Der alte Mann, er stellte sich als Derani vor, führte uns in das Hinterzimmer des kleinen Ladens, dass aus nichts bestand außer einer kleinen Treppe, die nach unten in den größten Keller führte, den ich je gesehen hatte. Ein großes Schwimmbecken war in den steinigen Boden gehauen worden und dem Salzgeruch nach befand sich darin Meerwasser. Oder zumindest Salzwasser. Tiden schien das ebenfalls nicht entgangen zu sein. Der Atlanter kratzte sich mittlerweile am ganzen Körper, die Schuppen an seinem Hals bluteten schon und als er ins Wasser tauchte, konnte ich durch die Wasseroberfläche erkennen, wie er erleichtert ausatmete. Langsam kehrte das Gold in seine Schuppen zurück und schon nach wenigen Sekunden hatte er seine alte Pracht zurückerlangt und streckte den Kopf aus dem Wasser. „Wie kommt es, dass du unter den Menschen lebst? Hörst du nicht den Ruf der See? Vermisst du sie nicht?" Auch Derani hatte sich am Becken niedergelassen und strich sich nachdenklich die Schuppen nass, die unter dem Wasser orange zu funkeln begannen. „Das Volk meiner Mutter, euer Volk, ist recht eitel, wenn es um Blut geht, mein Junge. Immerhin fließt in euren Adern das Blut Neptuns und es zu verunreinigen ist eine Todsünde an der See selbst. Ich als Halbblut wäre in Atlantis weder willkommen gewesen, noch hätte ich den Tag meiner Geburt überlebt. Genauso wenig wie sie." Deranis Augen wurden trüb, seine Finger zitterten, als er sich das ergraute Haar aus der Stirn strich.
„Früher, lange vor eurer Zeit, gab es in Atlantis Menschenopfer. Der alte König war erbost, hasste sie von ganzem Herzen und schuf im Ozean ein Loch, eine Falle. Unter den Atlantern hieß sie „Auge des Zorns". Hier bei den Menschen ist es das Bermuda-Dreieck. Menschen verschwanden und verschwinden immer noch, immer mal wieder durch das Auge des Zorns. Sie wurden gefangen und auf den Grund des Meeres gerissen, mehrere Kilometer tief durch die Dunkelheit. In eine kleine Höhle, gefüllt mit Sauerstoff. Dort wurden sie regelmäßig abgeholt und dem großen Neptun geopfert in der Hoffnung, so seinen Zorn zu besänftigen und die Ayde'nu vertreiben zu können." Der alte Mann seufzte und ließ sich auf einem der vielen Stühle nieder, die wahllos verteilt im Raum standen. „Der vorletzte König, der Vater von König Redeus, hat die Opfer schlussendlich abgeschafft. Die Ayde'nu waren schon lange lange verschwunden und so gab es keinen Grund mehr, Menschen zu opfern. Doch das Auge des Zorns, es ist nach wie vor intakt. Und die Menschen, die es heute verschluckt, sterben elendig in der Höhle unter dem Wasser. Denn aus der Höhle gibt es für Normalsterbliche kein Entkommen. Nur der Tod errettet ihre Seelen, wenn sie lange genug in der Dunkelheit gehofft, gebangt und schließlich um den Tod gebettelt haben."
Ich konnte an Nautilus' Gesicht ablesen, dass Deranis Worte für ihn nichts Neues waren. Auch Tiden wirkte wenig überrascht, am Rücken treibend starrte er nachdenklich an die Decke. „Meine Mutter war Wächterin des Auges und sie verliebte sich in einen der Männer, der durch das Loch in die Höhle gezogen wurde. Sie empfing mich in der Höhle und verließ Atlantis Hals über Kopf, als mein Vater in einem der Unterwasservulkane verbrannt wurde. Sie wusste, dass sie sie und auch mich töten würden, also suchte sie Schutz in den Weiten der Ozeane und stieß schließlich, weit im Norden, auf die Hüter der Ayde'nu. Eine kleine Gruppe weiser Atlanter, die schon zu Neptuns Zeiten gelebt hatten und denen er vor seinem Tod die Aufgabe übertragen hatte, die Tiere zu fangen und zu bewachen. Sie bauten die Portale und verbrachten etliche Jahrhunderte damit, die Ayde'nu einzufangen. Das sie verschwunden sind liegt also nicht an den Menschenopfern und dem damit verbundenen Aberglauben, sondern daran, dass sich Neptuns engste Vertraute um sie gekümmert und sie alle in den Portalen eingesperrt haben." Derani zog aus einem wackeligen Schrank ein ebenfalls leeres Portal und legte es vor sich auf den Tisch. „Sie ließen den Atlantern den Bauplan zukommen, damit man sich weit unten im Süden selbst um die Ayde'nu kümmern konnte, sollte es doch noch welche geben, die schlau waren und sich versteckt hatten. Sie haben mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass diese Technik an die Oberfläche dringen würde," sagte er und deutete auf Satoru, der sein eigenes flimmerndes Portal neben das Leere gestellt hatte. „Und um deine Frage zu beantworten, Tiden. Ja, ich vermisse die See und ich höre ihren Ruf Tag für Tag im Rauschen meines Blutes," sagte Derani und zauberte Tiden ein Lächeln aufs Gesicht.
„Ich habe diese Gruppe verlassen, als meine Mutter starb. Das ist jetzt ungefähr 200 Jahre her. Seitdem habe ich weder etwas von ihnen noch aus Atlantis gehört. Ihr seid die Ersten, die mich seit Langem wieder an meine Heimat erinnern. Ich habe nie viel über die Portale erfahren, meine Mutter hatte mich stets von allem Atlantischen ferngehalten und mir immer ans Herz gelegt, an Land zu leben, wenn sie eins mit der See wird. Und das habe ich beherzigt." Er stand auf und gab Satoru sein Portal zurück. „Ich kann dir also nicht sagen, wie du an deine Kräfte kommst, junger Mann. Aber ich kann euch zu den Wächtern bringen. Sie haben die Portale geschaffen. Nur sie wissen also, wie sie wirklich funktionieren."
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Unser Weg führt uns weiter, mehr oder weniger einmal rund um die Welt auf der Suche nach einer Lösung für unseren lieben Satoru :D
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Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Nichts ist schwerer zu gewinnen als das Spiel des Lebens, nichts leichter zu verlieren. Wer ein schlechtes Blatt hat, wird gezwungen, aufzugeben. Gibst du auf? Oder bluffst du und setzt alles? Ein überraschender Fund mitten in einer sternenlose...