Kapitel 7

43 10 1
                                    

Satoru und ich verbrachten sicher noch eine Stunde damit, mir mit unserer Alphabet-Technik zu erklären, was hier Sache war. Aber die Technik hatte einen gravierenden Haken. Sie war zu langwierig und ungenau und nach einigen Versuchen, so ganze Sätze zusammenzuwürfeln, gaben wir schließlich auf. Immer wieder waren wir im Buchstaben verrutscht oder hatten einen vergessen und so machte das keinen Sinn. Alles, was wir hatten, war der Name des Japaners, der mich vorher noch mit Tilidin hatte locken wollen. Suguru Geto. Das war besser als nichts und das Wichtigste hatte ich auch so schon dank der Ereignisse verstanden. Das ich den Würfel nicht aus den Augen lassen durfte. Müde nahm ich ihn in die Hand und sah ihn an. „Pass auf, Satoru. Es ist spät und ich möchte so viele Stunden wie möglich in einem echten Bett verbringen. Und die Dusche nutzen, die es hier gibt ... und nachdem ich dich hier nicht allein in dem Zimmer lassen werde, musst du mit ins Bad," der Würfel summte den ganzen Weg ins Bad über in meiner Hand und brachte das Waschbecken, auf dem ich ihn abgesetzte, zum Vibrieren.

„Versprichst du mir, nicht zu schauen? Sonst deck ich dich mit einem Handtuch ab, wie es sich für einen bösen Würfel gehört," auf mein Schmunzeln hin trat ein amüsierter Ausdruck in die vielen Augen, bevor der Würfel zustimmend summte, die Augen schloss und verstummte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich zum Ausziehen in ein Handtuch zu wickeln, verwarf den Gedanken aber wieder. Ich war weder prüde noch genierte ich mich, also stellte ich das Wasser an, zog mich in der Zeit aus und stellte mich zum ersten Mal seit Langem unter warmes, laufendes Wasser. Mit der Zeit hatte ich vergessen, wie es sich anfühlte, richtig sauber zu sein. Keine vor Dreck starren Haare zu haben, keine Flecken auf der Haut und sich einfach wieder wohlzufühlen. Und jetzt, wo ich das alles, wenn auch nur vorrübergehend, loswurde, fühlte ich mich endlich besser. Endlich wieder wie ein Mensch.

Ich hatte zwar nicht auf die Uhr geschaut, aber eine halbe Stunde stand ich sicher unter dem warmen Wasser und ließ es einfach laufen, zusammen mit den Tränen, die mir stumm über das Gesicht liefen. Ich gab mir extra Mühe, nicht zu schluchzen, damit der Würfel nichts mitbekam. Das Letzte, was ich wollte, war, vor einem Fremden zu flennen und die Fassung zu verlieren. Mensch oder Würfel war da vollkommen egal. Allzu viel Würde hatte mir meine Vergangenheit nicht gelassen und so wollte ich das bisschen, dass ich noch hatte, beibehalten. Schnell wischte ich mir über das Gesicht und spähte aus der Dusche in Richtung Waschbecken. Der Würfel hatte die vielen Augen nach wie vor geschlossen und schien sich nicht mehr gerührt zu haben, seit ich ihn am Waschbecken zurückgelassen hatte. Also brauchte ich das vom B&B bereitgestellte Shampoo auf und wusch mir all den Unrat der Straße von der Haut und aus den Haaren, bis das Wasser zu meinen Füßen wieder klar und keine bräunliche Brühe mehr war.

Der weiche Stoff des Handtuchs rieb trotz des Weichspülers an der verbrühten Haut auf meinem Rücken, die der Kaffeeheini dort hinterlassen hatte. Vor dem Spiegel verrenkte ich mir den Hals, um die Stelle besser sehen zu können und atmete erleichtert auf, als ich keine Blasen entdeckte, sondern lediglich eine handgroße Rötung. Das würde von selbst wieder heilen, also musste ich kein Geld in einer Apotheke für eine Salbe lassen. Immerhin etwas Positives. Der Spiegel offenbarte mir neben meinem verbrannten Rücken auch mein Gesicht, dass ich schon ewig nicht mehr richtig angesehen hatte. Ich hatte mein Spiegelbild auf den öffentlichen Toiletten immer gemieden aus Angst, dort nicht mich, sondern das abgewrackte Gesicht meiner Mutter zu sehen, was mehr oder weniger mit dem Ende gleichzusetzen wäre. Aber als ich einmal durchgeatmet, den Kopf gehoben und in den Spiegel geblickt hatte, fiel eine alte Anspannung langsam von mir ab. Nein, ich sah nicht aus wie meine Mutter. Ich mochte ihr honigblondes Haar haben und ihre schmalen Gesichtszüge und doch sah ich ihr nicht ähnlich. Meine Haut war nicht grau und meine Wangen bei Weitem nicht so eingefallen wie ihre. Aber hinter ihr lagen auch schon mehr als zehn Jahre Abhängigkeit. Hinter mir grade mal eins. Ich konnte das alles wieder in den Griff zu bekommen.

Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt