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Am Abend saß ich wieder am Fenster. Jaro kam nach Hause. Ich hörte das Bike. Ich beobachtete die Lichter die im Haus an gingen, Zimmer für Zimmer. Dann stand er kurz draußen. Ohne Helm. Leider war es nicht mehr hell genug um was zu erkennen. Er schaute wohl in den Himmel. Ich konnte nicht wirklich deuten, wohin sein Blick ging. Meine Neugier war ziemlich groß und ich dachte, vielleicht kann ich mich mal ranschleichen. Kurz über den Zaun spähen. Ich rannte schnell runter und lief geduckt in den Garten. Langsam nährte ich mich dem Zaun. Mein Herz klopfte. Bitte sei noch draußen! War mein Gedanke. Und das war er tatsächlich. Ein kurzer Blick, aber trotzdem konnte ich nicht erkennen wie er aussah. Sie hatten kein einziges Licht im Garten. Das Haus warf ein riesigen Schatten über diesen. Vielleicht sollte ich ihn mal ansprechen? Als ich noch mal schauen wollte war er weg, aber die Tür stand auf. Hat er vergessen die zu zumachen? Die Gedanken wurden Dreist. Ich konnte doch nicht ... aber leider tat ich das doch. Ich stieg über den Zaun, beziehungsweise fiel über ihn. Im klettern war ich noch nie gut. Dann lief ich zur Tür und wollte nur lauschen. Es war ziemlich ruhig darin. Ich bemerkte nicht wie ich schon halb in der Tür stand, erst als der Boden unter mir knarte. Shit! Dass haben die sicher gehört. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Dann sah ich im Augenwinkel was. Da stand jemand im dunklen. Ich erschrack und wollte reinlaufen, blieb aber mitten im Flur stehen. Was tu ich da? Ich hatte hier drin nichts zu suchen. Als ich zurücklaufen wollte, rannte ich plötzlich gegen jemanden. Ein Zungenschnalzer war zu vernehmen und dann ertönte dieser tiefe Bass wieder.

"Du bist ganz schön ungezogen." Ich blickte hoch. Wieder hatte er was übers Gesicht gezogen. Warum versteckte er sich immer? Ich schaute in seine fast pechschwarzen Augen. Seine Haare fielen ihn bei der letzten Bewegung vor diese. Und wie in Trance ohne zu überlegen was ich da tat, strich ich sie nach hinten. Hatte ich das wirklich getan? Fragte ich mich innerlich selbst und hielt in der Bewegung inne. Wie immer übertroffen peinlich.

"Du solltest lieber ins Bettchen gehen kleines, sonst Jagt dich noch der böse Wolf." Wenn er wüsste. Vielleicht wollte ich ja die Beute sein. Das Spiel konnte er ruhig spielen.

"Dann fang an." Warum war ich so anders bei ihm? Ich tat Dinge, die ich mich sonst nicht traute. Plötzlich fiel mir was auf, als er sich leicht zur Seite drehte. Eine Narbe die bis über die Schläfe ging. Ein Tattoo sollte es wohl verdecken, klappte aber nur halbwegs gut. Ich zog leicht an seiner Maske, die ihn von der Nase rutschte. Aber da er mich mitten in der Bewegung stoppte, konnte ich sein Gesicht nicht ganz freilegen.

"Du bist dafür feige. Ständig versteckst du dich." Dies ließ ihn böse auf mich herab Blicken.

"Du solltest gehen." Ich muss irgendwie ihn getroffen haben. Ich wollte mich nicht schon wieder abwimmeln lassen. Ich wollte es noch mal probieren, aber er hielt mich wieder fest und drückte mich gegen die Wand. Irgendwie war dass sehr erregend. Und er schien zu merken, wie mein Körper anfing zu reagieren. Mein Atem wurde schneller. Mein Herz raste und ich wurde etwas unruhiger. Mein Blick sagte ihm wohl auch mehr als mir selbst lieb war.

"Entweder es kommt noch was, oder du lässt mich besser los. Ich kann echt laut schreien."

"Das wirst du auch, wenn du so weiter machst." Nicht die Worte allein, sondern wie er sagte und dabei näher kam war unglaublich! Ich bekam ein dicken Kloß im Hals und traute mich kaum noch zu Atmen. Entweder dachte ich zu pervers, oder er meinte es wirklich so!

Er ließ zwar los, aber kesselte mich dafür ein. Sein Blick war so intensiv. Als ich ein drittes Mal die Hand hob, schaute er warnend. Ich nahm diese Warnung an und ließ die Maske in Ruhe. Fuhr aber über sein Tattoo und die Narbe.

"Ich weiß nicht was du versteckst, aber es muss was außergewöhnliches sein." Ich lächelte dabei leicht, was ihn irgendwie irritierte. Er ließ komischerweise auch gewehren. Dann drückte er auf den Lichtschalter. Es war plötzlich stockdunkel. Ich zuckte sogar zusammen. Ich stand da. Im dunklen Flur mit ihm! Ich sah wie er sich bewegte. Und plötzlich war sein Ton anders. Hatte er die Maske weg?

"Nein. Nur das Biest." Was meinte er damit? Ich tastete nach ihm. Erfasste sein Gesicht. Ich spürte mehr Naben. Und dann, spürte ich wie er noch näher kam. Sein Atem, der sich sanft auf meinem Gesicht legte. Dann hörten wir Schritte und das Licht ging wieder an. Er hatte die Maske verdammt schnell wieder auf.

"Layla? Was ... Was macht ihr hier?" Wie sollte ich das erklären?

"Sie wollte gerade wieder gehen." War die einzige Antwort die Travis bekam. Ich schaute Jaro etwas widerwillig an.

"Geh. Bevor die Jagd jetzt schon endet." Flüsterte er mir zu. Travis verschränkte die arme mit einem schiefen grinsen.

"Sagt bescheid wenn ich überflüssige bin." Sagte er Scherzhaft. Aber Jaro und ich starrten uns weiter an. Keiner wollte nachgeben. Keiner bewegte sich auch nur einen Millimeter. Erst das laute Räuspern von Travis ließ Jaro zurückweichen.

Ich lief dann wie ein aufgeschrecktes Reh aus dem Haus. Ich hätte nie gedacht, ihm mal so nah zu sein. Gott! Er duftete so gut. Eine Mischung aus Holzigem und Zitrone und dazu noch sein männlicher Eigengeruch, der ihn unwiderstehlich machte.

Riding Neighbor - Doppelter RittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt