Für Bleuciel und Perceval war es die schönste Nacht ihres bisherigen Lebens, die ihnen auf ewig in Erinnerung bleiben würde. Es schien, als wären sie schon immer füreinander bestimmt gewesen. Sie gingen zärtlich und rücksichtsvoll miteinander um, schenkten sich gegenseitiges Vertrauen und nahmen sich ihre verbliebenen Unsicherheiten ab.
Ungeachtet der kleinen Missgeschicke und Peinlichkeiten, die dem unerfahrenen Pärchen zu Beginn noch passierten, verschmolzen sie letztendlich zu einer harmonischen Einheit, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Nicht länger basierte ihre tiefe Bindung nur auf körperliche Ebene. Auch ihre Seelen formten sich zu einem gemeinsamen Fluss.
Perceval entpuppte sich indes zu einem feurigen Liebhaber mit viel Durchhaltevermögen und einem immensen Hunger. Die Liebe zu Bleuciel verlieh ihm enorm viel Energie, sodass es nicht bei einem Mal blieb. Mit der zunehmenden Erfahrung stieg auch dessen Probierlust, weshalb er sich rasch an neue Positionen wagte. Fasziniert beobachtete er die Reaktionen, die sich in der Stimme und den Gesichtszügen seines Partners wiederfanden. Sie lehrten ihn, wie es der Dieb am liebsten mochte und worauf dessen Körper besonders sensibel reagierte. Berauschende Eindrücke, die sich Perceval genauestens einprägte, um jederzeit darauf zurückgreifen zu können.
Für Bleuciel glichen die Stunden einem anhaltenden Liebesrausch, der ihn ganz benommen machte und obendrein dafür sorgte, dass er nach und nach seine Scheu verlor. Es gelang ihm sich fallen zu lassen und seine Empfindungen nach außen zu tragen. Die einstigen Hemmungen fielen wie Seidentücher von ihm ab. Er wurde wilder und emotionaler. Nicht selten rief er Percevals Namen. Manchmal so laut, dass dieser dazu gezwungen war, Bleuciel den Mund zuzuhalten.
Ihre verschwitzten Leiber durchtränkten den dunkelgrünen Bettbezug, ihre Stimmen erfüllten den Raum, bis an die hohe Decke des Chateaus und ihre Leidenschaft hinterließ einen feinen Nebel, der sie umgab. Erst nachdem die ersten Sonnenstrahlen den Horizont streiften, brachen sie völlig entkräftet und nach Luft ringend zusammen.
Eng umschlungen fuhren sie sich gegenseitig durch ihr feuchtes Haar, wobei sie sich einen innigen Kuss schenkten. Bevor der Schlaf sie übermannen konnte, gelang es Perceval ein Seidentaschentuch aus seinem Schrank zu besorgen, um seinen Geliebten notdürftig sauberzumachen.
Danach krochen sie gemeinsam unter die Decke, um die Nachwirkungen ihrer wilden Nacht sachte auf sich einfließen zu lassen.
„Sie sind das Beste, was mir je zuteilwerden konnte", flüsterte Perceval, der seine vollmundigen Lippen gegen Dubois' Stirn presste. „Ich wünsche mir, dass dies für immer so bleibt."
Mit geschlossenen Augen schmiegte Bleuciel sein Gesicht an die Brust des Adeligen. „Das wünsche ich mir ebenfalls", murmelte er, bevor die Erschöpfung die Oberhand gewann.
Die sanften Atemzüge zauberten ein Lächeln auf Percevals Lippen. Sanft streichelte er dem schlafenden Bleuciel über den Kopf.
„Ich liebe Sie", hauchte er, so zart, dass der Klang einem verblassten Echo ähnelte. „Daran wird sich nie etwas ändern ...", fügte er – hinsichtlich der bevorstehenden Hochzeit – schwermütig hinzu.
Trotz der aufkeimenden Besorgnis, fiel auch Perceval dem verlockenden Schlummer anheim.
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Als Bleuciel einige Stunden später wieder erwachte, wurde das Zimmer von warmem Sonnenlicht durchflutet. Ein kurzer Blick nach oben verriet ihm derweil, dass Perceval noch schlief. Schon dessen Anblick ließ das Herz des Diebes höherschlagen. Ohne es zu merken, überkam ihn dabei ein leichtes Schmunzeln. Er ließ seine Finger über die Brust des Mannes tänzeln, als ihm plötzlich ein verruchter Gedanke überkam.
Schnell überzeugte sich Dubois davon, dass der Adelige noch schlief. Danach kroch er im Schutz der Decke weiter nach unten, um seinen gefassten Plan in die Tat umzusetzen. Geschickt platzierte er sich zwischen Percevals Beinen, wo er anschließend nicht lang zögerte, um dessen Männlichkeit in die Hand zu nehmen. Obschon der Künstler bisweilen nichts davon mitbekam, spürte Bleuciel, wie die unanständige Aktion seine eigenen Wangen erröten ließ. Zum Glück blieb er Dank der Decke gut verborgen.
Aufgeregt rieb Bleuciel an dem Schaft, bis dieser an genügend Härte gewann, um liebreizende Küsse darauf zu verteilen. Nebenher vernahm der Dieb ein wohliges Seufzen, das aus den Tiefen von Percevals Kehle entsprang. Ein süßes Geräusch, das Dubois zum Weitermachen animierte. Somit ließ er seine Zunge sachte von der Wurzel, bis hin zur Spitze gleiten, um die gesamte Länge kurz darauf in seinen heißen Mund gleiten zu lassen.
„Oh mon dieu!", stöhnte Perceval, der dem Schlaf nun endgültig entronnen war.
Er ließ seine Hände unter die Decke wandern, um die Haare von Bleuciel zu ergreifen. Während Perceval den Kopf seines Liebhabers nach unten drückte, schnellte sein Becken aufgebracht nach oben, sodass der arme Dieb kurzzeitig würgen musste.
„V-Verzeihen Sie, Monsieur", japste der Künstler mit hörbarer Verzweiflung. „N-Nur kurz! Gleich ..."
In diesem Moment wurde Perceval das Opfer der gemeinen Geilheit, die ihn auf schamlose Weise zu einem unduldsamen Lustmolch werden ließ. Daher jagte er sein Becken in kurzen Abständen nach oben, wobei er den Kopf seines Geliebten fest umklammert hielt. Trotz des zunehmenden Geröchels, fuhr der Adelige unter entzücktem Gestöhne fort, bis ihn die Lust wie ein Blitz durchzuckte und ihn mit glasigen Augen und rötlichen Wangen heftig im heißen Mund seines Wohltäters kommen ließ. Während Bleuciel den Samen eifrig hinunterschluckte, klopfte es plötzlich an der Tür.
Als sich die Tür nach dem Klopfen öffnete, war Percevals Verstand noch nicht wieder zurückgekehrt. Schwer atmend blickte dieser zum Bediensteten, der angesichts seiner aufgewühlten Erscheinung einen sichtlich irritierten Eindruck machte.
„Guten Tag, Monsieur de Rouyer ...", begann der Mann vorsichtig. Die Frage, die daraufhin folgte, ließ sich partout nicht vermeiden. „Ist alles in Ordnung?"
„Ein Alptraum", log Perceval, der zugleich noch den Mund an seiner erschlafften Männlichkeit fühlte. „Ist irgendwas vorgefallen, Monsieur?", bemühte sich der Adelige im angemessenen Ton zu erfragen.
Er wollte nicht zu ungeduldig erscheinen. Andernfalls bedauerte er Bleuciel um seine derzeitige Lage. Ihn aus dieser zu befreien, war aktuell leider nicht möglich. Jede geringste Bewegung könnte den Bediensteten aufhorchen lassen.
„Ihr Vater ist heute früh aufgebrochen, um etwas zu erledigen. Er bat mich jedoch darum, sicherzustellen, dass Sie während seiner Abwesenheit speisen", erklärte der Bedienstete. „Ich wollte Sie heute Morgen nicht wecken, Monsieur de Rouyer, doch demnächst kündigt sich das Mittagessen an, daher ließ mir die aufgetragene Pflicht Ihres Vaters keine andere Wahl, als hier zu erscheinen."
„Das geht in Ordnung", versicherte Perceval. „Ich danke Ihnen für ihre Bemühungen, Monsieur. Ich werde mich alsbald fertigmachen, um pünktlich zum Mittagessen zu erscheinen."
„Das freut mich zu hören, Monsieur de Rouyer", entgegnete der Bedienstete, dessen Augenmerk plötzlich der ganzen Kleidung galt, die überall verstreut auf dem Boden lag.
Als Perceval den Blick bemerkte, räusperte er sich. „Ich hatte gestern Abend eine gewisse Bekleidungskrise", offenbarte er, um den Vermutungen des Mannes zuvorzukommen. „Nichts, worum Sie sich sorgen müssten, Monsieur."
„N-Natürlich", stockte der Bedienstete, der sich seiner offensichtlichen Neugier wegen schämte. „Verzeihen Sie, Monsieur de Rouyer. Ich erwarte Sie dann beim Mittagessen."
Mit diesen Worten schloss er die Tür, sodass Bleuciel endlich unter der Decke hervorkriechen konnte. Einen Moment lang sahen sich die beiden Verliebten schweigend an. Kurz darauf überkam sie jedoch ein herzhaftes Kichern.
„Etwas zu knapp", scherzte Perceval, bevor er Bleuciel in einen leidenschaftlichen Kuss zog. „Guten Morgen, Liebster. Sie haben mir wahrlich ein fantastisches Erwachen beschert."
„Es war mir ein Vergnügen", wisperte Bleuciel.
Sie schmusten noch eine Weile im Bett, bevor sie in ihre Klamotten schlüpften.
„Ich werde gleich beim Mittagessen erwartet", sagte Perceval, nachdem er sich vollständig angekleidet hatte. „Bitte warten Sie hier auf mich. Ich werde Ihnen etwas mitbringen. Danach würde ich Ihnen gerne meinen Plan mitteilen."
„In Ordnung", bestätigte Bleuciel.
Sie tauschten noch rasch einen Kuss aus, bevor der Adelige aus dem Zimmer verschwand. Schwärmend sah Dubois ihm hinterher.
Die Liebe war etwas Wundervolles.
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Le cour volé
Short StorySchon als Kind war Bleuciel auf sich allein gestellt, weshalb ihn die Not zu einem Dieb heranwachsen ließ. Als nunmehr 20-jähriger bestimmen Misstrauen und soziale Unbeholfenheit über sein Leben. Auf seinen Beutezügen durch Frankreichs Städte des 19...