Kapitel 5

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Ich rannte, bis mir die Lungen brannten und die Muskeln in meinen Beinen kurz davor waren, den Dienst zu quittieren. Im Rennen warf ich einen Blick über meine Schulter, um einen Blick auf meine Verfolger zu erhaschen. Doch so wie all die Male davor sah ich nichts außer Menschen, die mir wütend oder kopfschüttelnd nachsahen, nachdem ich sie entweder zur Seite geschoben oder mich hektisch an ihnen vorbeigequetscht hatte. Obwohl ich niemanden sehen konnte, der sich an meine Fersen geheftet hatte, so wusste ich trotzdem, dass sie da waren. Und das sie näherkamen. Das Einzige, was sie zurückzuhalten schien, waren die schieren Menschenmassen um mich herum. Wie es schien, wollten sie keine Massenpanik auslösen und womöglich hatten sie mich nur deswegen noch nicht geschnappt. Um ehrlich zu sein wusste ich noch nicht mal, ob das ihre Aufgabe war oder ob sie mich einfach nur weiterhin verfolgen und meine nächsten Schritte in Erfahrung bringen sollten. So oder so musste ich einen sicheren Ort finden. Weglaufen an sich mochte zwar leicht sein, doch vor etwas fliehen das dem Auge verborgen blieb hatte einen faden Beigeschmack.

Einen Tödlichen.

Meine Füße flogen über das Straßenpflaster und malten ein Zick-Zack-Muster auf die Steine, wann immer ich präventiv Haken schlug und überlegte, wohin ich konnte. Für einen Moment beschlich mich der Gedanke, dass ich mir die Worte des Fremden und die Paranoia aufgrund des Entzuges nur eingebildet hatte und immer noch einbildete. Aber dafür war die Erinnerung zu klar, der Schock zu groß und die Angst zu tiefsitzend. Natürlich konnte das auch bei einem Entzug eine derartige Intensität erreichen, also waren das leider keine sicheren Indikatoren. Aber was ich mir definitiv nicht einbildete, war der Würfel in meinen Händen, der stetig vibrierte und mich zum Weiterrennen animierte. Wie es schien, sahen sich die vielen Augen darauf um und suchten wie ich fieberhaft nach einer Lösung. Doch mit einem Mal ging ein Ruck durch den Würfel, der mir aus den Händen fiel, zu Boden stürzte und eine tiefe Kuhle in den Pflasterstein schlug. Eilig bückte ich mich und begann, an dem Würfel zu ziehen, doch wie neulich im Park bewegte er sich mit einem Mal kein Stück mehr und schien mit dem Boden verwachsen zu sein. Ich mochte die Schritte meiner Verfolger zwar nicht hören können, aber als ich einen kalten Hauch im Nacken spürte, spülte die Panik mich mit sich fort. „Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt für Trotzanfälle!", brüllte ich panisch und riss immer stärker an dem Würfel, der wie als Antwort lauter und lauter zu summen begann und sich immer noch nicht rührte.

Seine Augen zuckten immer wieder nach links und als ich hektisch den Kopf nach oben riss und in die von dem Würfel angedeutete Richtung blickte, wusste ich Bescheid. Auf mein Nicken hin ließ sich der Würfel problemlos wieder vom Boden aufheben und summte beruhigend in meiner Hand, als ich die vielen Stufen des großen Backsteinhauses hinaufeilte und die Türe der Polizeistation aufriss. Trockene Heizungsluft schlug mir entgegen, die meiner ohnehin schon trockenen Kehle keinen Gefallen tat. Der Duft von Kaffee lag in der Luft und als ich den Blick hob und in zwei verwirrte Gesichter sah, fiel die Anspannung von mir ab. Als auch der Würfel leise summte und die Augen darauf wieder starr wurden wusste ich, dass was auch immer uns verfolgt hatte, nicht mit uns in die Station gekommen war. Vorläufig waren wir hier sicher. „Alles in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?" das linke der beiden Gesichter, dass einer brünetten Polizistin, kam um den Tresen herum und half mir auf die Füße. „Ich ... ich bin verfolgt worden!" mit zitternden Fingern deutete ich hinter mich auf die Türe und drückte ihr den Würfel in die Hand. Das war meine Chance, ihn loszuwerden. Er hatte mir nur Probleme gebracht und wo konnte er schon sicherer sein als hier bei der Polizei? Ich hatte meinen Teil getan, sicherer konnte ein Ort kaum sein. „Deswegen.", ich deutete auf den Würfel, dessen Augen weiterhin starr ins Nichts blickten, als die Polizistin ihn begutachtete und auf der Theke ablegte. Der Polizist hinter der Theke schloss zu seiner Kollegin auf und trat vor die Türe, um sich umzusehen, bevor er wieder reinkam und den Kopf schüttelte, dicht begleitet von einem leisen Huschen. „Ich sehe niemanden." Ich nickte wild und setzte mich auf eine der kleinen Bänke. „Man kann sie auch nicht sehen, aber ... aber sie sind da und sie wollten den Würfel haben und ...", ich stoppte mich selbst als mir klar wurde, wie verrückt die Worte klangen, die ich da von mir gab.

Das schien auch den beiden Beamten nicht entgangen zu sein, die jetzt einen unleserlichen Blick austauschten, bevor mir die Polizistin ein weiches Lächeln schenkte, ihr Kollege hinter der Theke verschwand und einen Hörer an sein Ohr hob. Wahrscheinlich drauf und dran, einen Krankenwagen zu rufen der mich in die nächste Klapse bringen sollte. „Warten Sie hier. Mein Kollege ruft eben bei der Kripo an. Die Kollegen werden sich dann mit Ihnen unterhalten." die Worte der Polizistin bekam ich nur mit einem Ohr mit, als sich auf dem Schreibtisch hinter der Theke, direkt neben dem telefonierenden Polizisten, die Zettel zu bewegen begannen. Man hätte meinen können, dass ein Luftzug sie aufgewirbelt hatte oder womöglich ein Schwall der Heizungsluft. Aber die Heizkörper waren fest verschlossen und keines der Fenster geöffnet. Die herunterfallenden Zettel wurden mehr und mehr und die so entstehende Linie schien sich auf den Würfel zuzubewegen. Als nächstes fielen die Zettel auf dem zweiten Schreibtisch herunter, dann die Broschüren am anderen Ende der Theke, auf der der Würfel nach wie vor lag und mich jetzt, hinter dem Rücken der Polizistin, wieder ansah. Eine stumme Frage lag in den blauen Augen, als die hölzerne Theke einen gewaltigen Sprung bekam und zerbrach. Der Würfel hatte sich wieder beschwert und war jetzt am Boden zwischen den Holzsplittern gelandet. So konnte ihn niemand mehr hochheben, auch das Etwas nicht, dass uns wohl doch gefolgt und mit dem Polizisten eben hereingekommen war.

Aufgeschreckt von dem krachenden Holz drehte sich die Polizistin um und bekam große Augen, als sie die zerstörte Theke sah. Den Moment nutzte ich aus, huschte an ihr vorbei und klaubte den Würfel ohne Probleme vom Boden, der sofort wieder zu summen begann und mich erleichtert ansah, als wir übereilt das Gebäude verließen und die Treppe davor hinunterrannten. In meiner Eile übersah ich den rothaarigen Mann, der gerade die Treppe hinaufkam und bei unserem Zusammenstoß seinen Kaffee to go auf meiner Jacke verteilte. Dumpfer Schmerz fraß sich in meinen linken Ellenbogen, als wir in einem Knäul die Stufen hinunterstürzten und sein Kaffee mir den Rücken verbrannte. „Sag mal tickst du noch richtig? Mach deine Augen auf, scheiße nochmal!" wetterte er neben mir und hielt sich die Stirn. Zwischen seinen Fingern lief Blut hervor, dass genauso rot war wie seine Haare und auf den Pflasterstein unter uns tropfte. Wut züngelte in seinen gelben Augen und für einen Moment hatte ich Angst, dass er mich gleich in der Luft zerreißen würde. So muskulös schien er unter seinem Mantel zumindest zu sein. Doch seine Augen weiteten sich in Unglauben, als er den Würfel sah, den ich schnell an mich drückte, aufstand und eine Entschuldigung murmelnd das Weite suchte.

Ich musste hier weg.

Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt