»Gözde kannst du mich bitte abholen.« sprach ich zum Handy. Ich sitze draußen am Straßenrand und die Uhr zeit 23 Uhr an. »Geht nicht...« sie flüsterte und nach ihren ersten zwei Wörtern folgte stille. Gözde ist nur zu Besuch hier in Deutschland, aber mich würde es nicht wundern wenn sie frühzeitig abreisen würde. »Baba hat wieder getrunken, du musst laufen.«
Ich seufzte tief und schließe die Augen. Der Gedanke, nach Hause zu laufen während mein Vater betrunken und möglicherweise aggressiv ist, macht mir angst. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich lege auf und stecke das Handy in die Tasche.
Langsam stehe ich auf und schaue mich um. Die Straßen sind leer, das einzige Geräusch ist das Rauschen des Windes in den Bäumen. Der Weg nach Hause fühlt sich endlos an. Ich ziehe die Jacke enger um mich und beginne zu laufen. Jeder schritt fühlt sich schwer an, meine Gedanken kreisen um Baran und die Trennung. Noch vor 20 Minuten haben wir Schluss gemacht, da ich herausgefunden habe das er mich betrogen hat, und jetzt muss ich mich mit meinem Betrunkenen Vater auseinandersetzen.
Die Nacht ist kühl, und ich spüre die Kälte in meinen Knochen. Meine schritte sind das einzige was hier draußen noch zu hören ist, und jetzt gerade in diesem Moment wünsche ich mir das alles anders wäre. Warum musst du trinken Baba? Beantworten konnte er mir die frage noch nie. Und jedesmal aufs neue schaue ich in seine Augen und weis nicht welcher Mensch gerade in ihn steckt, was ich aber weis ist das er fremd ist und es tut so weh jemand fremdes in ihn zu sehen.
Wo bleibt mein Vater der einst noch so liebevoll Gegenüber seinen Kindern war? Wo bleibt der Vater der mir das Rad fahren beigebracht hat und jedes mal wenn ich hingefallen bin, mich aufgemuntert hat bis ich es dann schlussendlich konnte. Mir kommen die tränen wenn ich an die Zeit denke, wo ich mir keine Gedanken machen musste ob mein Vater heute gute Laune hat und nicht trinkt oder ob er schlechte Laune hat und dann sich so betrinkt das er nicht einmal mehr erkennt wer wir eigentlich sind.
Als ich endlich das Haus erreiche, bleibe ich für einen kurzen Moment stehen und atme tief durch. Bitte tu mir nicht an, bitte baba.
Die Lichter im Wohnzimmer sind an, und ich kann durch die Fenster sehen, dass mein Vater dort sitzt. Bitte sei am schlafen. Aber als ich mich ans haus näherte, höre ich laute stimmen. Ich schließe die Tür leise auf und ging hinein. Der Geruch von Alkohol schlägt mir entgegen und ich sehe mein Vater wie er schwankend durch das Wohnzimmer geht. Er murmelt unverständliche Worte vor sich hin und als er mich sieht werden seine Augen schmal.
Jetzt kann mir nur Gott helfen.
»Wo warst du?« fragt er mit einer stimme, die vor Wut und Alkohol getränkt ist. »Ich war nur draußen Baba« antwortete ich leise.
»Draußen? Um diese Uhrzeit? Hab ich dich so erzogen? Du läufst durch die Stadt wie eine schlampe die drauf wartet mitgenommen zu werden« Er geht einen Schritt auf mich zu und ich weiche automatisch zurück »Nein baba« »Nein Baba? Du gibst Wiedersprüche?« sprach er wieder und kam noch eine schritt näher.
»Es tut mir leid, kommt nicht wieder vor versprochen« murmelte ich und sah dabei auf den Boden, aber meine Worte scheinen ihn noch mehr wütend zu machen. »Es tut mir leid« wiederholt er und seine Stimme wird Lauter »Nichts tut dir leid! Du bist genauso wie deine Mutter«
Die Erwähnung meiner Mutter trifft mich da ich weis das sie nicht dagegen machen wird. Ich sah sie an, sie saß am Esstisch und hörte einfach nur zu, den sie wusste das wenn sie dazwischen kommt das mein Vater sich nicht zurück halten würde.
Wie komm ich aus dieser Situation heile raus.
Er kommt weiter Schritte auf mich zu, während ich leicht zurück gehe »Baba bitte, ich hab doch gesagt es tut mir leid.« Ich sah in seine Augen, sie waren nur mit Hass gefühlt. Ich sah keine Liebe oder Mitgefühl, nur hass. Was ist nur aus dir passiert Baba, ich war doch mal deine kleine Prinzessin weist du nicht mehr?
Du warst auch mal mein Held.
»Sei still! Ich will mir deine Entschuldigung nicht anhören« er wird immer lauter. Ich sah wie Gözde an der Treppe stand. Sie Stand dort einfach, sie tat nichts. »Aber baba-« und somit wurde mir meine stimme genommen. Er gab mir eine klatsche. Mein Held, der der mich vor allem beschützen wollte. Der jenige der immer meinte das es draußen auf dieser Welt menschen gibt, die einem nur schlimmes antuen wollen.
Du wurdest zu so einem. Man muss mich vor dir beschützen und würde ich das meinem jüngeren ich erzählen, würde ich nicht wissen ob sie mir nicht glauben würde oder ob ihre Welt in dem Moment zusammenbrechen würde.
Hier liege ich also auf den Boden und halte meine Hand auf meine Wange. Bitte lieber Gott, lass ihn mich nicht nochmal anpacken, ich flehe dich an.
Wie eingefroren sitze ich und traue mich nicht hochzuschauen. Ich habe Angst, angst das er mir schlimmeres antuen könnte.
Warum kommt den niemand zu mir. Anne? Gözde? Wo seid ihr? Ich brauche euch. Ich brauche euch jetzt, bitte kommt. Oh lieber Gott, was kommt noch auf mich zu.
Ich traue mich hochzuschauen. Ich habe in meinem leben noch nie so stark geweint, ohne auch nur einzige tränen zu spüren. Die tränen flossen meinem Gesicht runter. »Hör auf zu weinen!« schrie er mich an und ich wischte auf Kommando meine tränen weg. Jedoch kamen immer wieder neue tränen. Ich konnte es nicht aufhalten, das war mir zu viel. Zu viel für mein erschöpften Körper.
Er packte mich kräftig am Handgelenk und zog mich zu sich hoch »Ich hab gesagt hör auf zu weinen!« »Baba, ich Versuchs, es klappt nicht. Ich mache es nicht extra« wahrscheinlich hat man mich kaum verstanden wegen mein geschniefe. Er sah mir nochmal so richtig in die Augen und warf mich die Sekunde danach mit voller Wucht auf den Boden. In diesem Moment hab ich bemerkt das den Vater den ich mal kannte, nicht mehr existiert.
Er hat mich genau in der Sekunde aus seinem leben geschmissen.
Ich sah mich um und sah Gözde und meine Mutter immer noch am selben platz. Warum habt ihr den nicht getan?
Langsam stand ich von selbst auf, wischte mir meine tränen weg und sah meinem Vater dann zu wie er sich im Wohnzimmer wieder hinsetzt. Das war mein Zeichen das ich hochgehen darf. Grad als ich hochlaufen wollte hörte ich seine Stimme wieder. Automatisch zuckte ich zusammen.
»Ich mache das nur zu deinem besten Ceyda, das weist du doch oder« er ist wieder ruhig. Er tut so als wäre das alles nicht noch vor ein paar Minuten passiert. »Ja baba, ich weis« ich traute mich nicht noch irgendwas anderes zu sagen. Gott hat mir heute geholfen, sonst wär ich wahrscheinlich nicht zuhause aufgewacht, sondern wo anders.
»Sag das ich ein guter Vater bin.« Ich sah ihn an und zwang mich nicht wieder zu weinen. Wie kann er sowas von mir verlangen? »Sag es« er wurde wieder lauter, also tat ich das was er wollte, bevor ich hochging in mein Zimmer und weinend schlafen ging.
»Du bist ein guter Vater Baba.«
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Auf Insta befindet sich das erste Bonus kapitel.
: mn.qanti
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Nur Er - Kenan Yildiz
FanfictionSie will sich nur auf sich konzentrieren- „keine Jungs" sagt sie zu sich selber, aber kann er sie umstimmen? Kenan Yildiz ist Fußballer und konzentriert sich nur auf sich- „Ich muss mich auf fußball konzentrieren und auf sonst nichts anderes" sind s...