Stille umhüllte unsere kleine Gruppe, nur unsere Schritte auf dem glatten weißen Boden waren zu hören. „Woher wusstest du, dass Nautilus uns mitgebracht hat? Velvet hatte es mit keinem Wort erwähnt", fragte ich Sikras und erntete ein kleines Schmunzeln. Mit einer Hand deutete er auf den Boden und die dort kaum noch sichtbaren Fußabdrücke aus Scheiße. „Kennst du denn sonst noch wen, der freiwillig durch Abwasser läuft, Nisha?" da hatte Sikras recht. Nautilus musste der Einzige sein, der das freiwillig und anscheinend auch ohne Gegenleistung tat. „Mich würde viel lieber interessieren, warum ihr uns vertraut," schaltete sich Coen von hinten ein und schloss zu uns auf. Er schien sich mit seiner Situation abgefunden zu haben. Das erkannte ich daran, dass er seinen Mantel mit einem traurigen Gesichtsausdruck im nächsten Mülleimer entsorgt hatte. „Oh, von Vertrauen hat hier niemand was gesagt," Sikras war vor einer großen Türe stehen geblieben und zückte eine Schlüsselkarte. „Aber unser lieber Nautilus hält grundsätzlich Abstand zu uns Menschen. Er ... naja er findet seinen Weg." Velvet stieß ein Schnauben aus und strich sich die hüftlangen Zöpfe über die Schultern. „Nautilus ist komplizi ..." „Komplex," fiel Sikras ihr ins Wort und öffnete die Türe. Dahinter tauchte eine Gemeinschaftsdusche auf. „Komplex ist ein weitaus angemesseneres Wort für unseren jüngsten Zuwachs."
„Was auch immer," Velvet machte am Absatz kehrt und verschwand ohne ein weiteres Wort den Gang entlang, den wir eben noch gekommen waren. „Wo war ich? Ach ja," Sikras betrat das Bad und kramte aus einem der Schränke Handtücher und Seife, bevor er sie uns reichte. „Nautilus hätte euch nicht mitgebracht, wenn er sich davon nicht etwas versprechen würde. Und wenn ich meinen Tipp abgeben darf, dann würde ich sagen, dass er das Portal in deiner Jackentasche will." Er deutete auf mich und lächelte, als ich den Würfel herauszog. „Ihr wisst alle, was das ist, nicht wahr?", Sikras nickte. „Wascht euch erstmal. Wir sind zwar mitten auf dem Meer und Gerüche verziehen sich schnell, aber das heißt nicht das er sich in den Wänden festsetzen muss." Die Türe schloss sich hinter dem Rabenmann und als ich an das große Fenster herantrat, klappte mir die Kinnlade herunter. Um uns herum war nichts außer Wasser. Endlose, blaue Weiten unter einem klaren Himmel. Blanke Angst durchfuhr nicht. Nicht etwa die Angst vor dem unendlichen Ozean oder dem Viehzeug, dass vermutlich unter uns kreuchte und fleuchte, nein.
Wie sollte ich hier draußen an Tilidin kommen?
Ich hatte es nach dem Duschen gecheckt, durch jedes Fenster gesehen, an dem Sikras uns vorbeiführte. Aber egal, in welche Himmelsrichtung man blickte, man sah nichts außer Wasser. Meine Finger schlossen sich zitternd um die Packung, die ich in meiner Jackentasche verborgen hielt. Eineinhalb Blister hatte ich noch. Die würden mir ein paar Tage geben. Aber was war danach? Ob Jesper schon aufgefallen war, dass ich nicht gekommen war? Ob er dachte, ich läge schimmelnd im Straßengraben? Diese Forschungsstation, so hatte Sikras uns zumindest am Weg instruiert, war mein Alptraum, meine ganz persönliche Hölle ohne Entkommen. „Wir waren so frei, die Station nach ihrer Aufgabe aufzukaufen und an unsere Bedürfnisse anzupassen. Wir verfolgen hier ein Ziel, dass, wenn man es laut ausspricht, doch recht hochgegriffen und in manchen Ohren sicherlich auch größenwahnsinnig oder gar arrogant klingen mag," führte Sikras seinen Monolog fort und führte uns durch das Labyrinth von Gängen. „Und was ist das für ein Ziel?", fragte Coen und zupfte an dem Shirt herum, dass er bekommen hatte. Sikras lächelte, als er die Schlüsselkarte zückte und uns in eine Art Konferenzraum entließ.
„Die Rettung der Welt."
Coen klappte, parallel zu mir der Mund auf, bevor er, im Gegensatz zu mir, laut anfing, zu lachen. „Das ist wahr man, dass klingt echt größenwahnsinnig und arrogant," der Schwarzhaarige grinste und bedeutete uns, uns zu setzen. „Sag ich doch." Coen bekam sein Giggeln nur schwer in den Griff und ich war neidisch, ihn so unbeschwert zu sehen. Nicht nur war hier meine Tilidinzufuhr gekappt, nein. Zudem schienen wir auch noch in eine Gruppe Irrer gestolpert zu sein. Wenn das kein Haufen Probleme war, dann wusste ich auch nicht mehr weiter. Die Rettung der Welt. Also das war auch ein Satz, der sonst nur im Fernsehen fiel. Am Tisch saß bereits Velvet in Begleitung zweier, mir noch unbekannter Gesichter. Eine junge, zierliche Frau mit Hornbrille und langem, dunkelbraunem Haar. Und ein junger Mann mit sonnengelbem Haar und einem breiten Grinsen im Gesicht. Seine Arme waren volltätowiert und auch sein Hals war über und über mit Tinte verziert worden. Ich hatte auch immer ein Tattoo gewollt. Aber es hatte, wie immer, am Geld gemangelt. „Velvet kennt ihr ja schon," Sikras deutete auf die junge Frau, die kurz von ihrer Nagelfeile aufsah und dann wieder den Blick senkte. „Und die anderen sind Thorne," der junge Mann hob zwinkernd die tätowierte linke Hand zum Gruß, „und Midare. Unsere Wissenschaftlerin. Und das sind Coen und Nisha. Nautilus Mitbringsel." Die Brünette hob schüchtern die Hand und lächelte ein warmes Lächeln. „Willkommen. Wie schön, mal neue Gesichter zu sehen." Thorne legte die Füße auf den Tisch und zauberte aus seinem Kaugummi eine Blase, die kurz darauf laut platzte und Velvet aufsehen ließ. „Neue Gesichter sind mehr als gern gesehen. Wo ich seit drei Jahren immer nur euch sehen darf beim Frühstück. Wobei," Schalk stahl sich in seine ebenfalls gelben Augen. „An Velvets Miesepetrigkeit den ganzen Tag gewöhnt man sich." Seine nächste Kaugummiblase platzte unter der Nagelfeile, die Velvet jetzt geworfen hatte und hinter Thorne in der Wand steckenblieb. „Wie bitte?" sie kniff die Augen zusammen und stemmte empört die Hände in die Hüften, als Thorne sie ignorierte.
„Nautilus ist mal wieder abwesend," stellte Sikras das Offensichtliche fest und schüttelte den Kopf. „Das dich das nach zwei Jahren immer noch wundert ist mir ein Rätsel, Sikras," sagte Thorne und stand auf. „Ich geh Ti mal holen. Wenigstens ist er nicht schwer zu finden, dass macht es einem leicht." „Du weißt das er es nicht leiden kann, wenn du ihn so nennst." Thorne drehte sich in der Türe um und grinste. „Du meinst die kleine Ader, die dann immer auf seiner Stirn zu pulsieren anfängt? Ja, die ist mir nicht entgangen." Giggelnd verschwand er um die Ecke und die Türe schloss sich wieder, kaum, dass er die Schlüsselkarte vom Sensor genommen hatte. Keine zwei Minuten später kam er in Begleitung eines tropfnassen Nautilus und dem Geruch von Meerluft wieder zurück. Auf Nautilus' Stirn pulsierte tatsächlich eine kleine Ader und in Thornes Gesicht klebte das breiteste Grinsen, dass ich je gesehen hatte. „Da sind wir wieder. Und jetzt erklär uns mal dein Spielzeug, Ti," Thorne ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und sah über Nautilus' sich zur Faust ballende Roboterhand hinweg. Aber dann seufzte der Blauhaarige und streckte seine Hand nun zu mir. „Gib es mir." Etwas unschlüssig sah ich den Würfel an, aber als Satoru leise summte, gab ich ihn doch aus der Hand.
In Nautilus' Roboterhand begann der Würfel, zu schweben. „Das ist ein Gefängisportal der alten Zeit. Sie werden nicht mehr gebaut, schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Dafür ist die Technologie schon zu veraltet und es gibt mittlerweile auch keinen Grund mehr dazu. Die Wesen, die man darin gefangen hielt, sind schon seit Langem aus den Meeren verschwunden und dass der Letzte von ihnen gesehen wurde ist schon so lange her, dass es nicht mal mehr einen Zeitzeugen gibt." Sikras und Midare rissen überrascht die Augen auf. „Von was der Letzte?", auf meine Frage hin drehte Nautilus den Kopf und sah mich an, sein Blick kühl und distanziert. „Felsenbrecher. Sie lebten schon mit den Dinosauriern hier auf der Erde und überdauerten mit ihnen alle drei Zeitalter. Trias, Jura und Kreide. Der Komet löschte die Dinosaurier aus und beendete ihre Herrschaft über unseren blauen Planeten. Aber seine Auswirkungen, sie reichten nicht bis in die Tiefen der Ozeane und ließen die Wesen unberührt, die dort unten in völliger Dunkelheit lebten und noch lange nach den Dinosauriern durch die Meere streiften. Sehr sehr lange." Er betrachtete den Würfel in seiner Hand. „Das man für Satoru Gojo ein solches Gefängnis auserwählt hat war das Klügste, dass Kenjaku hat tun können. Nichts kann ihnen entkommen."
„Gibt es noch mehr Technik wie die Portale hier bei uns?" auf Sikras' Frage hin schüttelte Nautilus den Kopf. „Bei der See, zum Glück nicht. Kein Mensch kommt ohne Hilfe so tief, um an eines der Portale zu kommen. Kenjaku muss es von einem meiner Leute bekommen haben. Anders kommt diese Technik nicht an die Oberfläche." Sikras wirkte gleich viel beruhigter und ließ sich in einer fließenden Bewegung auf einem der Stühle nieder. „Und kannst du den Sensei aus dem Portal holen?" Nautilus nickte. „Natürlich. Aber nicht hier oben. Die Maschine dafür ist gut versteckt im Gestein, mehrere Kilometer unter der Wasserlinie. Unzugänglich für Menschen." Nautilus war zwar schnell, aber nicht schnell genug. Ich hatte mich langsam dem Tisch genähert und den Würfel heruntergezogen. „Im Leben lass ich niemanden mit Satoru allein. Ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt alles in letzter Sekunde noch in den Sand zu setzen. Ich komme mit. Ob dir das passt oder nicht." Warme Finger packten mich am Handgelenk während kalte Finger aus Metall meine Finger auseinanderrissen und Nautilus mir den Würfel aus der Hand nahm.
„Menschen wie du haben dort unten nichts verloren. Ich bin euch gegenüber grundsätzlich gut eingestellt, Menschlein. Aber der Rest, der Rest ist es nicht. Also glaub mir, wenn ich sage, dass sie dich den Ghai'i zum Fraß vorwerfen und über deine Todesschreie fröhliche Lieder schreiben werden, wenn sie dich finden."
Ich hatte nicht eine Sekunde lang Zweifel am Wahrheitsgehalt von Nautilus' Worten. Warum auch? Er hatte keinen Grund mich anzulügen. Und ich? Ich hatte nichts zu verlieren. Das Rot in seinen Augen begann, zu glühen, als sich der Würfel beschwerte und ein tiefes Loch in den Boden schlug. Er versuchte, ihn aufzuheben, scheiterte aber kläglich. Doch als ich mich bückte und ihn aufhob, gab es keinen Widerstand. „Du hast das nicht zu entscheiden, Nautilus, ob ich mitgehe oder nicht. Und wenn ich nicht gehe, dann geht Satoru auch nicht." Thorne klatschte laut in die Hände und lachte, als er Nautilus' genervtes Gesicht sah.
„Sieht so aus, als hättest du demnächst einen Schwimmpartner, Ti."
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Kapitel 20 bringt endlich etwas Licht ins Dunkel und führt uns auf direktem Weg zum Öffnen des Würfels im nächsten Kapitels. Endlich kommt Satoru aus dem Würfel und wir tauchen ein in die Welt, die drauf und dran ist, aus der Tiefe zu kommen.
Ich weiß, dass hat jetzt alles etwas gedauert und Satoru war bis jetzt noch nicht wirklich präsent. Aber wir haben bereits im Voraus Input gebraucht, um die Story richtig anpacken zu können ^^
Eure Erin xx
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Cube's Secret (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Nichts ist schwerer zu gewinnen als das Spiel des Lebens, nichts leichter zu verlieren. Wer ein schlechtes Blatt hat, wird gezwungen, aufzugeben. Gibst du auf? Oder bluffst du und setzt alles? Ein überraschender Fund mitten in einer sternenlose...