Teil 41

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*Samus Sicht*

"Oh mein Gott" flüsterte Sami nur noch.

"Was passiert jetzt? Kann man irgendwas machen? Wie geht es jetzt weiter mit ihm?" fragte ich weiter.

"Er brauch durch die Gehirnerschütterung viel Ruhe. Mindestens eine Woche. Er darf sich auf keinen Fall aufregen, keine körperliche Anstrengung oder ähnliches" erwiderte er.

"Wir werden darauf achten. Wissen sie, was mit Rafael Elivuo ist? Der andere Mann, der mit Jukka zusammen eingeliefert wurde?" fragte Sami ihn.

"Ich kann ihn leider nur sagen, das er für eine Operation vorbereitet wird. Mehr weiß ich darüber auch nicht. Doch ich werde mich nachher schlau machen und melde mich dann noch einmal. Nun muss ich weiter" und mit diesen Worten war er schon wieder durch die Tür verschwunden. Operation? Was war bei Rafa anders, als bei Jukka? Hatten sie ihm was schlimmeres angetan? Gott, das darf doch alles nicht wahr sein. Jukka brauch seine Hände doch. Ohne wird er zugrunde gehen. Musik machen ist sein Leben. Was anderes wollte er nie machen. Etwas anderes könnte ihn auch nie so glücklich machen. Und was war mit dieser Lilja? Steckte sie da mit drin? Hatten sie sie entführt? So was ähnliches hatte Jukka doch geschrieben. Ich hoffte, das die Polizei sie schnell finden würde.

"Raul hat geschrieben. Tapsi wurde operiert. Schien nicht ganz so schlimm zu sein und sie wird wieder gesund. Er kommt jetzt her" meinte Sami.

"Immerhin eine gute Nachricht" erwiderte ich müde. Sami setzte sich ans Fussende vom Bett, während ich weiter auf dem Stuhl saß und Jukka seine Hand hielt. Würde er sowas je wieder spüren können? Alleine Essen? Alleine anziehen? Alleine auf Toilette gehen? Die alltäglichsten Dinge gingen dann nicht mehr. Er würde sein lebenlang auf Hilfe angewiesen sein. Das würde Jukka doch nie mitmachen. Daran wird er kaputt gehen. Das darf nicht sein. Die Gefühle müssen wieder kommen. Seinen Nerven müssen sich wieder regenerieren. Was anderes gibt's da gar nicht. Kurz danach kamen Raul, Osmo und Riku rein. Riku stellte sich hinter mir und legte seine Hände auf meine Schulter. Ich griff mit der freien Hand nach einer von seinen Händen und hielt diese fest. Sami unterdessen erzählte den anderen, was der Arzt gesagt hat, was Riku dazu veranlasste, meine Hand fester zu drücken.

"Er wird seine Hände wieder benutzen können. Daran gibt's doch gar kein Zweifel" sprach Osmo und seine Tonlage duldete eindeutig keinen Widerspruch. Doch dies hatte keiner vor. Wir alle hofften einfach, das er recht behalten würde. Die Zeit verging. Stunde um Stunde ging vorbei, ohne das Jukka sich rührte, oder der Arzt mit Informationen über Rafa herein kam. Die Sorge wuchs mit jeder Stunde ins unermessliche. Es war schon lange wieder dunkel, als die Tür aufging und ein belegtes Bett herein geschoben wurde.

"Rafa! Was ist mit ihm?" fragte ich die Schwester.

"Das wird ihnen der Arzt gleich erklären, wenn er kommt. Doch bitte bleiben sie leise und ruhig, sonst müssen sie alle das Zimmer verlassen. Beide brauchen absolute Ruhe" sprach sie leise, während sie irgendeine Maschine an Rafa anschloss und ich nickte nur. Kurz darauf war sie mit der anderen Schwester wieder verschwunden. Oh Gott, wie blass er aussah. Schon fast kreidebleich könnte man sagen. Auch er hatte einen Kopfverband und dicke Verbände um die Handgelenk. Zusätzlich hing er an einem Tropf und der Computer schien seine Vitalfunktionen zu überprüfen. Seine Atmung war recht flach und meiner Meinung nach etwas langsam. Immer wieder stöhnte er leise auf.

"Ob er schmerzen hat?" flüsterte Riku hinter mir leise.

"Es scheint fast so. Sprechen wir gleich an, wenn der Arzt kommt" erwiderte ich leise. Er nickte nur und setzte sich auf die andere Seite von Rafa. Hätten wir das irgendwie verhindern können? Hatte Jukka vorher schon etwas geahnt? So langsam glaubte ich ihm die Geschichte wegen Lilja nicht mehr, die er mir aufgetischt hatte. Da musste mehr dahinter stecken. Jukka war ein herzensguter Mensch. Er hatte keine Feinde, die Grund hätten, ihm so etwas anzutun. Wenn er etwas geahnt hat, warum hat er uns nicht bescheid gesagt? Wir waren doch immer für den anderen da. Wir alle samt. Hatte er vor irgendwas Angst gehabt? War Rafa eingeweiht? Warum sonst war er da und wir nicht? Soweit hätte es nie kommen dürfen. Nun können vielleicht zwei sehr gute Musiker nie wieder ihre Hände benutzen. Das war nicht fair. Das hatten sie definitiv nicht verdient. Da kam wieder Dr. Perhonen rein und ich stellte ihm die anderen 3 vor. Er nickte ihnen lediglich kurz zu.

"Herr Elivuo hat es wesentlich schlimmer erwischt, als Herrn Backlund. Bei ihm ist das selbe Problem mit den Handgelenken, zusätzlich eine Rauchvergiftung und Gehirnerschütterung. Desweiteren kommt bei ihm noch ein Schock hinzu und eine Rippenserienfraktur in Verbindung mit einer Hämatothorax. Das heißt, bei ihm sind 3 benachbarte Rippen gebrochen, die einen Bluterguss an seinem Brustkorb und seiner Lunge zur Folge hatten. Vermutlich durch größter Gewalteinwirkung. Dies hatte zur Folge, das sich in seinem Brustkorb Blut angesammelt hat und ihm die Atmung erheblich erschwerrte und ziemliche Schmerzen verursacht haben muss. Daher vermutlich der Schock. Das Blut wurde während der Operation abgeleitet. Er wird immer noch sehr unter schmerzen leiden und eventuell ab und zu unter Atemnot leiden. Holen sie in dem Fall bitte sofort die Schwester, sollten sie dies mitbekommen. Ich muss nun weiter. Sollten sie noch Fragen haben, melden sie sich bei mir" und schon war er wieder verschwunden. Durch größter Gewalteinwirkung? Was ist bloß passiert. Was hat man euch bloß angetan? Und was werden sie erst mit Lilja machen? Mir wurde schlecht.

"Frische Luft" murmelte ich und war schon auf dem Weg nach draussen, dicht gefolgt von Riku. Draussen angekommen schnappte ich gierig nach der frischen Luft und lehnte mich an die Krankenhauswand. Riku stellte sich dicht neben mich.

"Das wird wieder. Sie werden wieder Gesund. Und ihre Hände garantiert auch" flüsterte er und drückte wieder meine Hand. Er war mein bester Freund. Meine bessere Hälfte. Mein Seelenverwandter. Er spürte immer, wenn es mir schlecht geht, egal, wie weit wir auseinander waren. Genau so, wie ich es fühlte, wenn er mich braucht.

Lost Memories (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt