Kapitel 12: Koningsdag

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Wolf

Der Köningstag brach kühl, aber mit einem strahlend blauen Himmel an. Wolf war schon früh zur Arbeit gefahren, um alles für den Flash vorzubereiten. Als er seinen Helm abnahm und die kühle Morgenluft einatmete, roh er Zimt in der Luft. Und Zucker. Sein Nachbar musste auch schon da sein. Die Bäckerei war immer schon geöffnet, wenn Wolf herkam. Er fragte sich, wie früh Matty wohl aufstand.

Sein Blick ging zum Nachbarhaus. Sofort fiel sein Blick auf die große, bunte Flagge die neben der Nationalflagge über der Tür hing. Matty hatte eine Pride Flagge aufgehängt. In Amsterdam war dies nichts Besonderes, aber die bunten Farben sahen vor dem himmelblauen Farbton der Bäckerei geradezu lebendig aus. Die Fotografen und Touristen würden es lieben.

Dann sah Wolf zu seinem Laden. Das Schwarz sah neben der bunten Bäckerei geradezu obszön aus. Dunkel und bedrohlich. Wie ein Beerdigungsunternehmen oder ein schwarzes Loch, das alle Fröhlichkeit aus der Luft saugte. Vielleicht hätte er doch auf Pearl hören und ein paar Wimpel aufhängen sollen. Doch dafür war es jetzt zu spät. Er schloss die Tür auf, kochte sich einen Kaffee und bereitete sich auf den erwarteten Ansturm von Kunden vor.

Pearl schob gegen halb neun die Tür auf, in den Händen zwei To Go Becher Kaffee und eine Plastiktüte unter dem Arm. „Morning, Boss!" Heute trug sie zur Feier des Tages einen orangefarbenen Rock, Bikerstiefel und dazu ein weißes T-Shirt mit einem Pop-Art Druck von König Willem-Alexander.

„Morgen." Wolf nahm dankbar einen der Becher. Er war nicht erstaunt, darauf das Logo ihres Nachbarn zu sehen. Pearl hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich morgens bei Matty mit Kaffein zu versorgen. Und Wolf konnte nicht bestreiten, dass der Kaffee von Matty um Längen besser war, als der aus ihrer Maschine.

Pearl nahm einen großen Schluck von ihrem eigenen Kaffee und warf schwungvoll die Tüte auf den Tresen. „Hier, für dich."

„Was ist das?"

Misstrauisch öffnete Wolf die Tüte und sah hinein. Er schüttelte den Kopf und seufzte. Als sein Blick den von Pearl traf, grinste sie schelmisch. „Hab ich recht oder hab ich recht?"

„Du hast recht", sagte Wolf geschlagen und schüttelte die Luftballons aus der Tüte auf den Tresen. Pearl hatte sich für orange, blau, rot und weiß entschieden, die Nationalfarben. Aber er sah auch ein paar goldene und schwarze Ballons.

„Ich weiß ja, dass du gesagt hast, dass du nicht dekorieren willst. Aber mit unserem Nachbarn der sein Haus so dekoriert hat als ob er ein in einem Wassermalfarbkasten gefallen ist, sieht unsere Bude aus wie ein Grab." Sie schwang sich auf den Tresen und nahm einen der Ballons. „Da wollen wir doch nicht abstinken." Sie fing an, den Ballon aufzupusten.

„Nein, natürlich nicht", sagte Wolf sarkastisch, doch auch er nahm sich einen der Ballons. Wenn er Pearl nicht hätte...

Sie befestigten die Ballons an Schnüren, die sie dann an der Tür festklebten. Ein paar hängten sie vor das Fenster und an den Baum auf der anderen Straßenseite. Wolf musste zugeben, dass es gut aussah. Einladend und offen. Sein Blick ging hinüber zur Bäckerei. Obwohl es noch früh war und die Feierlichkeiten erst später richtig beginnen würden, hatte sich vor der Bäckerei eine kleine Schlange gebildet. Durch die großen Fenster konnte er Matty sehen, der mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht herumwuselte. Er konnte auch Flo sehen, die Matty heute wohl aushalf. Wenn bei Matty jetzt schon so viel los war, würde er heute bestimmt guten Umsatz machen. Er beobachtete, wie sein Nachbar zwei Kaffeebecher über den Tresen reichte und dann über etwas lachte, was die Dame vor ihm gesagt hatte.

Pearl boxte ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Hey, was soll das?" grummelte er und rieb sich die Stelle. Pearl machte Kraftsport, sie hatte einen gemeinen Haken drauf.

Tinte, Torte und TestosteronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt