Kapitel 44: Das Tattoo

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Wolf

Es war schon spät, als die Türglocke über seiner Tür klingelte. Wolf stöhnte. Er hatte vergessen abzuschließen. Ohne den Kopf aus dem Pausenraum zu stecken, rief er: „Wir haben geschlossen, kommen Sie morgen wieder."

Er lauschte, doch er hörte nicht, wie die Tür auf und wieder zuging. Genervt drehte er sich um und ging hinaus in das Studio, bereit diesen späten Kunden vor die Tür zu setzen. Es war ein langer Tag gewesen und er wollte nur nach Hause, etwas essen und dann ins Bett. Doch als er sah, wer da vor ihm stand, blieb er wie angewurzelt stehen.

„Hi", sagte Matty und winkte ihm kurz zu. Seine Ohren wurden fast augenblicklich rosa. Wenn Wolf nicht so überrascht gewesen wäre, hätte er es bezaubernd gefunden.

„Uh, hallo", antwortete er und fuhr sich dann durch die Haare. Was machte Matty hier? Seit seiner gestammelten Entschuldigung hatten sie sich nicht mehr gesehen. Und das war jetzt Wochen her. Was also trieb Matty jetzt zu ihm?

Vor ihm trat Matty von einem Fuß auf den anderen. „Ähm...also...wenn du schon geschlossen hast, dann komm ich ein anders Mal wieder."

„Nein, schon okay", beeilte sich Wolf zu sagen. Er wollte nicht, dass Matty ging. „Ist etwas passiert?"

Matty schüttelte den Kopf. „Nein, nein, alles gut." Sein Blick huschte zu Wolf und dann über die Wände des Studios. „Eigentlich bin ich hier, um..." Matty zögerte und biss sich auf die Unterlippe. „Also, es ist so...."

Matty

Verdammt! Warum war das so schwer? Matty holte tief Luft und spürte, wie sein Herz heftig in seiner Brust pochte. Er hatte sich stundenlang überlegt, was er zu Wolf sagen sollte. Hatte es sogar vor dem Spiegel geprobt, bevor er hier herübergekommen war. Und jetzt bekam er die Worte einfach nicht heraus!

Seit Tagen schon hatte er sich Mut zugesprochen. Hatte sich überlegt, was er sagen und tun konnte, wenn er Wolf dann tatsächlich gegenüberstehen würde.

„Hallo Wolf, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich auch mag. Gehst du mit mir auf ein Date?" war da noch die einfachste Variante gewesen, die er sich überlegt hatte. Sein Favorit war gewesen: „Hi, ich bin ein Idiot, küss mich!".

Himmel, es hatte Matty Wochen gekostet um durch seine ganzen Gefühle hindurch zu waten und sich klar zu werden, dass er nicht nur freundschaftliche Gefühle für Wolf hatte. Ganz und gar nicht. Aber alle seine Gefühle für Wolf waren durch Mark verdreht und verändert worden. Und dann diese ganze elendige Geschichte mit Mark und dann der Kuss auf dem Boot. Es war für den Moment einfach zu viel gewesen. Deswegen war er weggelaufen. Nicht, weil er Wolf nicht mochte. Sondern weil er erst einmal mit seinen Gefühlen für Mark fertig werden musste, bevor er Platz für neue hatte.

Aber er hatte daran gearbeitet und hatte festgestellt, dass er Wolf mochte. Wirklich, wirklich gerne mochte. Und er wollte es versuchen. Wollte sich in Wolfs grauen Augen verlieren, seine Finger durch seine dunklen Haare streichen und – und da war er sich 100% sicher – diese starken Schultern umarmen und Wolfs breite Brust an seine pressen. Und der erste Schritt, um das zu erreichen, war, mit Wolf zu reden.

Also warum in drei Teufels Namen vermasselte er es dann jetzt so furchtbar? Warum war Reden so schwer?

Er holte tief Luft, fühlte seine Wangen brennen, und sagte das Erste, was ihm in den Sinn kam.

„Ich will ein Tattoo!"

Fuck...

Wolf

„Du willst ein Tattoo?" Wolf traute seinen Ohren kaum. Er hatte Matty nicht für einen Tattoo Typen gehalten, im Gegenteil.

Vor ihm nickte Matty, doch seine Augen waren groß geworden. „Äh, ja. Ein Tattoo."

Tinte, Torte und TestosteronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt