Kapitel 25

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„Wie ... wie hast du das denn überlebt?", ich fühlte mich schlecht, diese Frage zu stellen. Sie kam mir sehr persönlich und übergriffig vor, aber ich kam nicht gegen meine Neugier an. Sie lenkte mich von meiner Scham gegenüber Satoru ab und das war alles, was ich in dem Moment wollte. Und Nautilus' Reaktion nach schien es ihm auch egal zu sein. Er zog sich das nasse Shirt vom Körper und drehte mir seinen nackten Rücken zu. Mir war sofort klar, dass er auf das große Kalmartattoo anspielte, dass mir vorgestern im Zoo schon aufgefallen war. Es war schon fast befremdlich. Immerhin schien das eine Ewigkeit her zu sein. Mit dem Daumen seiner Roboterhand deutete er über seine rechte Schulter auf seinen breiten Rücken. „In Atlantis hat jeder ein Tier, mit dem er verbunden ist. Wir nennen sie Say'tii. Das heißt locker übersetzt so etwas wie Seelentier. Und ein jeder übernimmt ab dem 85. Lebensjahr Fähigkeiten seines Tieres. Das sind unsere Fluchtechniken. Bis man 85 ist hat man also keine. Und je reiner man ist, umso mehr sind es. Erst ab diesem Lebensjahr ist man bei uns vollständig. Bis dahin verfügt man nur über ..." er schien nach einem Wort zu suchen. „Die Basisausstattung, Ti. Das trifft es gut," kam Thorne ihm zur Hilfe und zwinkerte Nautilus zu, als er ihm zunickte. „Die Basisausstattung. Schnell schwimmen, im Dunkeln sehen, im Wasser atmen." „Luft atmen?", unterbrach Coen ihn und sah Nautilus neugierig an. Aber Nautilus schüttelte den Kopf. „Ob man Luft atmen kann, kommt ganz auf die Anatomie an. Oder das Tier, zu dem man gehört. Bei vielen sind die Lungen im Laufe der Jahrhunderte verkümmert. Aber auch das hat was mit der Reinheit zu tun. Je reiner, umso eher kann man Luft und Wasser atmen."

Er legte sich das nasse Shirt über die Schulter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Tiere sind die Kalmare. Und Kalmare sind durchaus dazu in der Lage, Arme nachwachsen zu lassen. Körperteie im Generellen." Er lehnte sich an den Tisch und begann, sich die dünne Salzkruste von der Brust zu kratzen. „Ich war gerade 86, als mein Vater mich töten wollte. Was für mich bedeutete, dass ich mich noch kaum bis gar nicht mit meinen zusätzlichen Fähigkeiten befasst hatte. Und so hatte es bei mir nicht mehr dazu gereicht, den Arm vollständig nachwachsen zu lassen. Es hat grade dafür gereicht, dass ich nicht verblute und aus dem Palast komme." „Warum lässt du ihn jetzt nicht mehr nachwachsen?" Satoru reihte sich in die persönlichen Fragen mit ein. „Umkehrtechniken können alles heilen. Warum also tust du es nicht?" Nautilus sah ihn eine ganze Weile stumm an. So lange das ich mich schon fragte, ob er überhaupt noch etwas sagen würde. Aber dann griff er mit seiner gesunden Hand an seine Roboterschulter und drückte etwas. Mit einem leisen Ping löste sich der Arm aus der Schulter und lag jetzt in Nautilus' gesunder Hand. Erst jetzt konnte man sehen, wie grobschlächtig ihm der Arm vom Körper getrennt worden war. Es war kein grader Schnitt, sondern sah eher so aus, als hätte man ihn mit übernatürlicher Kraft einfach abgerissen. Einige Stücke des noch existierenden Fleischs waren länger als andere und als ich den Kopf etwas drehte, konnte ich sehen, dass eine lange Metallstange in das Innere seiner Schulter führte. Ein Knochenersatz quasi. Eine metallene Platte war in die Wunde eingelassen worden, die sie komplett abdeckte und einen Aufsatz hatte, auf dem er den Arm wohl befestigen konnte. Um die Platte herum zog sich raues Narbengewebe, dass knapp unter seinem Schlüsselbein stoppte.

Maschinenbauer rund um die Welt hätten für diesen Anblick gemordet.

Nautilus ließ uns eine Weile starren und legte den Arm dann vor uns auf dem Tisch ab, bevor er sich umdrehte und ohne ihn an das Fenster trat. Man sah sofort, wie er Schlagseite bekam ohne das Gewicht des Armes, dass ihm half, das Gleichgewicht zu halten. So, wie wir es alle mit zwei Armen konnten. „Zum einen ist es schon zu lange her, als dass ich ein passables Ergebnis zusammenbekommen würde. Ersatzkörperteile sind funktional, ja. Aber niemals mehr so gut wie das ursprüngliche Körperteil. Die Wunde ist, trotz allem, gut geheilt und mein Körper hat den Ersatz angenommen." Ein abfälliges Schnauben erklang vom Fenster. „Hätte mich auch überrascht, wäre es anders gewesen. Alles, was ich baue, ist perfekt und makellos." Velvet nahm Nautilus' Arm in die Hände und brachte ihn ihm ans Fenster, wo er ihn, ohne sie anzusehen wieder anlegte und einige Male probehalber die Finger wackeln und die Schulter kreisen ließ. Der Arm war wohl nicht nur komplex, sondern auch leichter als er aussah. Velvet brauchte nur eine Hand, um ihn hochzuheben. Auch, wenn diese Hand zu zittern begann. „Ihr solltet mal seinen Tank sehen, unten im Keller. Dort hat er all seine Maschinen aufgebaut, mit denen er seinen Arm gebaut hat. Die stehen alle im Salzwasser, weil sie an Land nicht funktionieren."

Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt