Lara stand regungslos auf der offenen Ebene, während sich das grelle Licht langsam legte und eine sanfte Dämmerung den Raum einhüllte. Sie fühlte den weichen, festen Boden unter ihren Füßen, aber sie wusste, dass dies kein gewöhnlicher Ort war. Vor ihr tauchten zwei Türen auf, die aus dem Nichts zu kommen schienen. Eine war dunkel und schwer, mit Eisenbeschlägen, die wie schwarze Schlangen an der Oberfläche lagen. Die andere Tür war aus hellem Holz, fein geschnitzt, und strahlte eine warme, einladende Aura aus.
Sie wusste instinktiv, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Es gab keinen anderen Weg. Sie konnte entweder zurückkehren und sich der Realität stellen, dass ihre Welt dem Untergang geweiht war, oder sie konnte den Pfad des Zuges weiterverfolgen, in eine unbekannte Zukunft, die ebenso ungewiss wie gefährlich sein könnte.
Laras Herz klopfte heftig in ihrer Brust. Sie stand zwischen den beiden Türen und spürte, wie die Zeit um sie herum stillstand. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, in ihre Welt zurückzukehren. Auch wenn es nur noch wenig Hoffnung gab, wollte sie nicht aufgeben, was sie kannte und liebte. Sie wollte ihre Familie, ihre Freunde, all die Menschen, die ihr wichtig waren, nicht einfach aufgeben.
Aber der Gedanke, dass die Welt, wie sie sie kannte, bald nicht mehr existieren würde, war überwältigend. Was, wenn sie zurückkehrte und nichts mehr retten konnte? Was, wenn sie zurückging und feststellen musste, dass sie nichts gegen das drohende Ende ausrichten konnte? Würde sie dann nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit versinken?
Lara sah zu der anderen Tür hinüber. Der Pfad des Zuges war ihr immer noch ein Rätsel. Sie wusste nicht, wohin er führte, aber sie spürte, dass es eine Art Bestimmung für sie geben könnte. Etwas in ihr sagte ihr, dass es mehr zu entdecken gab, dass es noch eine Reise zu unternehmen gab, die sie verändern könnte. Aber was erwartete sie am Ende dieses Pfades? War es Licht oder Dunkelheit? War es Rettung oder Verdammnis?
Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Ihr Kopf war ein Wirbel aus Gedanken und Emotionen, aber sie wusste, dass sie sich auf ihr Herz verlassen musste. Sie wusste, dass sie die Entscheidung treffen musste, die sich für sie richtig anfühlte, egal wie schwer sie war.
„Was auch immer kommt", flüsterte sie zu sich selbst, „ich muss meinem Weg folgen. Ich muss dem vertrauen, was ich fühle."
Langsam öffnete sie die Augen und ging auf die helle Tür zu. Ihre Hand zitterte, als sie den Türknauf berührte, und für einen Moment zögerte sie. Sie dachte an ihre Welt, an all die Menschen, die sie zurücklassen würde. Aber dann dachte sie an all das, was sie gesehen und erlebt hatte, an die Geheimnisse und Mysterien, die sie entdeckt hatte, seit sie auf diese Reise gegangen war. Sie wusste, dass sie mehr Antworten brauchte, dass sie noch nicht bereit war, aufzugeben.
Mit einem entschlossenen Ruck öffnete sie die Tür und trat hindurch. Ein heller Schein umfing sie, und sie spürte, wie sie durch einen Tunnel aus Licht gezogen wurde. Sie spürte keine Angst mehr, nur noch eine tiefe Entschlossenheit und eine leise Hoffnung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Als das Licht um sie herum verblasste, fand sich Lara wieder im Inneren des Zuges wieder. Der vertraute Klang der Räder auf den Schienen hallte in ihren Ohren wider, und sie spürte die sanfte Bewegung des Zuges unter ihren Füßen. Sie war zurück, aber etwas war anders. Die Dunkelheit draußen schien tiefer und undurchdringlicher, aber Lara fühlte sich nicht mehr so verloren wie zuvor.
Sie wusste, dass sie eine schwere Entscheidung getroffen hatte, aber sie wusste auch, dass es die richtige Entscheidung für sie war. Der Weg vor ihr war immer noch unbekannt, das Ziel noch immer ein Geheimnis, aber sie war bereit, ihn weiterzugehen, egal was kommen mochte.
Lara setzte sich in eine der Sitze und sah aus dem Fenster. Die Dunkelheit draußen wirkte jetzt weniger bedrohlich, und sie fühlte eine seltsame Ruhe in sich aufsteigen. Sie wusste nicht, wohin die Reise sie führen würde, aber sie wusste, dass sie stark genug war, um sich allem zu stellen, was auf sie zukommen würde.
„Ich bin bereit", sagte sie leise zu sich selbst, während der Zug weiter in die Nacht hinausfuhr. „Egal, wohin dieser Weg führt, ich werde ihn gehen."
Und mit diesen Worten lehnte sie sich zurück, ließ ihren Blick in die Dunkelheit gleiten und wartete darauf, wohin die Reise sie als nächstes führen würde.
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Der Geisterzug „Schattenreise"
Horreur„Schattenreise" FSK 14/16 Willkommen in der Schattenwelt In einer Welt, in der die Grenze zwischen Leben und Tod verschwimmt, begibt sich Lara auf eine düstere Reise in einen mysteriösen Geisterzug. Was als unheimliches Abenteuer beginnt, entwickel...