Hunger

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Azra

Öööööffff... ich könnt' kotzen echt... Es war wieder richtig spät und ich hatte seit Stunden immer noch nichts gegessen. Völlig ausgelaugt und hungrig saß ich im Auto auf dem Weg nach Hause. Erneut hatte ich ewig viel Zeit im Klassenzimmer verbracht um die Klausuren zu korrigieren, nur damit ich das Zeug nicht mit nach Hause schleppen musste.

Als Referandarin hatte man es wirklich nicht leicht. Manchmal kam es mir so vor, als würde ich unter dem ganzen Druck ersticken. ABER ich blieb stark. Nur noch ein Jahr, dann hätte ich den ganzen Mist hinter mir und würde als fertige Lehrerin anfangen zu arbeiten.

Mein Hunger machte mich fertig. Es blieb mir nichts anderes übrig als mir einen kleinen Snack vom Backshop im Lidl zu holen. Das kam mir eigentlich auch schon zum Hals raus, aber mehr war im Moment nicht drin. Ich wollte mich so schnell wie möglich daheim hinlegen.

Nachdem ich geparkt hatte, lief ich schlürfend in den Supermarkt und sah mich nach etwas essbarem um. Es war recht ruhig, es liefen nur vereinzelt Leute durch die Gänge, da es schon nach 20 Uhr war und hier im Dorf war um diese Uhrzeit fast keiner mehr unterwegs.

Hmmm vielleicht einfach eine Breze? Neeee, hatte ich heute früh schon. Etwas warmes wäre gut gewesen, aber dann müsste ich auswärts Essen und unnötig zu viel Geld ausgeben. Da entschied ich mich lieber für einen kleinen Snack.

Ich stand vor der Theke und überlegte seufzend was ich mitnehmen sollte. Als ich zur Seite sah, fiel mir ein Typ mit blond gefärbten Haaren auf. Er schlenderte wie ich umher, mit den Händen in seinen Hosentaschen, und begutachtete die Ware.

Irgendwie sah er total verloren aus. Es kam mir auch so vor, als ob er die Schilder lesen würde ohne zu wissen was sie bedeuteten.

Ohne es zu merken, beobachtete ich ihn einen kurzen Moment. Bis ich wieder zu Sinnen kam. Azra was machst du da? Sanane milletden, ne yaparsa yapsin (Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten) Aber irgendwie war er total süß, wie er da stand und sich die Haare raufte.

Er hatte ein schlichtes schwarzes Shirt mit grauen Jogginghosen an und wirkte sehr sportlich mit seinen muskulösen Oberarmen. Sein getrimmter Bart verstärkte das markante Profil seines Gesichts. Nicht schlecht... Er sah eigentlich recht gut aus, wenn er nicht so hilflos umherschauen würde.

Als er dann auch noch seufzte, konnte ich nicht anders und ging automatisch auf ihn zu. „Hi! Kann ich dir irgendwie helfen, du siehst so verloren aus.", schmunzelte ich und wartete auf seine Antwort.

Er hatte mich vorher garnicht bemerkt sondern drehte sich erst jetzt völlig verdutzt zu mir und sah mich an. Ich musste zu ihm hochschauen, da er mindestens 20 cm größer war als ich und ich mit meinen 1,65 m wie ein Winzling neben ihm aussah. Da bemerkte ich seine großen, braunen Augen die einen leichten honigfarbenen Stich hatten. Waow... Der ist ja mal richtig süß...

Ohne zu antworten blickte er mir nur gedankenverloren in meine Augen. Ääähmmm... bro?

Als keine Reaktion kam, zog ich meine Augenbrauen hoch um ihm verständlich zu machen, dass ich auf eine Antwort wartete.

Doch dann reagierte er endlich: „Excuse me? Did you ask me something?" Seine Stimme klang weich und klar. Er hatte mich garnicht verstanden. Hä? Der ist ja garnicht deutsch... woher kommt der denn?

Oh I'm sorry, i thought you were german. I wanted to know if you need some help. You look so confused!", entgegnete ich höflich und da fing er an zu lächeln: „Ääähhh, I... I want to buy some food... ähh..."

Okay, englisch ist auch nicht so sein Ding glaube ich... hätte ich mich doch bloß nicht eingemischt.

Er sah kurz weg und nuschelte dann vor sich hin: „Üfff  neydi ya... nasi deniliyodu ona...(wie sagt man da noch gleich)" Ahhhhh, ein Türke. Okay... hätte ich jetzt auch nicht gedacht.

Da befreite ich ihn grinsend von seinen Qualen: „Alles gut, türkce anlatabilirsin derdini. (Du kannst türkisch mit mir reden)"

Unknown LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt