6-Vergangenheit

3.6K 76 94
                                    

"Wer bist du?" tippte ich ein und schickte die Nachricht ab. Sekunden fühlten sich wie Stunden an, während ich auf eine Antwort wartete. Schließlich kam sie.

"Ich bin's Baran. Können wir reden?"

Mein atem Stockte. Baran. Mein Baran. Mein Ex Baran. Der Mann den ich immer noch in meinen Träumen sehe, der mir sowohl schöne als auch schmerzhafte Erinnerungen hinterlasse hat. Was will er jetzt von mir?

Erinnerungen durchlaufen mein Kopf

Es ist ein Heißer Sommertag. Baran und ich sitzen in einem Café. Wir lachen und genießen unsere Zeit zusammen, doch plötzlich klingelt Barans Handy. Sein Gesichtsausdruck ändert sich als er auf sein Display schaut. Er steht auf, hebt den Anruf ab und entfernt sich etwas von unserem Tisch. Das einzige richtige das ich verstand war, wie Baran der Person am Telefon gesagt hat »Ich hab dir doch gesagt du sollst nicht Anrufen ohne mir vorher geschrieben zu haben.« dabei wirkte er etwas wütend.

Nach dem Anruf setzte er sich wieder hin und legte das Handy auf den Tisch . Ich fragte ihn » Ist alles gut? Wer war das?«. Er reagierte gereizt »Nur ein Kollege« »Und was wollte dieser Kollege« ich wollte einfach wissen was ihn jetzt dazu gebracht hat das seine Stimmung sich so verändert hat. »Das interessiert dich nicht Ceyda« gab er nur von sich, bevor er dann ein schluck von seinem Kaffee nahm und dann wieder sprach »Ich hab keine Lust mehr, steh auf« sagt er und geht ohne ein weiteres Wort hinaus. Ich folge ihm mit der Hoffnung ihn nicht noch wütender zu machen.

Leider hat das dann doch nicht so geklappt.

Draußen beginnt er gegenüber mir laut zu werden »Warum willst du immer alles wissen? Musst du so neugierig sein?« »Du sahst besorgt aus, da wollte ich einfach nur wissen ob alles Okay ist.« sagte ich ihm. »Ich sag es dir nochmal, das geht dich nichts an« schreit er und packt an meinem Arm. Ich zucke zusammen, und bin überrascht von seiner Reaktion. Es ist nicht das erste mal das er so reagiert, aber es trifft mich jedes mal auf neue.

Leute auf der Straße starren uns an, aber niemand greift ein. Schließlich lässt er mich los und geht in schnellen schritten davon, während ich mit tränen in den Augen wie angewurzelt hier stehen blieb.

Und wieder komme ich an einer neuen Erinnerung an.

Es ist ein Regnerischer Abend und wir haben uns entschieden einen Film zu schauen. Ich hab ausersehen sein Lieblingsglas fallen gelassen. Barans Gesicht verfinstert sich sofort. Er steht auf und schreit »Bist du den für alles zu unfähig«

Ich entschuldige mich schnell und versuche die Scherben aufzusammeln, aber er stößt mich weg »Lass das, du machst alles noch schlimmer!« Seine Wut auf mich wird immer schlimmer. Er wirft die Fernbedienung gegen die Wand, instinktiv ducke ich mich. Ich habe angst das er auf mich zukommt, also bleibe ich geduckt auf dem Boden, meine beiden arme als Deckung »Warum machst du das« frage ich ihn leise, während ich versuche meine Tränen zurückzuhalten »Es war nur ein Unfall«

»Ein Unfall? Alles was du anfasst geht kaputt!« schreit er. Ich sehe den Hass in seinen Augen und weiß das es keinen Sinn mehr hat weiter zu reden. Und genau in diesem Moment fühle ich mich kleiner und wertloser als je zuvor.

Ein schauer läuft mir über den Rücken, doch bevor ich die eine Erinnerung wieder verkraften muss, kommt mir eine neue in den Sinn.

Unseren zweiten Jahrestag feierten wir in einem schicken Restaurant .Ich hoffe auf einen schönen Abend, aber schon am Anfang bemerke ich seine Unzufriedenheit. Ich werfe einen Blick auf mein Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen .

»Kannst du nicht mal für eine stunde auf dein handy verzichten« zischt er »Bist du überhaupt anwesend wenn wir zusammen sind? «

»Es tut mir leid, ich wollte nur kurz auf nach der Uhrzeit schauen« antwortete ich und lege das handy weg. Doch sein ärger wächst weiter. Er hebt die stimme und die Leute an den Nachbartischen beginnen zu uns herüberzuschauen .

»Du bist respektlos, genau das bist du. Ich hab kein bock mehr auf diese scheiße« schreit er und stößt seinen Stuhl zurück. Ich sinke in meinem Stuhl zusammen, spüre die blicke der anderen gäste und fühle mich gedemütigt. Baran steht auf und verlässt das Restaurant, ohne sich noch einmal umzusehen. Ich bleibe zurück, allein und mit einem Kloß im Hals.

Diese Erinnerung hat mich getroffen, aber nichts wird mich mehr treffen können als meine letzte Erinnerung mit ihm.

Es läuft nicht mehr gut in unserer Beziehung. Baran war nur noch mit Freunden unterwegs und wir sahen uns vielleicht noch ein paar mal im Monat.  Eines Tages entdeckte ich zufällig Nachrichten auf seinem Handy, die von einem anderen Mädchen kamen. Mein Herz brach als ich laß wie er ihr Komplimente gegeben hat und die zusammen öfters mal ein treffen ausmachten.

Ich konfrontierte ihn, meine Stimme zitterte vor schmerz und Wut »Wer ist das? Was läuft da?«

»Du spionierst mir nach?« schreit er und schlägt mir das Handy aus der Hand » Du hast kein recht in meinen Sachen zu schnüffeln«

»Baran, du betrügst mich!« rufe ich, tränen laufen über mein Gesicht »Warum machst du das?«

Ich will doch nur wissen warum. War ich den nicht genug? Ich verstehe es nicht. In diesen zwei Jahren bin ich immer an seiner Seite geblieben, egal was war. Das kann doch nicht das ende sein ,oder? Bitte Baran, entschuldige dich und würde dir verzeihen nur bitte verlass mich nicht, ich brauche dich. Sei wütend auf mich, weil ich an deinem Handy war, nur bitte geh nicht.

»Weil du mich langweilst!« schreit er, und diesem Moment ist mein schon gebrochenes herz nochmal gebrochen »Ich brauch jemand der nicht wie ein kleines Kind an mir hängt. Es war ein Fehler mit dir damals zusammen gekommen zu sein. Das ich es mit dir 2 jahre überlebt habe ist schon etwas wofür man mir Respekt geben sollte. Schau und jetzt an Ceyda, ich bin 21 und du 18. Damals wusste ich einfach nicht das es so schlimm wäre eine sechzehnjährige zu nehmen als neunzehnjährigen.« ....

Diese Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Und genau wie an den anderen malen fühle ich mich wertlos und unfähig das geschehene zu begreifen. Das ist jetzt also das ende. Er hat mich betrogen, für jemanden den er seid paar Wochen kennt.

Ich ziehe nach Turin, in der Hoffnung einen Neuanfang zu starten und die Vergangenheit hinter mir zu lassen.

Ich starre auf die Nachricht "Ich bin Baran. Können wir reden?" und ich weiß nicht ob ich stark genug bin mich ihm zu stellen.

Nur Er - Kenan YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt