Teil 37

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*Rafaels Sicht*

Nachdem die Typen wieder nach oben verschwunden waren, gab ich Lilja ein Zeichen, das sie die Stufen leise runter kommen konnte. Ich war so unendlich froh, das die Stufen sie hielten und unglaublich erleichtert, das sie uns nicht gefunden hatten, doch gleichzeitig stieg meine Angst um Jukka ins unermessliche. Doch versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Als sie wieder sicher auf dem Boden stand, zog ich sie sofort in meine Arme und hielt sie einfach nur fest. Wieder fing sie an zu zittern und auch ihre Lippen nahmen langsam eine leicht bläuliche Farbe an. Ich zog mein Pulli aus und half ihr beim anziehen. Wir setzen uns wieder hin, doch diesmal schlang sie ihre Arme um mich. Als ob sie mich wärmen wollte. So warm war es jetzt nicht, nur im Shirt, doch Lilja war wichtiger. Ich strich ihr sanft durch's Haar und lauschte weiter nach der Treppe und der Tür. Wohl bedacht, das die Gefahr noch nicht zu Ende wahr. Ich versuchte sämtliche Gedanken an das, was sie Jukka antun konnten, zu verdrängen. Hoffte, es würde ihm gut gehen...

Tapsi wurde immer unruhiger. Jedoch verhielt sie sich ruhig. Als ob sie wüsste, dass das unsere Rettung sein konnte. In diesem Augenblick hörten wir, wie Jukka laut aufschrie und das ließ unser Blut gefrieren. Lilja schaute mich panisch an, doch in dem Moment hörte ich wieder Geräusche auf der Treppe. Ich gab Lilja ein Kuss auf die Stirn und bedeutete ihr, wieder hoch zu klettern.

"Egal, was passiert, hab keine Angst" flüsterte ich ihr leise zu. Ängstlich nickte sie, kletterte leise die Stufen hoch und hielt sich panisch fest. Ich schaute ein letztes mal zu ihr hoch, lächelte sie schwach und aufmunternd an und machte mich auf alles kommende gefasst. Ich hörte, wie sich mindestens 2 Typen unterhielten, doch verstand ich nur einzelne Wörter. Doch die ließen nicht's gutes verlauten. Ich konnte förmlich hören, wie die Couch verschoben wurde und fing an, zu beten, das sie Lilja nicht bemerkten. Sollten sie mit mir machen, was sie wollten, aber Lilja dürften sie nicht bekommen. Niemals! Tapsi fing gefährlich leise an zu knurren und ich streichelte sie beruhigend.

"Tapsi. Bleib ruhig. Bitte" flüsterte ich leise, während sie mich anschaute, dabei den Kopf schief legte und wieder ruhiger wurde.

"Hinter der Couch ist irgendwas" hörte ich jemanden, sagen diese schon an einer Ecke ein Stück weggeschoben wurde.

"Fass mal mit an" rief er wieder und schon war die Couch weg. Ich schluckte heftig. Die Kerle waren das dreifache von mir. Doch es war kein Fett, sondern die pure Muskelmasse.

"Nummer 1 haben wir gefunden, fehlt nur noch die Schlampe" sagte der andere, grinste gehässig und zog mich heraus.

"Kein Wunder, das sich so eine halbe Portion verstecken muss" lachte der erste und drehte mir den Arm mit einem ruck auf den Rücken um. Ich stöhnte heftig auf, doch schaffte ich es irgendwie, nicht aufzuschreien. Mir wurde kurzzeitig schwarz vor Augen von den Schmerzen, doch hielt er mich an dem schmerzenden Arm so fest, das ich nicht zusammen sacken konnte. Ich drehte den Kopf leicht und versuchte zu schauen, was der andere Kerl macht. Doch der war schwer mit Tapsi beschäftigt. Diese knurrte ihn leise und gefährlich an, während sie langsam auf ihn zu ging. Damit vertrieb sie ihn vom Kaminschacht. Sehr gut Tapsi. Treib ihn da weg.

"Braves Hündchen. Liebes Hündchen" versuchte er Tapsi zu beruhigen, doch diese schnappte leicht nach seiner Hand, die er ihr entgegenstreckte.

"Dämlicher Mistköter" fluchte er und lief die Treppen wieder hoch, ohne dem Kaminschacht auch nur einen weiteren Blick zu schenken. Der erste wäre somit für den Moment vertrieben. Nun hieß es beten, das er mich gleich hier weg bringt und nicht weiter nachschaute. Bleib stark, Lilja. Halte durch. Tapsi schaute mich an, während ich kaum merklich den Kopf schüttelte. Der Typ von Schrank verdrehte meinen Arm noch ein Stückchen mehr, was mich scharf die Luft einziehen ließ. Nicht schreien, war mein einzigster Gedanke. Nicht schreien. Lilja würde es hören.

"Beweg dein Arsch. Dein Freund da oben freut sich sicher über Gesellschafft" lachte er dreckig und schob mich die Treppen hoch ins Wohnzimmer. Warum machte dieser Scheisskerl die Türen nicht zu. Was ich nicht wusste war, das Tapsi hinter uns lief, und leise die Studiotür unten zumachte. Im Wohnzimmer schubste er mich so, das ich direkt neben Jukka fiel. Dieser schaute mich blass und ängstlich an. Ich sah, das unter seinem Kopf eine Blutpfütze war.

"Was haben sie mit dir gemacht?" fragte ich ihn, doch kassierte dafür einen heftigen Tritt in meinen Rücken und ich konnte deutlich die Rippen knacken fühlen.

"AAAHHH" schrie ich nun doch auf und biss mir auf die Unterlippe.

"Hier wird kein Kaffeekränzchen gehalten, sonst brech ich euch was ganz anderes, als nur die Rippen" fauchte mich der Typ an fesselte meine Hand und Fussgelenke mit Kabelbinder. Danach verschwand er und Jukka und ich waren alleine.

"Lilja" formte er tonlos mit seinen Lippen.

"In Sicherheit" erwiderte ich ebenfalls tonlos und er nickte schwach. Tapsi legte sich leise wimmernd zwischen uns und leckte Jukka immer wieder übers Gesicht. Der Schmerz, der von meinen Rippen kam, raubte mir förmlich die Luft zum atmen. Immer wieder zuckte mein gesamter Oberkörper zusammen, wenn ich ein oder ausatmete, so lange, bis meine Atmung immer flacher und alles um mich herum schwarz wurde.

*Jukkas Sicht*

Es tat mir so unendlich leid, das sie Rafa gefunden hatten. Und gleichzeitig war ich so froh, das Lilja in Sicherheit ist. Und es hoffentlich blieb. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, was sie mit ihr machten, wenn sie sie finden würden. Doch hatte ich gleichzeitig wahnsinnige Angst um sie. Sie war im Studio. Alleine. Hörte uns wahrscheinlich. Zumindest die Schreie, die sich nicht vermeiden ließen. Wusste, das wir und auch sie in Gefahr fahren. Welche Ängste musste sie gerade haben. Was gingen ihr für Gedanken durch den Kopf? War sie stark genug, um nicht in Panik zu verfallen? War sie noch da? Oder hatte sie sich zurück gezogen? In ihrem Kopf versteckt. Ich wusste gerade nicht, was mir lieber wäre. Bleib Tapfer, kleine Lilja. Verliere den glauben nicht. Ich schaute zu Rafa. Seine Atmung wurde immer kurzatmiger und er war kalkweiß im Gesicht. Ich konnte ihm die Schmerzen praktisch ansehen, doch gab er keinen laut von sich. Waren seine Rippen wirklich gebrochen? Ich hatte es bis hier und trotz seines Schreies knacken gehört. Hatten sie seine Lunge getroffen? Hatten sich seine Rippen in seine Lunge gebohrt? Ich hoffte nicht. Würde er dann nicht mehr lange durchhalten. Scheisse, das alles dürfte nicht passieren. Lass es nur ein Traum sein. Ein qualvoller, langer Alptraum, aus dem ich irgendwann erwache. Der mich wieder in die Wirklichkeit holte. Wo das alles nie passiert... Plötzlich verdrehte Rafa seine Augen immer wieder, bis sie schließlich zufielen. Sein Brustkorb hob und senkte sich nur noch minimal. Scheisse Rafa, halte durch. Kämpfe und bleibt bei uns. Bei Lilja....

Lost Memories (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt