Lara setzte ihren Weg durch das Labyrinth fort, doch die Worte der Stimme hallten in ihrem Kopf wider. Ihre Schritte wurden schwerer, je tiefer sie in das Labyrinth eindrang. Jeder Atemzug fühlte sich wie eine Anstrengung an, als ob die Luft um sie herum dicker und schwerer wurde. Die Nebel verdichteten sich, und die Dunkelheit umschloss sie wie ein zähflüssiger Schleier.
Plötzlich tauchte vor ihr eine rote Tür auf. Sie schien völlig deplatziert in dieser düsteren Welt – ein kräftiges, leuchtendes Rot, das fast schmerzhaft in den Augen brannte. Die Tür war alt und verwittert, und doch strahlte sie eine bedrohliche Energie aus, als ob sie in einer Flut von Blut getränkt worden wäre.
„Gehe hindurch", flüsterte die Stimme erneut, näher und eindringlicher. „Hier wirst du das finden, was du suchst."
Lara zögerte. Ihr Instinkt schrie ihr zu, wegzulaufen, doch sie wusste, dass es keinen anderen Weg gab. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie diese Tür öffnen musste, um weiterzukommen. Mit zitternden Händen streckte sie sich aus und berührte den kalten, rauen Griff.
Ein kalter Schauer durchlief ihren Körper, als sie die Tür langsam öffnete. Dahinter war nichts als Dunkelheit, so undurchdringlich, dass sie nicht einmal ihre Hand vor Augen sehen konnte. Lara schluckte schwer und trat über die Schwelle. Kaum hatte sie die Tür durchschritten, schlug sie mit einem lauten Knall hinter ihr zu, und sie war in völlige Finsternis gehüllt.
Das Dunkel war tief und bedrückend, als ob es jede Hoffnung verschlingen wollte. Lara konnte nicht einmal ihre eigenen Hände sehen, so dicht war die Schwärze um sie herum. Ihr Atem ging stoßweise, und sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Plötzlich spürte sie, wie der Boden unter ihren Füßen verschwand.
Lara schrie, als sie in die Leere fiel. Die Dunkelheit wirbelte um sie herum, und ihr Magen zog sich zusammen, als sie weiter und weiter in die bodenlose Tiefe stürzte. Der Fall schien ewig zu dauern, und mit jedem Augenblick wuchs die Panik in ihr. Sie fühlte, wie die Kälte der Dunkelheit durch ihre Haut drang und ihre Knochen frösteln ließ.
Dann, abrupt, hörte der Fall auf. Sie landete hart, und ein scharfer Schmerz durchfuhr ihre Beine, als sie auf etwas Festem aufschlug. Lara stöhnte und versuchte, sich zu bewegen, doch ihre Glieder fühlten sich schwer und taub an. Um sie herum begann sich die Dunkelheit zu lichten, und sie erkannte, dass sie in einem riesigen, leeren Raum lag.
Die Wände des Raumes waren aus grobem Stein, dunkel und kalt, und der Boden unter ihr war bedeckt mit einer dicken Schicht aus Staub und Schmutz. Lara erhob sich mühsam, ihre Beine zitterten noch immer von dem Sturz. Sie sah sich um, doch der Raum schien endlos zu sein, ohne Türen oder Fenster, nur diese dunklen, massiven Wände, die sie einengten.
„Du bist allein", flüsterte die Stimme, und die Worte hallten durch den Raum. „Niemand wird kommen, um dich zu retten."
Lara spürte, wie eine eisige Kälte ihr Herz umklammerte. Die Einsamkeit in diesem Raum war erdrückend, eine lebendige, fühlbare Präsenz, die ihre Gedanken zu ersticken schien. Es war, als ob die Wände selbst die Einsamkeit verstärkten, sie umhüllten und ihr jede Hoffnung auf Rettung raubten.
„Ich bin nicht allein", flüsterte sie, doch ihre Stimme klang schwach und unsicher.
Die Dunkelheit verdichtete sich erneut, und sie spürte, wie sich der Boden unter ihren Füßen erwärmte. Es begann als ein sanftes Kribbeln, das schnell zu einem brennenden Schmerz wurde. Lara schrie auf, als sie nach unten blickte und sah, wie ihre Füße in Flammen standen. Die Flammen schossen an ihr hoch, verschlangen ihre Beine, und sie fühlte die Hitze, als sie ihre Haut verbrannte und in ihren Körper griff.
Lara warf sich auf den Boden, versuchte verzweifelt, das Feuer zu löschen, doch die Flammen wurden nur noch heftiger. Die Hitze war unerträglich, und sie konnte den scharfen Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft riechen. Ihr ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, und sie schrie in Todesangst, während die Flammen ihr Fleisch verschlangen.
Die Schmerzen waren unvorstellbar, ein brennender, bohrender Schmerz, der sich durch jede Faser ihres Körpers fraß. Ihre Schreie wurden lauter und lauter, bis sie das Gefühl hatte, ihre Kehle würde zerreißen. Sie krümmte sich auf dem Boden, Tränen strömten ihr übers Gesicht, und sie flehte um Erbarmen, doch die Flammen hörten nicht auf.
Dann, genauso plötzlich, wie die Flammen erschienen waren, verschwanden sie. Lara lag keuchend und zitternd auf dem Boden, ihre Haut war unversehrt, und die Schmerzen waren verschwunden. Sie blinzelte verwirrt und sah sich um. Der Raum hatte sich verändert.
Vor ihr stand wieder die rote Tür, leuchtend und bedrohlich wie zuvor. Doch nun schien sie näher, als würde sie Lara zu sich ziehen. Sie wusste, dass sie diese Tür erneut öffnen musste, auch wenn sie wusste, dass dahinter noch größere Schrecken warteten.
Mit einem tiefen Atemzug stand sie auf und ging zur Tür. Ihre Hand zitterte, als sie den Griff umfasste und die Tür öffnete. Dahinter war wieder nur Dunkelheit, doch diesmal konnte sie ein leises, tiefes Dröhnen hören, als ob ein gewaltiger Sturm in der Ferne tobte.
Sie trat hindurch, und sofort spürte sie, wie sich der Boden unter ihren Füßen in Luft auflöste. Lara schrie auf, als sie erneut zu fallen begann. Diesmal war der Fall noch intensiver, die Dunkelheit um sie herum schien sie zu verschlingen, während sie mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in die Tiefe stürzte.
Der Wind peitschte ihr ins Gesicht, ihre Haare wehten wild umher, und sie konnte kaum atmen. Sie fiel und fiel, und der Boden kam immer näher, eine dunkle, schroffe Oberfläche, die sie zu zerschmettern drohte. Ihr Herz raste, und Panik ergriff sie, als sie wusste, dass sie den Aufprall nicht überleben würde.
Doch gerade, als sie den Boden zu erreichen glaubte, verschwamm alles um sie herum. Ihr Kopf drehte sich, und ein schwerer, alles verzehrender Nebel umhüllte sie. Lara fühlte, wie ihre Glieder taub wurden, ihre Gedanken vernebelten sich, und sie verlor das Bewusstsein.
Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos war. Es hätte eine Ewigkeit sein können oder nur einen Augenblick. Als sie langsam wieder zu sich kam, spürte sie etwas Hartes unter sich. Sie öffnete die Augen und sah das flackernde Licht über sich.
Sie war zurück im Zug.
Der Mann im schwarzen Mantel stand über ihr, seine Augen fixierten sie mit einem Blick, der sowohl neugierig als auch abschätzend war. „Du hast es überlebt", sagte er leise. „Aber deine Prüfungen sind noch lange nicht vorbei."
Lara spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust raste. Sie wusste, dass die Schattenwelt sie noch lange nicht freigeben würde. Mit zitternden Händen setzte sie sich auf, ihr Körper schmerzte von den Erlebnissen, die sie gerade durchgemacht hatte.
„Was kommt als Nächstes?", fragte sie mit schwacher Stimme, ihre Augen suchten den Blick des Mannes, der ihr bisher als Führer durch diese albtraumhafte Welt gedient hatte.
Der Mann lächelte kaum merklich, sein Blick kühl und unergründlich. „Das wirst du herausfinden, Lara. Der Zug fährt weiter. Deine Reise hat gerade erst begonnen."
Mit diesen Worten begann der Zug wieder zu rollen, und Lara wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als weiterzufahren – tiefer in die Schattenwelt und die Geheimnisse, die noch vor ihr lagen.
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Der Geisterzug „Schattenreise"
Terror„Schattenreise" FSK 14/16 Willkommen in der Schattenwelt In einer Welt, in der die Grenze zwischen Leben und Tod verschwimmt, begibt sich Lara auf eine düstere Reise in einen mysteriösen Geisterzug. Was als unheimliches Abenteuer beginnt, entwickel...