Matty
Am nächsten Morgen – oder eigentlich noch mitten in der Nacht – stand Matty so leise und vorsichtig auf, wie er konnte. Als er die Haustür hinter sich zuzog hatte, schlief Mark noch tief und fest. Ein kleiner Erfolg. Bereits mehrfach hatte sich Mark beschwert, dass Matty ihn aufweckte, wenn er zu Arbeit ging. Und dabei versuchte er wirklich, leise zu sein. Andererseits weckte ihn Mark auf, wenn er abends ins Bett ging, weil Matty da meistens schon schlief. Sie hatten einfach einen anderen Rhythmus.
In der kühlen Nachtluft radelte Matty zur Bäckerei. Einmal angekommen, stellte er seine Lieblingsmusik an, holte die vorbereiteten Teige aus dem Kühlschrank und machte sich an die Arbeit. Er schnitt Äpfel für Appeltaart, knetete den frischen Sauerteig für Bauernbrot, rührte Unmengen an Buttercreme an und dekorierte mehr Cupcakes, als er zählen konnte. Danach bestrich er Baguettes und belegte diese, füllte die Kaffeemaschine auf und wischte den Verkaufsraum durch. Als er endlich das letzte Blech mit Käse-Schinken Croissants und eine Ladung Sauzeizenbroodjes in den Ofen geschoben hatte, war es schon kurz vor sieben Uhr.
Er hatte gerade noch Zeit für einen Kaffee, bevor die ersten Kunden kommen würden. Matty machte sich einen Cappuccino, setzte sich an einen der kleinen Tische und schloss die Augen. Fünf Minuten Ruhe und Frieden...
Klopf, klopf, klopf!
Matty schreckte auf und riss den Kopf hoch. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er fast eingeschlafen war. Vor der Fensterscheibe ragte ein Schatten auf. Beim zweiten Hinsehen erkannte er Pearl. Mit wild klopfendem Herzen stand er auf und öffnete die Tür.
„Morgen", sagte er und schnupperte in der Luft um zu prüfen, ob er aus Versehen die Croissants hatte anbrennen lassen. Doch es roch alles so, wie es sollte.
„Guten Morgen, Nachbar", sagte Pearl fröhlich und kam mit einem Schwall kalter Morgenluft herein. Heute trug sie eine graue Jeans zu Bikerstiefeln und darüber eine olivfarbene Militärjacke, auf der aber – vielleicht um das Outfit etwas abzumildern – bunte Anstecker angebracht waren. Matty konnte ein paar davon erkennen. Neben „Keine Macht den Drogen" und „Katzenmama" hing ein Anstecker mit den Worten „Love rulzes". Matty war kein Modekenner, aber das Outfit passte zu Pearl. Matty konnte Pearl gut leiden, auch wenn sie für Wolf und seine Rockerkumpel arbeitete.
„Kaffee?" fragte er und stellte einen Becher unter die Maschine. Pearl hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal am Tag bei ihm vorbeizuschauen und einen Kaffee zu bestellen. Matte kannte ihre Bestellung auswendig. Heute war sie allerdings besonders früh dran. Er öffnete erst in ein paar Minuten und das Legendary erst in zwei Stunden.
„Ja, Danke", sagte Pearl und lehnte sich an den Verkaufstresen. „Und ich nehme einen von den Gevulde koeken, bitte."
Während der Kaffee durchlief, packte Matty einen der mit Marzipan gefüllten und mit Mandeln dekorierten Kekse in eine Tüte und reichte sie Pearl. Sie nickte dankend und sagte: „Hör mal, ich wollte dich um einen Gefallen bitten."
„Um was geht's?" Er stellte den Kaffee mit einem Stück Zucker und einem Schuss Hafermilch auf den Tresen.
„Du machst doch auch Kuchen und Torten, oder? Machst du auch Torten für besondere Anlässe?"
Matty zuckte mit den Schultern. „Bisher nicht. Dafür war einfach noch keine Zeit. Aber wenn sich die Bäckerei etabliert hat, dann wollte ich das anbieten. Wieso fragst du?"
Pearl trat von einem Fuß auf den anderen. „Na ja, weil Wolf am Wochenende Geburtstag hat. Er feiert eigentlich nie, aber jetzt wo er das Studio aufgemacht hat, finde ich, dass er sich einmal feiern lassen sollte. Und da dachte ich, ich bring ihm einen Kuchen mit. Aber nichts so Null-Acht-Fühnfzehn aus dem Supermarkt. Es soll schon was Besonderes sein."
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Tinte, Torte und Testosteron
RomanceMatty liebt seine kleine Bäckerei in Amsterdam. Das Leben wäre perfekt, wenn da nicht neben ihm ein Tattoostudio aufgemacht hätte! Und der Eigentümer Wolf erst! Dunkelhaarig, tätowiert und mit einem Motorrad. Matty weiß 100% dass es mit Wolf zu tun...