Kapitel 33: Aufräumarbeiten

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Matty

„Oh Matty, das sieht doch gar nicht so schlimm aus. Ein wenig putzen, ein bisschen Farbe und dann sieht es aus wie neu." Flo hatte die Hände in die Hüften gestemmt und besah sich den Schaden in der Backstube. Das Fenster musste ersetzt werden, genauso wie die Tür. Aber im Großen und Ganzen hatte Flo recht. Das Wasser der Feuerwehr war kaum eingedrungen und es war schon wieder getrocknet. Wenn er sich beeilte, konnte er in ein paar Tagen schon wieder backen. Außerdem hatte irgendjemand seine Haustür provisorisch mit Sperrholz verschlossen, sodass niemand einfach hereinkommen konnte. Vielleicht waren das die Feuerwehrleute gewesen. Jedenfalls war Matty demjenigen unendlich dankbar. Er hatte wirklich zwei Linke Hände, was Handwerksarbeiten anging.

„Ich glaube, ich habe Glück im Unglück gehabt." Matty strich mit einem Finger über die Rußschicht an der Wand. „Wenn Wolf nicht die Feuerwehr gerufen hätte..."

„Hat er aber", sagte Flo und rollte die Ärmel ihres Pullovers hoch. „Und du kannst verdammt froh sein, dass er so spät noch da war. Wo ist dein Putzzeug?"

Flo war gleich vom Flughafen zur Bäckerei gekommen, auch wenn Matty ihr gesagt hatte, dass das nicht notwendig war. Aber sie wollte mit eigenen Augen sehen, wie groß der Schaden war und egal was Matty gesagt hatte, sie hatte sich nicht davon abbringen lassen. Und wenn er ehrlich mit sich war, war er froh, Flo an seiner Seite zu haben. Wenn sie bei ihm war, erschien ihm alles nicht ganz so überwältigend.

Auch Wolf und Pearl waren eine große Hilfe gewesen. Sie hatten angeboten, beim Säubern zu helfen, doch Matty hatte abgelehnt. Jetzt wo er wusste, wie prekär Wolfs finanzielle Lage war, wollte er nicht, dass er wegen ihm Umsatz verlor. Außerdem hatte Wolf ihm schon genug geholfen. Trotzdem ließen es sich Pearl und Wolf nicht nehmen, ihren Teil zu der Schadensbehebung beizusteuern. Pearl hatte ihm frischen Kaffee und Schokolade gebracht und angeboten, dass er sie jederzeit anrufen konnte, wenn er doch Hilfe brauchte. Und Wolf hatte ihm geholfen, die schweren Geräte aus der Küche in den Verkaufsraum zu tragen. Ohne seine Hilfe hätte Matty die schweren Rührschüsseln und Knetmaschinen wohl keinen Zentimeter bewegen können. Aber so konnte er die Wände vom Ruß säubern und neu streichen.

Als Matty jetzt den Lappen ins Wischwasser tunkte, um die Wand abzuwischen, überlegte er, dass Wolf, Pearl und Flo eine größere Hilfe waren als Mark. Der hatte sich endlich gegen Mittag bei ihm gemeldet. Angeblich hatte er seine Nachrichten nicht gesehen, da er schon sehr früh ins Büro aufgebrochen war. Und dann hatte er den ganzen Vormittag eine Besprechung nach der anderen gehabt. Aber wenn er gewusst hätte, was passiert war, dann wäre er natürlich sofort vorbeigekommen. Die Tatsache, dass Mark sich nicht frei genommen hatte, um wenigstens vorbeizukommen, tat weh. Und außerdem glaubte Matty nicht so richtig, dass Mark seine Nachrichten nicht früher gesehen hatte. Mark sah immer auf sein Handy. Immer. Matty war überzeugt, dass Mark ihm nicht hatte antworten wollen. Er war wegen ihres Streits noch beleidigt gewesen.

Zusammen mit Flo säuberte er die Backstube und den Verkaufsraum, dann strichen sie die Wände. Es fing schon an, draußen dunkel zu werden, als er den Farbeimer verschloss und die Pinsel auswusch. Für das Fenster und die Tür hatte Matty einen Termin bei einem Schreiner gemacht, der in den nächsten Tagen vorbeikommen würde. Bis dahin mussten die angekokelten Fenster drinbleiben. Matty hängte gerade einen Lappen zum Trocknen über einen der Heizkörper, als er Marks Stimme hörte.

„Matty, bist du da? Meine Güte, wonach riecht es hier?"

Mark, gekleidet in einen grauen Anzug mit einer orangenen Krawatte, kam in die Backstube und verzog den Mund. „Ist das..."

„Rauch", erwiderte Matty. „Und Farbe. Und Essig."

„Das stinkt ja widerlich." Mark sah sich um, dann ging er zu Matty und umarmte ihn. „Ich bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist. Wenn ich mir überlege, was da alles hätte passieren können. Da will ich gar nicht dran denken." Er drückte Matty an sich und strich ihm übers Haar. Sein Aftershave stach Matty in der Nase.

Tinte, Torte und TestosteronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt