Ausgeartet

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Azra

Völlig angespannt starrte ich immer noch auf mein Handy und hatte nicht bemerkt, dass Barış sich zu mir gesetzt und seinen Arm um mich gelegt hatte.

„Bebeğim noldu sana? Niye ağlıyosun? Azra konuşurmusum benimle? (Was ist los baby? Wieso weinst du denn? Azra bitte rede mit mir!)", er klang besorgt, doch ich brachte keinen Ton heraus.

Meine Hände zitterten und ich konnte kaum atmen. Barış redete immer noch auf mich ein, aber ich war nicht in der Lage zu sprechen.

All meine Befürchtungen, meine Sorgen, meine Angst wegen der öffentlichen Beziehung, die ich ja eigentlich nicht wollte, wurden plötzlich real.

Diese Überschriften und Comments überall, die jetzt jeder sehen konnte und wahrscheinlich für wahr hielten.

Ich gab ihm das Handy rüber und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich hatte keinerlei Kraft aufzustehen oder mir etwas überzuziehen. Stumm weinend saß ich einfach nur da und tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Meine Familie... meine Mutter... was... was wenn die das mitkriegen... meine Schüler... oh Gott... was... was mach ich denn jetzt...

Da hörte ich erneut Barış's Stimme: „Aaahh geri zekalılalar ya. Ağzına tüküriym bunların. Takma sen onlari. Millet boş boş paylaşım yapıo yine. Bu yüzdenmi ağlıosun sen? (Aahhh diese Idioten echt. Sollen die sich alle verpissen. Ignorier die einfach. Die labern wieder nur. Weinst du nur deswegen?)"

Boooaahh... Was... habe ich mich gerade verhört...

Plötzlich tickte ich völlig aus und meine Schockstarre löste sich. Ich hob meinen Kopf und die Hysterie packte mich: „Bu yüzdenmi? BU YÜZDENMIII? YA SENIN GÖZLERIN KÖRMÜ BARIIŞŞ? GÖRMÜYONMU NELER YAZMISLAR HAKKIMDA?

(Nur deswegen? NUUURR DESWEGEN? SAG MAL BİST DU BLİND? SİEHST DU NICHT WAS SIE ALLES ÜBER MİCH GESCHRİEBEN HABEN?)"

Barış sah mich total schockiert an. Mit so einer Reaktion hatte er wohl nicht gerechnet. Ich stand auf und zog mir schnell mein Schlafshirt über. Mit verheulten Augen entfernte ich mich von ihm und eilte ins Bad.

Natürlich folgte er mir: „Azra lütfen dur, Azraaa! Baby lütfen, niye bukadar sinirleniyosun, sosyal medya bu, her boku yazıolar bilip bilmeden, tak- (Azra bitte bleib stehen, Azraaa! Baby bitte, wieso regst du dich so auf, das sind die sozialen Medien, die schreiben natürlich jeden Mist ohne Ahnung zu haben, ign-)"

„SAKIN TAKMA DEME BANA BIDAHA BARIŞ! Ben sana dedim ama demi gelmiym şu antramana diye, görünmiym yanında, bilmesinler daha diye. Gelmez görmez olaydım... Beni senin orusbulardan biri yerine koydular resmen. Ya ailem görürse Barış...? Annem...

(WEHE DU SAGST NOCH EİNMAL İCH SOLLE DAS IGNORIEREN! Ich hatte dir aber gesagt, dass ich lieber nicht zu diesem scheiß Training kommen soll, dass ich mich nicht neben dir sehen lassen soll, dass wir es noch nicht öffentlich machen sollen.

Wäre ich doch nur nicht gekommen... Jetzt halten sie mich für einer deiner Schlampen. Was wenn das meine Familie mitkriegt hm? Meine Mum...)", meine Stimme brach bei dem Gedanken ab und ich hielt mir den Mund zu um nicht laut loszuheulen.

Ein tiefer Schmerz machte sich in meinem inneren breit wenn ich daran dachte. Aber es war nicht nur Schmerz, sondern auch Angst. Angst über die Folgen dieser Posts. Angst darüber, dass mein Name, mein Ruf, der Ruf meiner Familie zerstört wäre, wenn die Leute diesen Worten Glauben schenken sollten.

Unknown LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt