Wie oft ich diese Worte schon gehört hatte. Von wie vielen Menschen. Aus dir hätte wirklich etwas werden können. Genau derselbe Wortlaut, jedes Mal aufs Neue. Gepaart mit Mitleid und Hilflosigkeit in den Augen, so wie bei Jesper gerade eben. Manchmal auch mit Fassungslosigkeit, der Wut darüber, dass ich die Kontrolle über mein Leben verloren hatte. Dabei entsprach das noch nicht mal der Wahrheit. Ich hatte die Kontrolle nicht verloren. Man hatte sie mir entrissen, obwohl ich jahrelang darum gekämpft hatte. Aber wer gezwungen wird, am Abgrund zu balancieren stürzt früher oder später hinunter und in meinem Leben hatte es noch nie Platz für ein Fallnetz oder einen doppelten Boden gegeben.
Ja, man konnte sagen das ich schon immer irgendwie allein gewesen war.
Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Tränen an, die drohten, noch im Aufzug über die Dämme zu treten und kaum, dass sich die Türen geöffnet hatten, stürzte ich heraus. Ich hielt nicht an, auch nicht, als mir ein Arzt nachrief, was ich denn hier wollte. Ob es mir gutging. Erst da merkte ich, dass ich den Kampf gegen die Tränen verloren hatte und zudem meine Kapuze heruntergerutscht war. In einer der vielen Glaswände der Wartezimmer erhaschte ich im Vorbeieilen mein Spiegelbild. Mein honigblondes Haar war stumpf, genauso wie der Glanz in meinen Augen. Mein Vater hatte immer gesagt, dass meine Augen ihn an dunklen Bernstein erinnerten. Seinen Lieblingsstein, auch wenn Bernstein streng genommen kein Stein war. Aber das war Haarspalterei und nicht von Belang.
Kühle Nachtluft empfing mich, als die Türen der Notaufnahme mich mit einem Ping ins Freie entließen und sich langsam wieder hinter mir schlossen, als ich die lange Auffahrt hinunterrannte. Jetzt, dank dem Tilidin, fühlte ich mich wieder wohl und war zudem wieder Herr meiner Sinne. Doch diese Art von schmerzhaft echtem Realitätsbewusstsein konnte ich gerade nicht ertragen und folgte dem Schmerz in meinem Herzen zum nächstgelegenen Club, in dem ich mich volllaufen ließ und auf der Tanzfläche in der Musik verlor. Der Alkohol gemixt mit den Tabletten ließen mich vorübergehend vergessen, was Jesper gesagt hatte. Was passiert war und vor allem, was für einen langen Rattenschwanz es nach sich zog. Bis heute. Die Wirkung des Drogenmixes mochte nicht von Dauer sein, aber sie war jetzt, hier im Moment da und spendete mir Trost wie es niemand anders konnte. Jetzt gerade war das alles, was ich hatte und was ich sein wollte. Du hast doch keine Ahnung. Das hatte ich Jesper noch sagen wollen.
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Jespers Worte verfolgten mich noch tagelang und so sehr ich mich auch bemühte, ich bekam sie nicht aus dem Kopf. Mit der Zeit begann ich mich zu fragen, warum das so war. Weil ich wusste, dass er recht hatte? Weil in seinen Worten eine Endgültigkeit mitgeschwungen hatte, die mir dem Atem raubte? Das ich verloren war und ich es nicht mehr schaffte, in all dem Chaos zu mir selbst zurückzufinden. Ja, das war es. Warum ich seine Worte und deren Endgültigkeit nicht vergessen konnte. In seinen Augen war ich nicht mehr als ein Junkie, der irgendwann nicht mehr aufschlagen würde, weil er in einer dreckigen Gosse an einer Überdosis verreckt war. Und so, wie ich mit dem Tilidin umging würde das früher eintreten als er dachte. Die Packung, die ich vor gut eineinhalb Wochen gekauft hatte, neigte sich langsam dem Ende zu und ich merkte, wie ich Panik bekam. Wenn ich keine Tabletten mehr hatte, würde ich durchdrehen. Aber ich hatte kein Geld, um Jesper zu bezahlen und das Betteln würde mir nicht schnell genug 50€ einbringen, um etwas kaufen zu können. Ich könnte es zwar bei anderen Dealern für weniger Geld bekommen. Aber da wusste ich nicht, wo sie die Tabletten herhatten, wer sie zusammengerührt und vor allem, was für Sachen darin waren. Bei Jesper wusste ich, dass es beste Ware aus dem Krankenhaus war. Und so verzweifelt war ich an diesem Tag noch nicht, um mich noch mehr Risiken auszusetzen als all denen, die mich so schon jeden Tag auf Schritt und Tritt begleiteten dank dem reinen Tilidin. Noch hatte ich drei Tabletten und wenn ich das Geld mit Betteln nicht bis zu deren Ende bekommen konnte, musste ich es anders beschaffen.
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Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Nichts ist schwerer zu gewinnen als das Spiel des Lebens, nichts leichter zu verlieren. Wer ein schlechtes Blatt hat, wird gezwungen, aufzugeben. Gibst du auf? Oder bluffst du und setzt alles? Ein überraschender Fund mitten in einer sternenlose...