Teil 5

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*Jukkas Sicht*


Erstmal musste sie wieder zu Kräften kommen. Und wer weiß, vielleicht war es ja gar nicht so verkehrt, das sie sich nicht mehr erinnern konnte. Das sie nicht sprach, bereitete mir allerdings etwas Sorge. War sie Stumm? Jedenfalls verstand sie alles, was ich sagte und das war gut. Nun musste sie nur noch Essen und dann würde es ihr schnell wieder besser gehen. Doch was dann? Wie sollte es dann weiter gehen? Sie war nach wie vor eine fremde Frau. Ich wusste nichts über sie. Doch sie wusste auch nichts über sich. Konnte ich sie so auf die Strasse setzen? Nein. Das kam überhaupt nicht in Frage. Wenn es für sie ok ist, bleibt sie erstmal hier. Wer weiß, wo die Leute sind, die ihr das angetan haben. Dieses Risiko kann und will ich nicht eingehen. Sie soll sich hier sicher, geborgen und beschützt fühlen. Mein Haus wurde durch verschiedene Alarmsysteme und Kameras überwacht, somit würde hier niemand rein kommen, der hier nichts zu suchen hat. Und Tapsi war eine gute Hündin. Auch wenn sie recht verspielt und verschmust war, passte sie auf alles auf, wie ein Luchs. Und nun würde sie auf Lilja aufpassen und diese beschützen. Obwohl es mir doch etwas Unbehagen bereitete. Normalerweise nehme ich keine Fremden Personen auf, doch sie brauchte Hilfe und das konnte ich nicht ablehnen.

Ich sah auf die Uhr. Es war fast abends und somit musste Tapsi langsam mal dringend vor die Tür. Ich ging nach oben und klopfte leise an, bevor ich die Tür öffnete. Lilja war wieder wach und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.

"Ich hoffe, du konntest noch ein wenig schlafen?" fragte ich.

Sie nickte schwach.

"Was hälst davon, wenn ich dir ein schönes Bad einlasse? Während du Baden bist, mache ich die Brühe heiß und lass Tapsi vor die Tür, damit hier kein Unglück geschieht" fragte ich weiter.

Sie drehte den Kopf zu mir und schaute mich ängstlich mit ihren großen, blauen Augen an.

"Sobald Tapsi fertig ist, schicke ich sie wieder hoch zu dir, ok?" meinte ich und hoffte, es würde sie etwas beruhigen.

Sie nickte kaum merklich und somit ging ich neben an ins Bad, ließ Wasser in die Wanne laufen und holte Handtücher. Anschließend holte ich ihr frische Sachen von mir, die ihr wohl viel zu groß sein würden.

"Im Bad findest du alles, was du brauchst. Wenn du nachher fertig bist, müsste ich ein paar deiner Wunden versorgen. Der Arzt hat Salben und Verbände hier gelassen" sagte ich leise.

Sie schaute mich erschrocken und ängstlich an und ich konnte sehen, wie sie leicht zu zittern anfing. Ich wünschte, ich könnte ihr das ersparen. Doch das ging leider nicht.

"Ich werde ganz vorsichtig sein" sagte ich beruhigend und ging mit Tapsi schnell vor die Tür, damit sie gleich wieder hoch zu Lilja konnte.

Lost Memories (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt