Kapitel 24

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Mit einem von Thomas frisch gezapften Bier in der Hand stehe ich bei Joshua und Jonathan und lasse mir von ihnen erklären, wieso es nicht schlimm ist, ausgeschieden zu sein. Skeptisch höre ich ihnen dabei zu, freue mich für sie, dass sie sich auf ihren wohlverdienten Familienurlaub freuen und gleichzeitig habe ich keine Lust auf die ganze restliche Abwicklung, die jetzt noch für Julian und mich folgen wird. Aber damit hat die Mannschaft natürlich gar nichts mehr zu tun.
Mein Bier ist leer und ohne dass ich was sagen muss, hält Thomas mir ein neues hin. Wir nicken uns kurz zu. Gestern standen ihm noch die Tränen in den Augen, heute hat er sich schon damit arrangiert, dass es wohl sein letzter Tanz mit der DFB-Elf war. Ich lächle ihm zu, er zwinkert. Dann dreht er sich zu Deniz und Robert, um die nächsten Scherze zu machen. Er heitert diejenigen auf, die noch immer enttäuscht sind.

Joshua beschließt, sich von seinem Bonsai zu verabschieden, Jonathan wird von Antonio angesprochen und ich beschließe, zu Manuel und Marc zu gehen, die bei Lara stehen und in ihr Handy sprechen.
Mit Abstand, damit ich ja nicht im Video auftauche, schaue ich kurz dabei zu, was Lara mit dem Torwartduo veranstaltet, bis sich Manuel an mich wendet.

„Hey, Romina", sagt er. Manuel erinnert mich immer ein bisschen an Henrik.

„Joshua meinte, du wolltest was von mir?", frage ich und schiebe meine Brille zurecht, die mal wieder von meiner Nase rutscht.

„Ja, ich weiß, dass das hier zwar Tonis Abschiedsparty ist, aber trotzdem wollte ich mich auch bei bedanken, für die Organisation und all das", sagt er und lächelt mich freundlich an.
Auch Manuel wird ab sofort nicht mehr Teil der Mannschaft sein, was natürlich traurig ist, aber andererseits weiß ich auch, wie sehr Marc sich auf seinen Einsatz freut.

„Klar, gerne", sage ich und wir stoßen mit unserem Bier an. War's das? Ich sehe Manuel fragend an. Wir hatten in der ganzen Zeit nicht so viel miteinander zu tun, ich kann nicht einschätzen, ob er noch was auf dem Herzen hat. Gerade, als ich ihn fragen will, packt er meine Schulter und zieht mich etwas von Lara und Marc weg, damit wir unter vier Augen sprechen können.

„Ich hab noch was", sagt er. Wusste ich's doch.

„Bitte?", frage ich und nippe an meinem Bier.

„Lass Kai nicht fallen", sagt er unerwartet ernst. Nervös lache ich in mein Bierglas, zucke unkontrolliert mit dem Kopf.

„Bitte?", wiederhole ich noch immer künstlich lachend, aber Manuel sieht mir tief in die Augen.

„Ich bin doch nicht blind. Oder blöd. Aber ihm geht's nicht gut", sagt er und schüttelt so den Kopf, als wäre ich dumm.

„Bitte?", wiederhole ich und verstehe noch immer nicht, was er mir sagen will. Manuel grinst nun halbherzig und klopft mir auf die Schulter.

„Du verstehst das schon." Dann lässt er mich dumm da stehen und geht zurück zu Lara. Da ich keine Lust habe, auf irgendeinen TikTok Blödsinn, drehe ich mich in die andere Richtung, weil ich ursprünglich mal auf der Suche nach Toni war, da das hier eigentlich seine Daydrinking Party ist, die ich für ihn organisiert, aber ihn seit der morgendlichen Physiotherapie der Jungs nicht mehr gesehen habe.
Doch anstatt Toni, fällt mir Niclas ins Auge, der nicht weit von mir entfernt an der Wand gelehnt steht und mich argwöhnisch ansieht.

„Er hat Recht", sagt er, nickt mit dem Kopf Richtung Manuel, stößt sich von der Wand ab und kommt langsam auf mich zu.

„Ich hab' keine Ahnung, was ihr meint", sage ich und meine Stimme klingt etwas genervt.

„Ach, Romi, bitte", winkt Niclas ab, „sieh dir das Elend doch mal an." Niclas deutet irgendwo in die Menge hinter mich, wo ich Kai vermute, doch selbstverständlich drehe ich mich nicht um. Ich kann seinen Anblick nicht ertragen. Mir doch egal, wie er aussieht.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt