Kapitel 1: Sweet Waterfront Bakery

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Matty

„Ta-da!" Matthijs hob die Arme in die Luft und deutete mit einem breiten Grinsen nach vorne. Eine kalte Brise wehte ihm seine blonden Haare in die Stirn. Er hatte monatelang auf diesen Moment hingearbeitet und weder der graue Himmel noch die Eiseskälte dieses Tages konnten seine Freude trüben. „Na, was meinst du?" Gespannt sah er zu seiner Freundin, die neben ihm stand.

Die untere Gesichtshälfte in einem Schal vergraben, blickte seine beste Freundin auf das Gebäude vor ihnen. Matthijs konnte sehen, wie ihre braunen Augen über das Gebäude huschten. Von dem spitzen Giebeldach, über die hellgrauen Fensterläden, die himmelblaue Fassade, zur minze-farbenen Holztür. Über der Tür hatte er ein Metallschild angebracht. Dabei hatte er sich fast den Hals gebrochen, als die alte Leiter unter ihm bedrohlich gewackelt hatte.

Auf dem grauen Schild stand mit weißer Schrift: „Sweet Waterfront Bakery". Er hatte lange über einen passenden Namen nachgedacht und hätte eigentlich lieber einen typisch niederländischen Namen gewählt. Aber am Ende hatte sein Bankberater ihn überzeugt, dass er einen Namen wählen sollte, den die vielen Touristen, die Amsterdam besuchten, bei Google finden würden. Vielleicht würde er den Namen noch ändern, wenn seine Bäckerei erst einmal erfolgreich lief.

Als der Blick seiner Freundin Floortje, die von allen nur Flo genannt wurde, das gesamte Gebäude einmal von Oben bis Unten gescannt hatte, drehte sie sich langsam zu ihm um. Sein Herz pochte beinahe schmerzhaft in seiner Brust. Diese kleine Bäckerei war sein Traum. Seit er denken konnte wollte er nichts anderes als backen. Er hatte alle seine Ersparnisse und einen riesigen Kredit in die Renovierung gesteckt. Dazu Blut, Schweiß und Tränen. Das hier musste einfach klappen. Es musste! Flo war seine beste Freundin und hatte ihn von Anfang an bei seinem Abenteuer begleitet. Sie hatte mit ihm Instagram, Pinterest und Google nach Farben, Mustern und Ideen abgesucht. Hatte für ihn Handwerker, Baumärkte und Innenarchitekten abtelefoniert. Ohne sie wäre er nie so weit gekommen.

Doch sie war wegen ihrer Arbeit in der letzten Bauphase im Ausland gewesen und hatte nur Fotos und kurze Videos von den Arbeiten gesehen. Er hatte sie mit dem Endergebnis überraschen wollen. Matthijs war Flos Meinung unglaublich wichtig. Wenn das Design Flo nicht gefiel, dann wäre das ein Desaster. Flo hatte nämlich von allen Menschen die er kannte den besten Geschmack. Darum war sie auch eine erfolgreiche Bloggerin und freischaffende Journalistin. Wenn sie etwas mochte, dann kam es auch beim Publikum gut an.

Langsam, fast bedächtig, zog Flo ihre Hände aus den Manteltaschen. Sie trat näher zu ihm und seufzte. Oh Nein, dachte Matthijs. Es gefällt ihr nicht! Gleich wird sie mir sagen, wie furchtbar sie es findet. Sein Herz sackte ihm in die Hose und seine Hände fingen an zu schwitzen. Flo atmete tief ein, dann zog sie den Schal von ihrem Gesicht.

Und zeigte ihm ein breites Grinsen. „Es sieht toll aus, Matty. Einfach wunderhübsch."

„Awww!" rief Matthijs und warf sich in Flos Arme. „Wirklich? Nicht zu bunt? Ich wollte, dass es einen französischen Touch hat, aber nicht zu hippy-mäßig."

„Nein Matty, genau richtig", lachte Flo und drückte ihn an sich. „Es passt zu dir."

Matthijs, Matty für seine Freunde, ließ Flo los und drehte sich wieder zu seiner Bäckerei um. Er seufzte erleichtert. Seine eigene Bäckerei. Hier, in Amsterdam, der besten aller Städte. Wenn ihn vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass er heute vor seinem eigenen Laden steht, hätte er ihn ausgelacht. Aber hier stand er nun. Bäckereibesitzer. Unternehmer. Entrepreneur! Hoch verschuldet, müde und nervös, aber glücklich.

„Wollen wir reingehen?" fragte er und hielt einen Schlüssel in die Höhe.

„Und wie!" Flo stampfte mit den Füßen auf. „Für März ist es verdammt kalt."

Tinte, Torte und TestosteronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt