Kapitel 29: Das Date

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Matty

Matty rührte so heftig in der Schüssel, dass die Pfirsich- und Zimtmischung herausspritzte und mit einem Klatschen auf dem Boden landete. Er verzog den Mund und rührte etwas langsamer weiter. Flo, die neben ihm Äpfel kleinschnitt, sagte: „Vielleicht solltest du doch Überwachungskameras aufhängen. Den Täter auf frischer Tat ertappen und so."

„Dafür habe ich kein Geld und es sieht blöd aus. Außerdem weiß ich, wer es war." Matty stellte die Schüssel ab und holte den vorbereiteten Blätterteig aus dem Kühlschrank. „Er war als einziger vor dem Haus, Flo. Wolf war das mit dem Graffiti und er hat auch meine Blumenkübel kaputt gemacht. Ich weiß es."

Flo seufzte, doch sie widersprach ihm nicht. Während er den Blätterteig ausrollte, in Stücke schnitt und dann die Pfirsich-Zimt Füllung darauf verteilte, kehrten Mattys Gedanken zu seinem Gespräch mit Wolf zurück. Sein Nachbar hatte es abgestritten, natürlich hatte er das. Aber in der Nacht war niemand außer ihm vor Ort gewesen. Matty hatte ihn sogar vor dem Haus gesehen! Wer sollte es sonst gewesen sein?

Zuerst machten diese Rocker seine Fahne kaputt und pinkelten an seine Wand. Dann die Eier an seiner Fassade, die toten Blumen und die Hassbotschaften im Briefkasten. Und dann waren da noch seine zerschnittenen Reifen gewesen. Und jetzt das. Jemand hatte es ganz eindeutig auf ihn abgesehen und auch wenn Flo anderer Meinung war, so konnte sich Matty niemand anderen denken, der ihm so übel mitspielen würde.

Er hatte keine Feinde. Niemanden, der ihm Böses wollte. Es konnte einfach nur sein Nachbar sein. Wer sonst hätte einen Grund, ihn von hier vergraulen zu wollen? Doch Flo war immer noch skeptisch „Warum sollte Wolf dir denn schaden wollen? Eure Geschäfte konkurrieren doch gar nicht miteinander."

„Weil er mich nicht mag", sagte Matty.

„Und was war vor ein paar Wochen, als er dir geholfen hat hier einzuziehen? Außerdem hat er dich gegen diese Rockertypen verteidigt. Er ist ein netter Kerl." Darauf hatte Matty nicht sofort eine Antwort, aber die Tatsache, dass Wolf ein paar Mal nett zu ihm gewesen war, änderte nichts an der Tatsache, dass er da gewesen war, als jemand seine Blumentöpfe zerstört hatte. Er hatte direkt vor der Haustür gestanden. Er musste es gewesen sein.

Und er kam auch nie herüber, oder? Nie betrat er die Bäckerei, obwohl er den Kaffee mochte und angeblich ein Zuckerjunkie war. Pearl war es, die immer etwas besorgte. Niemals Wolf. Er hatte sich auch nicht wirklich für die Torte zu seinem Geburtstag bedankt. Warum wohl?

Weil er keine queeren Leute mag, dachte Matty. Das ist der Grund. Ich bin ihm und seiner Kundschaft ein Dorn im Auge. Deshalb will er mich loswerden. Das hatte auch Mark gesagt, als er ihm von den Schmierereien und den zerstörten Blumentöpfen erzählt hatte.

„Das ist eine Guerillataktik, Matty. Er will dich psychisch brechen, damit du aufgibst. Solche Leute wie der, die hassen alles und jeden, der anders ist," war Marks Meinung dazu gewesen.

Matty schob die Blätterteigtaschen in den Ofen und nahm die klein geschnittenen Äpfel von Flo. Er mischte sie mit Zucker, Vanille und Zimt und gab sie in kleine Förmchen, in denen er schon einen Mürbeteig gelegt hatte. Dann bedeckte er sie mit Teig, bestrich alles mit Ei und schob sie zu den Pfirsichteilchen in den Ofen.

Nachdem er und Flo die Backstube gesäubert hatten, setzten sie sich mit einem Kaffee in den Verkaufsraum. Draußen prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben. Normalerweise hatte Flo keine Zeit, ihn tagsüber zu besuchen, aber heute hatte sie den Nachmittag frei und wollte ihm Gesellschaft leisten.

Matty war froh, dass er sie zum Reden hatte. Er sah aus dem Fenster, verfolgte die Touristenboote, die trotz des Regens vorbeifuhren. Er fragte sich, ob die Leute durch den Regenschleier überhaupt etwas sehen konnten. Die Wut, die er noch vor ein paar Minuten verspürt hatte, war verflogen. Jetzt fühlte er sich nur noch erschöpft. Warum tat ihm jemand so was an? Was hatte er denn falsch gemacht?

Tinte, Torte und TestosteronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt