Kapitel 16: Der Weg zur Entscheidung

4 1 0
                                    





Lara ging weiter durch die seltsame Stadt, die sie mit so vielen Erinnerungen und Gefühlen überwältigte. Die kühle Luft biss ihr ins Gesicht, und das schwache Leuchten der Bildschirme auf dem Platz verblasste allmählich, während sie sich immer tiefer in die Gassen und Straßen wagte. Die Stille um sie herum war fast unheimlich, nur das leise Rascheln des Windes begleitete ihre Schritte.

Jede Straße, die sie entlangging, schien neue Fragen in ihrem Kopf aufzuwerfen. Fragen, die sie sich lange Zeit nicht zu stellen gewagt hatte. Es war, als ob die Stadt selbst ihre tiefsten Gedanken und Zweifel hervorlockte.

„Will ich überhaupt in diese Welt zurückkehren?" Diese Frage tauchte immer wieder auf, wie eine hartnäckige Melodie, die sie nicht abschütteln konnte. Lara wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Sie hatte sich noch nie zuvor so verloren gefühlt. Die Erlebnisse in diesem Geisterzug und all die Dinge, die sie gesehen und durchgemacht hatte, hatten sie verändert.

Was war, wenn es keinen Weg zurück gab? Die Gedanken drehten sich in ihrem Kopf, während sie weiter durch die leeren Straßen wanderte. Überall, wo sie hinsah, sah sie Schatten und schemenhafte Gestalten, als ob die Geister ihrer eigenen Zweifel und Unsicherheiten sie verfolgten. Die Stadt fühlte sich wie ein Labyrinth aus Unsicherheiten an, in dem sie gefangen war.

„Was, wenn ich zurückkehre und alles bleibt, wie es war?" fragte sie sich leise und fühlte, wie die Angst in ihr aufstieg. Was, wenn sich nichts ändert? Was, wenn ich wieder dieselben Fehler mache?

Sie blieb stehen, als diese Gedanken sie überwältigten, und lehnte sich gegen eine kalte Steinmauer. Sie fühlte sich schwach und müde, als ob die Last ihrer Entscheidungen sie erdrückte. Sie wusste, dass sie nicht einfach so zurückkehren konnte, als ob nichts geschehen wäre. Aber sie wusste auch, dass sie nicht ewig hierbleiben konnte, in dieser merkwürdigen, einsamen Welt.

„Warum sollte ich zurückkehren wollen?" murmelte sie vor sich hin. „Was gibt es für mich dort?"

Sie dachte an ihre Familie, ihre Freunde, an all die Menschen, die sie liebte. Sie dachte an all die Dinge, die sie noch tun wollte, an die Träume, die sie noch nicht verwirklicht hatte. Aber sie dachte auch an den Schmerz, an die Enttäuschungen, an all die Momente, in denen sie sich verloren und allein gefühlt hatte.

„Vielleicht gibt es keinen Platz für mich in dieser Welt", dachte sie plötzlich, und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Vielleicht bin ich besser hier, in dieser seltsamen Dunkelheit, wo ich niemandem wehtun kann und wo ich nicht verletzt werden kann.

Aber als sie diese Gedanken zuließ, spürte sie eine innere Stimme, die dagegen ankämpfte. Es war die gleiche Stimme, die sie geführt hatte, seit sie in diesen Zug gestiegen war — eine Stimme, die sie ermutigte, weiterzumachen, nicht aufzugeben.

„Du bist stärker als das", sagte die Stimme in ihrem Kopf. „Du hast so viel durchgemacht, und trotzdem stehst du noch hier. Du kannst nicht einfach aufgeben."

Lara schloss die Augen und atmete tief ein. Sie wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Sie konnte nicht ewig in dieser Dunkelheit bleiben und sich von ihren Ängsten und Zweifeln beherrschen lassen. Sie musste einen Weg finden, um in ihre Welt zurückzukehren, aber sie wusste auch, dass sie nicht dieselbe Person sein würde, die sie vorher gewesen war.

„Ich will zurück", flüsterte sie schließlich, fast überrascht von ihrer eigenen Entschlossenheit. „Ich will zurück in meine Welt. Aber ich will es auf meine Art tun. Ich will nicht mehr von meinen Ängsten und Reuegefühlen kontrolliert werden. Ich will ein neues Leben beginnen."

Mit diesen Worten fühlte sie eine Welle der Erleichterung durch ihren Körper strömen. Sie wusste, dass sie den Weg zurück nicht allein finden würde, aber sie war bereit, es zu versuchen. Sie war bereit, alles zu tun, um ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen.

Entschlossen setzte sie ihren Weg fort, die seltsame Stadt hinter sich lassend. Sie wusste nicht, wohin sie gehen musste oder was sie tun sollte, aber sie fühlte, dass sie auf dem richtigen Weg war. Und das war alles, was zählte.

Als sie weiterging, bemerkte sie, dass die Dunkelheit um sie herum langsam zu weichen begann. Ein schwaches Licht schimmerte in der Ferne, und sie spürte, wie ihre Hoffnung wuchs. Sie war noch nicht am Ende ihrer Reise, aber sie war bereit, den nächsten Schritt zu machen. Mit jedem Schritt, den sie tat, wurde das Licht heller, und sie wusste, dass sie auf dem Weg nach Hause war.

Der Geisterzug „Schattenreise"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt