Kapitel 23

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Als ich die Augen aufschlug, verschwand der Schmerz zusammen mit der alles verschluckenden Dunkelheit, die mich bis jetzt fest umklammert hatte. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war. Das Atmen fühlte sich seltsam an, ungewohnt. Kühles Wasser strich über meine Haut und ließ mich erschauern, floss in meinen Hals, ohne mir das Gefühl zu geben, zu ersticken. Aber ich hatte keine Angst. Dafür schenkten mir die zwei blauen Augen zu viel Sicherheit, die jetzt erleichtert auf mich herabblickten. Ich hatte Satoru schon mal gesehen, dass wurde mir jetzt klar. In diesem wirren Traum, den ich im B&B gehabt hatte. Doch ein Unterschied fiel mir sofort auf. Damals hatten seine, jetzt immer noch ungewöhnlich blauen Augen einen hellen Schimmer gehabt, quasi ein eigenes Licht. Doch das war jetzt verschwunden. „Deine ... deine Kräfte ..." mein Kopf sirrte, als ich mich langsam aufrichtete. Wie es schien, hatte er meinen Kopf auf seinem Schoß liegen gehabt und gewartet, bis ich wieder aufwachen würde. Als er meine Frage hörte, wanderte ein Schmunzeln über seine Lippen, sein schneeweißes Haar wogte im Takt der See, als er belustigt den Kopf schüttelte. „Das ist deine größte Sorge? Nachdem du bis eben noch sehr bewusstlos warst?", fragte er und lehnte sich an die Füße der Statue, die in seinem Rücken stand. Sie alle schienen wieder erstarrt zu sein, nichts hier drinnen erinnerte noch an den gewaltigen Lichtblitz, den Nautilus ausgelöst hatte. Wo war er überhaupt? „Dein Fischfreund sitzt oben bei seinem Haustier. Es scheint dich zu mögen, es ist vor der Höhle fast ausgeflippt als sein Herrchen ihm gesagt hat, dass du ohnmächtig bist." Satoru schien die Frage in meinem Gesicht gelesen zu haben und zuckte jetzt mit den Schultern. „Ich glaube, es hat vor Schreck etwas Tinte verloren. Zumindest war es da oben kurzzeitig doch recht dunkel und ..." er verstummte augenblicklich, als ich auf seinen Schoß kletterte und ihn in die Arme nahm.

Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Rücken steif wie ein Brett, ich hatte das Gefühl, einen Stein in den Armen zu haben. Schon hatte ich meine Arme wieder gelöst und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht kroch, als ich mich aufrichtete und mir peinlich berührt das Haar aus dem Gesicht strich. Doch dann schien er sich zu fangen und zog mich zurück, eng an seine Brust. Sanft drückte er mein Gesicht in die Kuhle an seinem Hals und strich mir durch das lange Haar. „Danke, Nisha. Danke, dass du mich nicht aufgegeben hast." Seine Stimme war leiser geworden, seine Umarmung fester. „Mir tut es leid, dass ... das deine Freunde das getan haben. Das sie dich aufgegeben haben, wo sie doch eigentlich diejenigen hätten sein müssen, die alles daransetzen, dich zu retten." Ein Seufzen ertönte über meinem Kopf, Satorus Brust unter meine Hand hob sich schwerfällig. „Eigentlich keine Überraschung. Für nutzloses Gesindel war noch nie Platz an der Akademie, jetzt mehr denn je." Er hob eine Hand und betrachtete seine schlanken Finger im schummrigen Licht der Höhle. „Aber jetzt ist alles weg und ich fühle mich ... ja. Leer ... und nutzlos."

Ich wollte gerade den Mund wieder aufmachen und versuchen, tröstende Worte zu finden. Das niemand nutzlos war und ich ihm helfen würde. Aber Nautilus kam mir zuvor. Mit weitaus weniger tröstenden Worten. „Das muss eine Nebenwirkung der Portale sein. Anders kann ich es nicht erklären und ich habe auch noch nie von so etwas gehört oder gelesen. Aber eines ist gewiss," sagte er und reckte das Portal in die Höhe. „Du magst raus sein aus dem Portal, aber deine Kräfte, deine Kräfte sind es nicht." Das Portal, dass Nautilus uns unter die Nasen hielt, sah anders aus. Die Augen waren jetzt fest geschlossen, es wirkte starr und kalt. Und in seinem Inneren, man konnte es durch die Wände hindurch flackern sehen, ein grelles blaues Licht. Es erinnerte mich an einen Stern, der in seinem Gefängnis glühte und nur darauf zu warten schien, dass man ihn freiließ. „Kannst du es bitte nochmal probieren, Nautilus?" der Blauhaarige sah mich an, dann Satoru. Nickte und probierte es erneut.

Aber ohne Erfolg.

Als der Blitz in das Portal einschlug, geschah rein gar nichts. Es sank nur still und leise zu Boden und blieb dort liegen, als die Statuen erneut starr wurden und wieder darauf zu warten schienen, dass mehr Blut kam. „Bitte, Nautilus. Bitte probier es nochmal." Doch Nautilus schüttelte auf meine Bitte hin den Kopf, seine roten Augen huschten in die Höhe zum Eingang. „Es wird nicht funktionieren, Menschlein. Glaub mir das." „Nein, nein. Ein drittes Mal noch! Wir geben doch nicht so leicht auf, oder?" Nautilus antwortete nicht, sondern deutete nur stumm hinter mich. Satoru war in Richtung Boden geschwommen und hatte mit leerem Gesicht das Portal aufgehoben. Sein hübsches Gesicht zeigte nicht eine Regung, als er es stumm betrachtete und dann den Kopf hob. Seine Augen wanderten über die erstarrten Statuen zum Kristall. Nautilus schüttelte den Kopf, als er mich ansah, und wendete mir dann den Rücken zu. „Gehen wir."

Dardan's gelbes Auge erspähte uns schon, kaum, dass wir auf die Höhe des Tunnels kamen. Freudig blubbernd wartete er darauf, dass wir herauskamen und drehte sich dann einmal laut blubbernd um sich selbst. Doch dann fiel ihm Satoru ins Auge, den er sofort mit einem seiner Arme umwickelte und an sein Auge heranzog. Neugierig inspizierte er ihn von oben bis unten, drehte einmal den Kopf, um ihn auch mit seinem anderen Auge betrachten zu können, bevor er ihn wieder in unserer Mitte freiließ und auch ihm fröhlich den langen Stein zeigte, den er den ganzen Weg mit sich herumgetragen hatte und jetzt stolz präsentierte. Satoru rang sich ein warmes Lächeln ab und nickte anerkennend. „Der ist sehr schön. Hast du mehr davon, ja?" Dardan nickte freudig und blubberte etwas, dass Nautilus für uns übersetzte. „Er will euch seine Schätze zeigen," meinte er und sah dann seinen Kalmar wieder an. „Nicht mehr heute, Dardan. Wir sind schon viel zu lange ..." Dardan war, genau wie Nautilus, mit einem Mal verstummt. Grob schlang der Kalmar einen seiner Arme um uns und riss uns mit einer derartigen Geschwindigkeit in die Tiefe des Grabens, dass mir schwindelig wurde. „Sie sind schon zu nahe. Bis hier muss es reichen," flüsterte Nautilus leise, woraufhin Dardan uns hektisch in eine kleine Felsspalte stopfte und sie mit einem seiner Arme bedeckte, der sofort die Farbe des Gesteins um uns herum annahm und sich nicht mehr regte. „Was ist los?" die Sehkraft, die Nautilus uns hier unten gegeben hatte, reichte jetzt, in der abgedunkelten Spalte kaum für mehr als schummriges Zwielicht. Der Blauhaarige legte sich auf Satorus Frage hin einen Finger an die Lippen und schwamm nah an Dardans Arm heran. Einige Zeit lang war nichts zu hören außer das stete Pulsieren des Meeres, bis ich sie hörte.

Die Stimmen.

„... beeindruckt, dass er schon so lange aushält. Zwei Monate ist er jetzt im Dhai'te gefangen, ohne dem Aufseher etwas zu erzählen." „Ich glaube nicht, dass er etwas weiß. Sonst hätte er in der Zeit sicher schon geplaudert. Zwei Monate sind eine lange Zeit und der Aufseher ein grausamer Mann." Es waren zwei Männer, die nicht allzu weit von uns entfernt miteinander sprachen und langsam näherkamen. Ich hörte einen der beiden amüsiert lachen. „Naja. Von jemandem, der wegen Hochverrats angeklagt ist darf und sollte man dann wohl auch ein gewisses Maß an Robustheit erwarten. Niemand mit schwachem Geist würde sich trauen, das Volk zu hintergehen und den Zorn des Königs auf sich zu ziehen." Satoru und ich tauschten besorgte Blicke, als sich Nautilus' Hände zu Fäusten ballten und er die Zähne so fest zusammenbiss, dass sein Kiefer zu zittern begann. „Loyalität kann einen stark machen, vergiss das nicht. Er und der Prinz waren Freunde, gute Freunde. Es würde mich nicht wundern, wenn er nicht doch etwas weiß oder nicht sogar am Mordanschlag mitgewirkt hat. Er wird plaudern, spätestens dann, wenn der Aufseher ihm jede Schuppe einzeln aus der Haut reißt und ihm seine eigenen Flossen in den Rachen stopft." Die Stimmen wurden wieder leiser und als Dardan nach einiger Zeit seinen Arm vom Spalt nahm und besorgt zu uns hereinsah wusste ich, dass sie weg waren. „Wer waren die?" Satoru schwamm als erster aus dem Loch und blickte nach oben. Doch er sah niemanden, genauso wenig wie ich, als ich es ihm gleichtat. Nautilus schwamm an uns vorbei, ohne uns anzusehen.

„Eine Haufen Probleme aus Atlantis."

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Kapitel 23 gibt uns endlich ein paar mehr Infos bezüglich Nautilus, seiner Herkunft und dem Geschichtsstrang, den ich mir für diese FanFiction ausgedacht habe. Die Probleme über der Wasseroberfläche rund um Shibuya haben zuwachs aus den Tiefen der Ozeane bekommen und ich freue mich sehr, mich mit euch ins Abenteuer zu stürzen :D

Eure Erin xx

Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt