18-Warnung

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"Ceyda, Baba kommt dich bald besuchen."

Wie oft hab ich mir diese Nachricht jetzt durchgelesen? 20 mal? Ich hab ab 5 aufgehört zu zählen. Ich liege im Bett und kann an nichts anderes denken. Er war einer der gründe weshalb ich umziehen wollte. Ich wollte ihn nie wieder sehen und doch will Gott uns wieder zusammen bringen. Wo soll er den schlafen? Bleibt er überhaupt für mehrere Tage? Je mehr ich drüber nachdenke, desto ängstlicher werde ich. Mehrere Szenarien bilden sich in meinem Kopf. Und genau mit diesen geh ich schlafen.

»Ein Nichtsnutz, das bist du! Nichtmal die einfachsten dinge kriegst du hin.« Nach einer Zeit weis man das es sicherer ist in so einer Situation nichts zu sagen. Es könnte dein Leben vielleicht sogar retten. Ich aufjedenfall möchte nicht rausfinden was mit mir passiert wenn ich dazu einen Kommentar abgebe. "Bald bist du hier raus" rede ich mir ein während ich gerade das Geschirr spüle. "Bald bist du hier raus..."

Ich hasse diese Art von Träumen. Träume sollten eine Flucht aus der realität sein. Sie sollten dir Hoffnung geben und dich beruhigen und nicht dir angst machen überhaupt einzuschlafen. Ich weis nicht wann ich das letzte mal gut geschlafen habe. Entweder war es Baba oder Baran, einer von denen kommt immer in meinen träumen vor. Nur Albträume.

Auf dem Weg zur Uni sind meine Gedanken immer noch bei der Nachricht, auf die ich bis jetzt noch nicht geantwortet habe. Ich weis nicht ob ich vor habe überhaupt darauf zu antworten.

Vor dem Uni Gebäude warte ich auf Alessia. Ich bin eigentlich die jenige die immer als letztes kommt und nicht sie. Während ich auf sie warte gehe ich noch schnell auf Insta und dann auf den Chat von mir und Kenan. "Wie gehts dir heute Morgen so?" lese ich. Wie konnte ich seine Nachricht nicht sehen? Seine Nachricht ist 30 Minuten her. "Wenn ich weglasse das ich heute fast verschlafen hätte und ich seid 8 Minuten auf Alessia warte, gut. Wie war dein Morgen so mit einem gebrochenen Fuß?" Beim schreiben musste ich leicht grinsen und ich weis das er es auch musste beim lesen meiner Antwort. "Könnte besser sein, die Nacht konnte ich nicht gut schlafen" "Warum?" frage ich ihn. "Meine Gedanken waren nicht beim schlafen, sondern bei anderen Sachen" andere Sache? Was für andere Sachen? "Ruh dich so gut du kannst aus, ich geh jetzt ins Gebäude. Ich schreib später" "Viel spaß, und vergiss nicht, jeder einzelne der dich anstarrt ist neidisch auf dich." Lustig. Neidisch auf mich? Soviel können garnicht Neidisch sein. "Danke" antworte ich noch mit einem smile dahinter und ging dann auf den chat von Alessia.

"Wo bleibst du? Ich laufe schonmal rein." es dauerte keine Minute da schrieb sie mir schon zurück. "Hab total vergessen zu schreiben. Ich komme heute nicht, ich arbeite." ganz toll. Heißt ich muss den heutigen tag alleine durchstehen.

Meine ersten zwei Vorlesungen waren auszuhalten. Heute hab ich einfach nicht die Motivation um 100 Prozent dabei zu sein. Alessia gibt mir die Motivation für den tag immer. In der Cafeteria hab ich mir mein Essen geholt. Ich kann doch hier nicht alleine sitzen. Ich blicke mich um um vielleicht nette Mädchen zu finden, aber im Gegenteil, die starren alle nur und denken die sehen dabei gut aus. Enes. Ich sehe Enes. Er steht da zwar mit zwei weiteren Jungs, aber das macht mir nichts aus zu ihm zu laufen und mich an seinem arm einzuhacken. »Hey Enes.« Er schaut leicht verwirrt und schaut dann auf sein Arm »Hi Ceyda.« seine freunde schauen ebenso verwirrt. »Tut mir leid, aber Enes gehört heute zu mir.« Ich ziehe ihn zu Seite und laufe zu einem Tisch »Alessia ist heute nicht da, und du bist heute mein Tischnachbar.« Ich setze mich hin worauf er sich gegenüber von mich setzte. »Okay« antwortete er lachend und zog das Wort dabei lang.

»Also wie war es gestern mit Kenan, sei ehrlich gab es einen Kuss-« »Enes!« das ist doch jetzt wohl nicht sein ernst. »Was den, der junge will mir nichts erzählen.« »Wie wärs mit einem normalen Gespräch.« »Hey, du warst die jenige die sich vor meinen freunden sich wie meine Freundin benommen hat und du sagst mir ich soll ein normales Gespräch führen. Das da hinten war auch nicht normal.« Ich sah ihn verärgert an worauf er sein Mund hielt. »Wie war dein Tag Ceyda« fragt er mich lächelnd. So ist das besser. »Langweilig, ich glaube ich gehe gleich« er sah mich erschrocken an »Ceyda und Uni vor 16 Uhr verlassen? Da passt etwas nicht zusammen. Was ist wirklich los.« Er soll mich nicht besorgt anschauen. Man soll sich nicht um mich sorgen, ich komme alleine zurecht. Ich schaue runter auf den Salat und aß ihn. Mit essen im Mund redet man nicht, das ist die Regel. »Ceyda.« Ich sah wieder hoch »Mhh?« »Was ist los?« Irgendjemanden musste ich es jetzt sagen. »Mein Vater kommt mich besuchen« sprach ich schnell aus. Unklar sah er mich an »Ist das nicht Gut? Ich meine ihr könnt schöne Sachen unterneh-« »Er ist Alkoholiker und kann einen den Tag echt beeinflussen« unterbrach ich ihn. »Oh...« »Das erzählst du niemanden, das bleibt unter uns« warnte ich ihn und hielt dabei meine Gabel vor sein Gesicht. »Mein Mund bleibt zu« antwortete er ängstlich und zeigte dabei mit seiner Hand, das er sein Mund geschlossen halten wird. Das mein Vater handgreiflich wird wollte ich nicht erwähnen, sonst hätte er es so oder so Kenan erzählt.

Nach der Pause, verließ ich die Uni. Heute ist mir nicht danach noch zu den letzten zwei Vorlesungen zu gehen. Also machte ich mich auf dem weg zur Bahn und schrieb dabei Gözde eine Antwort. "Ich werde ihn nicht in meine Wohnung lassen." Jetzt warte ich nur noch auf eine Antwort zurück.

In der Bahn eingestiegen suche ich mir ein Sitzplatz und setze mich dann hin. Die Bahn fährt los und ich setze meine Kopfhörer auf. Musik hilft mir abzuschalten und alles um mich herum zu vergessen. Es ist ein Zufluchtsort wenn man genauer sein will. Man macht das Lied an, indem falle hab ich von Lana del rey- Ultraviolence angemacht, und schon beruhigt es einen.

Durch die Musik in meinen Ohren hab ich nicht bemerkt das ein älterer Mann mich schon etwas länger anstarrt. Sehr auffällig. Ich ziehe meine Kopfhörer ab »Brauchen sie irgendwas?« frage ich ihn, da er zwei Meter von mir entfernt an einer Stange steht. Er schüttelt auf meine Frage nur seinen Kopf. »Dann sehe ich keinen Grund mich Minuten lang anzustarren.« Der Mann schaut weg und ich höre meine Musik weiter. Problem gelöst.

Nachdem ich aus der Bahn aus gestiegen bin gehts jetzt nach Hause. Heute hätte es eigentlich garnicht regnen sollen und trotzdem regnet es gerade. Ich hab nichtmal einen Regenschirm. Ganz Toll, kostenlose Dusche.

Ich laufe den täglichen Weg entlang und denke an den gestrigen Tag nach. Es hat sich wirklich noch nie soviel mühe gegeben mich abzulenken. Ich weis auch nicht ob es jemals jemand richtig geschafft hat mich von meinen Problemen abzulenken, auch wenn es versucht wurde. Es heißt immer "Lauf nicht von deinen Problemen weg" aber was ist wenn man es irgendwann satt hat? Was ist wenn man irgendwann so am Ende ist das man einfach aufgeben möchte. Ich wollte schon oft aufgegeben, aber irgendwas in mir hat weiter gekämpft. Gestern wollte ich meinem Problem wieder aus dem Weg, weil ich dachte die Person die mit mir redet wäre ein Problem. Doch eigentlich haben sich meine Probleme so in mein kopf geprägt, das ich nicht mehr weis wer gegen mich ist und wer nicht. Ich verliere die Kontrolle über meinen eigenen Körper sobald auch nur irgendwas erwähnt wird was mich an meine Vergangenheit erinnert.

Ich wurde aus meine Gedanken gerissen, als mich aus dem nichts jemand zur Seite zerrt. »Baran?« mir stockt der Atem. Ich dachte ich würde ihn jetzt eine weile nicht mehr begegnen. Ich dachte er wäre schon längst wieder in Deutschland. »Schön dich wieder zu sehen Ceydam« er benutzt den Spitznamen den er mir während unserer Beziehung gegeben hat. Ich kotze gleich vor Ekel. Ich befreie mich aus deinem festen griff »Was willst du von mir?!« »Du weist das ich dich wieder zurück will, also hör auf deine Fragen immer wider zu wiederholen. Das nervt.« Er will mich? Ich lach gleich. »Es. Ist. Vorbei. Wie oft muss man dir das noch sagen. Wir haben Schluss gemacht vor Monaten.« »Ich weis Ceyda, ich hab kein Gedächtnisverlust.« »Anscheinend vergisst du aber jedesmal aufs neue das ich dich nicht zurück will.« Ich sehe an seinen Blick das er seine Geduld verliert. Von ihm kommt keine Antwort, also drehe ich mich um doch da greift er wieder nach mir, diesmal fester. »Du hast ein neuen sei ehrlich!« er schreit schon gefühlt. »Nein, und jetzt lass mich endlich los.« gebe ich bissig von mir. »Der Fussballer vom Strand, ich wusste es.« Der Typ hat sie nicht mehr alle im kopf. Er bildet sich schon eigene Antworten. »Denk was du willst, meine Antwort hast du schon.« Sein griff ist immer noch Fest und langsam hab ich das Gefühl das ein der stelle, an der er mich hält, kein Blut mehr durchläuft. »Sag mir warum du mich verlässt« fragt er mich das wirklich ? Ich sollte ihn korrigieren, den ich habe ihn schon verlassen. »Antworte! Ich war immer so gut zu dir-« das reicht mir.

»Du warst immer gut zu mir? Du hast als Freund versagt und hättest eine viel größere Enttäuschung abgelegt als Ehemann. Erniedrigt hast du mich Baran, nur erniedrigt. Sobald ich etwas falsch gemacht habe warst du sauer auf mich und sobald du etwas falsch gemacht hast warst du ebenfalls sauer auf mich. Du hast mich wie Dreck behandelt und ich bin trotzdem geblieben. Verstehst du? Ich bin geblieben weil ich dich liebte. Und ich hasse mich dafür das ich auch nur eine weitere Sekunde bei dir geblieben bin. Ich hasse mich dafür das ich mir das gefallen ließ. Nie hast du auf meine Gefühle geachtet und dann das Ende? Du hast mich liegen gelassen. Benutzt und dann weggeworfen, genau so hab ich mich gefühlt. Andererseits bin ich froh das es so gekommen ist, ich hätte dich blind geheiratet so verliebt war ich. Merk dir aber das ich es jetzt nicht mehr bin!« ich habe alles rausgelassen, alles was mir auf dem herzen lag. Ich hätte noch sovieles mehr sagen können, aber dann würden wir wahrscheinlich noch bis zum Sonnenuntergang hier stehen. Ich konnte mich von seinem griff befreien, da er wie es aussieht fast schon geschockt von meinen Worten war. Ich laufe im regen von ihm weg, nach hause und da bekomme ich noch von ihm sein letzten Satz hinterher geschrien.

»Deine Zeit für das Video läuft. Halt dich von diesem Jungen fern oder das Video bekommt deine ganze Uni. Ich weis nicht ob sowas bei Professoren gut ankommt. Denk an deinen Traum!«

Nur Er - Kenan YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt