerdings denke ich auch, dass Schottland einer der schwächeren Gegner war und wir uns nicht auf dem Sieg ausruhen dürfen.

Am Tennisfeld angekommen holen wir uns die passenden Schläger, ich lege mein Handy, Kopfhörer und meine Zimmerkarte auf die Bank am Rande des Felds. Da ich zum Laufen nie Brille trage, habe ich jetzt beim Tennis natürlich das Problem, dass ich den Ball zu spät sehe. Verdammt, daran hab ich nicht gedacht.

„Eh, Toni", sage ich vorsichtig, als ich auf eine Seite laufe und er auf die gegenüberliegende. Ich habe zwei Bälle in der Hand, einen stecke ich mir in die Hose. „Will dich nur vorwarnen, dass ich wirklich sehr blind bin." Toni lacht laut auf.

„Ich schlage nicht zu feste", sagt er und lächelt breit.

„Danke." Ich stelle mich rechts hinter die Grundlinie, werfe mit links den Ball hoch und schlage den Ball so fest ich kann in das Feld. Toni kommt ran, spielt den Return weit und nach links, weshalb ich sofort laufen muss, aber noch mit der Rückhand drankomme.
Und obwohl ich dachte, dass ich keine Lust auf Tennis hätte, macht es mir sofort unglaublichen Spaß.
Wir spielen mehrere Sätze, Toni ist natürlich viel besser als ich, weil er sowohl größer, als auch stärker ist und viel mehr Kraft hinter seinen gespielten Bällen steckt, aber wir haben trotzdem ein gutes Spiel.

Gerade, als ich wieder mit Aufschlägen dran bin, winkt Toni zwei Gestalten, die am Trainingsgelände vorbeilaufen. Ich erkenne sie nicht, erahne aber einen großen Dunkelhaarigen und eine kleinere Brünette. Es könnte jeder sein, ich befürchte jedoch das Schlimmste.
Die beiden winken Toni zurück, der abgelenkt ist, weshalb ich gnädigerweise mit dem Aufschlag warte. Ich beobachte, wie das Mädchen dem Typen am Shirt zieht und dann in unsere Richtung deutet. Ich erkenne ihre Gesichter leider noch immer nicht. Ich erkenne ja nicht mal Tonis Gesicht über das Tennisfeld.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt