Kapitel 11

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Die meiste Zeit des Fluges schlief ich, ohne den Würfel aus den Händen zu geben. Nicht etwa, weil ich Sorge hatte, dass Coen ihn mir abnehmen würde. Sondern weil ich mich sicher fühlte, wenn ich den Würfel in den Händen hatte und nachdem ich Sicherheit schon so lange nicht mehr hatte erleben dürfen, klammerte ich mich an jeden Strohhalm, den ich diesbezüglich finden konnte. Wie ein Verdurstender an die rettende Wasserflasche mitten in der endlosen Wüste. Meine Träume waren ebenso endlos leer, tiefe Schwärze umspülte mich und riss mich plötzlich mit sich in die Tiefe, bis der Druck auf meinen Ohren zu stechendem Schmerz wurde. Unter mir sah ich wieder den jungen Mann mit den weißen Haaren stehen. Seine blauen Augen, die mich so an die des Würfels erinnerten, glühten besorgt.

„Halt dich fest!"

Wach wurde ich erst durch ein unsanftes Ruckeln an meiner Schulter und als ich die Augen aufschlug, sah ich Coen, der mit grimmiger Miene auf mich herabsah. „Schnall dich mal an, Süße," meinte er und lugte immer wieder neben mir aus dem Fenster. „Stimmt was nicht?" Coens Blick streifte mich nur kurz, bevor er über meinen geschlossenen Gurt wanderte. Er schien zu überlegen, ob ich die Wahrheit verkraften konnte. „Wir werden angegriffen. Sie sind zwar noch nicht da, aber der Radar hat sie schon längst erfasst. Bruce versucht, Japan zu erreichen, bevor sie uns erreichen, aber das wird eine knappe Kiste." Bei seinen Worten rutschte mir das Herz in die Hose und meine Finger checkten automatisch, ob der Gurt wirklich geschlossen war. „Wie ... wie weit noch bis Japan?" Coens rote Haare wackelten, als er seufzte und den Kopf schüttelte. Nervös zerbiss er den Lolli, den er eben erst ausgepackt zu haben schien und warf den Stiel achtlos auf den dicken Teppichboden. „Zu weit eigentlich. Jetzt gerade befinden wir uns mitten über dem Pazifik ..." Bruce Stimme unterbrach Coen mitten im Satz.

„Festhalten!"

Der Kopfgeldjäger verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden, um ihn herum explodieren die vielen Gläser und Flaschen, die aus den Schränken fielen und den Boden in ein Meer aus Scherben und Alkohol verwandelten, als das Flugzeug von etwas gerammt wurde. Ich konnte Bruce im Cockpit fluchen hören, als er alles daransetzte, das Flugzeug wieder auf Kurs und unter Kontrolle zu bekommen. Die Anzeige über meinem Kopf begann, rot zu blinken, als uns erneut etwas von außen zu rammen schien und die Hülle der Maschine klapperte. Der Würfel in meinen verkrampften Händen sah besorgt aus dem Fenster und summte lauter und lauter, als Coen sich wieder auf die Füße gekämpft hatte und bis auf ein paar wenige Kratzer unverletzt zu sein schien. Sein Gesichtsausdruck wechselte von grimmig zu rasend, als er ans nächste Fenster stürzte und, genau wie Satoru, hinaus in die leere Nacht spähte. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte trotz dem wackeligen Flug, etwas dort draußen zu erkennen. Aber da schien ich weniger Erfolg als der Kopfgeldjäger und der Würfel zu haben. Coens Knöchel traten weiß hervor, als er seine Hände zu Fäusten ballte. „Das ist gar nicht gut." Mittlerweile hatte Bruce das Flugzeug wieder in den Griff bekommen, allerdings flogen wir nicht mehr geradeaus, sondern schienen in der Luft Haken zu schlagen.

„Bruce war Pilot bei der Royal Air Force. Wenn er ihnen nicht entkommen kann, dann kann es keiner." Coens Worte waren weder beruhigend noch hilfreich. Wenn, dann im höchsten Maße alarmierend und als er wieder aus dem Fenster blickte und seine Fäuste zu zittern begannen, wusste ich, dass sie da waren. Ein lauter Knall ertönte und veranlasste die Maschine, plötzlich mehrere Meter abzusacken. „WENN ER SICH UM DAS FLUGZEUG SCHLINGT SIND WIR ALLE TOT! SCHÜTTEL IHN AB, BRUCE!", Bruce stieß eine Welle englischer Schimpfwörter aus und mein Magen begann, zu rebellieren, als das Flugzeug unter Bruce Kontrolle sich in der Luft um die eigene Achse drehte. Aber es schien zu funktionieren. Ich konnte hören, wie etwas hässlich über die Außenhülle der Maschine kratzte und das Gewicht plötzlich abfiel. Sofort gewann die Maschine wieder an Höhe, Bruce schien den Sternen förmlich entgegenzujagen. Jetzt wusste ich auch, warum das Flugzeug so klein war. Um solche Manöver überhaupt erst möglich zu machen.

Tränen der Angst stiegen mir in die Augen, als das Flugzeug erneut unter brachialer Gewalt erzitterte und wieder absackte, als sich das schwere Etwas von eben wieder darauf niederließ. Mittlerweile waren wir so tief, dass ich das Meer unter uns glitzern sehen konnte. Völlig friedlich lag es vor uns, unterstrich die Stille, die sich in der Kabine ausbreitete. Nichts war mehr zu hören, nur die Scherben auf dem Boden klirrten leise unter dem Vibrieren der Turbinen. Doch da ... ein leises Knacken, dass schnell an Intensität gewann und sich binnen Sekunden im ganzen Flugzeug ausbreitete. Im Augenwinkel sah ich etwas Weißes huschen und als ich zitternd den Kopf drehte, sah ich vor dem Fenster keinen dunklen Ozean mehr. Sondern grelle, weiß leuchtende Schuppen. Diese Schuppen fand ich vor jedem Fenster und was immer dieses Ding war, es war drauf und dran, dass Flugzeug mit seinem Körper zu zerquetschen. „Scheiße ..." Coens Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte ... bis das schuppige Etwas das Flugzeug schließlich mitten in der Luft zerriss und die Gravitation der Erde mich und den Würfel in meinen Händen aus dem Innenraum der Maschine und in die Tiefe riss. Nur dank dem Etwas, dass uns vom Himmel geholt hatte, waren wir schon so tief gewesen, dass der plötzliche Druckunterschied mich nicht mehr töten konnte.

Einer der Tische erwischte mich an der Schläfe und so sah ich nur noch benommen, wie sich ein leuchtendes großes, weißgeschupptes wurmähnliches Etwas von den Trümmern löste, auch den Rest des Flugzeugs ins Wasser fallen ließ und mir jetzt nachjagte. Nein, nein, nicht mir. Satoru. Es kam schnell näher und als ich seine spitzen Zähne sehen und den fauligen Atem riechen konnte, schoss neben mir aus dem Wasser ein gewaltiger Tentakel, der den Wurm aus der Luft zog und unter Wasser zerrte. Dadurch wurde das Wasser so aufgewühlt, dass mich der Aufprall nicht tötete, sondern nur ein paar Knochen brach und sich der Geschmack von Blut in meinem Mund ausbreitete, als ich ungebremst auf dem Wasser aufschlug und das Wasser meine Lungen füllte. Schwach öffnete ich die Augen und bekam trotz dem Salzwasser mit, wie der weiß leuchtende Flugwurm schneller und schneller in die Tiefe gerissen wurde, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Eiseskälte kroch in meine Knochen und raubte mir schnell alle Kraft, bis mir der Würfel aus den Fingern glitt und langsam im Pazifik versank. Sein blaues Licht wurde immer schwächer, bis es schließlich in der Tiefe verlöschte und sich die Schwärze ausbreitete. Hoffentlich ertrank ich, bevor die ersten Haie hier aufschlugen. Mir wurde zunehmend kälter und als ich das Bewusstsein verlor, sah ich in den letzten Momenten noch etwas dort unten in der Tiefe funkeln, dass schnell näherkam.

Zwei leuchtend rote Augen.

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Wir sind vor der Küste Japans und damit näher an der Erklärung, die Nisha so langsam verdient, so wie wir alle. Schaut gern wieder rein, um Kapitel 12 nicht zu verpassen! :D

Falls ihr wissen wollt, was eure Erin sonst so macht außer studieren, schreiben und Animes schauen, lasse ich euch mal einen Link hier. Der führt euch zu einem super coolen Musikvideo zu einem Game, dass ich aktuell auf der PS4 spiele.
Wirklich nur zu empfehlen!

https://youtu.be/OevbMiEGOxY?si=DpDXqeomytbE9J0q

Eure Erin xx

Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt