Kapitel 26

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Der Zerbrochene Traum 

Hongjoong saß auf seinem Bett, ein zartes Lächeln auf den Lippen, während er die Decke seines neuen Zimmers betrachtete. Es war ein einfaches, aber warmes Zimmer, viel gemütlicher und persönlicher als das karge Dienstmädchenquartier, in dem er zuvor untergebracht gewesen war. Doch das Zimmer selbst war nicht der Grund für sein Glück. Er war wieder mit seiner Mutter vereint. Der Gedanke an Kyungsoo erfüllte sein Herz mit Wärme und Erleichterung. Nach all den Jahren des Schmerzes, der Angst und der Unsicherheit hatte er seine Mutter endlich wieder in seiner Nähe. Die letzten Stunden waren wie ein Traum gewesen, einer, den er niemals hatte aufhören wollen zu träumen. Kyungsoo war zwar schwach, aber lebendig, und Hongjoong hatte das Gefühl, dass alles wieder gut werden könnte. Er hatte seine Mutter im Bett gebettet und leise mit ihm gesprochen, ihre Hände gehalten und ihm von all den Dingen erzählt, die passiert waren, seit er das Schloss betreten hatte. Kyungsoo hatte ihn mit müden, aber liebevollen Augen angesehen, und Hongjoong hatte gespürt, wie ein Teil der Angst und des Schmerzes, den er so lange mit sich herumgetragen hatte, endlich begann zu heilen. Er fühlte sich sicher, beschützt. Endlich hatte er das Gefühl, dass das Leben wieder einen Sinn hatte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ein leises Klopfen an der Tür riss Hongjoong aus seinen Gedanken. Er setzte sich auf und rief ein leises „Herein", nicht ahnend, dass die nächsten Momente alles verändern würden. Die Tür öffnete sich, und Baekhyun und Chanyeol traten ein. Sofort bemerkte Hongjoong, dass etwas nicht stimmte. Die Gesichter der beiden waren ernst, ihre Augen voller Bedauern und Schmerz. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, und sein Herz begann schneller zu schlagen. „Majestäten," begrüßte er sie respektvoll und stand auf. Doch die Unruhe in ihm wuchs. „Was ist los? Ist etwas passiert?" Chanyeol und Baekhyun tauschten einen Blick, und es war Baekhyun, der schließlich das Wort ergriff. Seine Stimme war sanft, aber voller Kummer. „Hongjoong... es tut mir so leid, dass wir dir das sagen müssen..." Hongjoong spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Eine kalte Hand schien sich um seine Brust zu legen, als er die Worte auf sich wirken ließ. „Was... was ist passiert?" fragte er erneut, doch die Panik begann sich in seiner Stimme bemerkbar zu machen. Chanyeol trat einen Schritt näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es geht um deine Mutter, Kyungsoo," sagte er leise. „Wir... wir haben gerade erfahren, dass..." „Nein..." flüsterte Hongjoong, als das schlimmste Szenario in seinem Kopf Gestalt annahm. „Nein, bitte sagt das nicht..." Baekhyun schloss kurz die Augen, als ob es ihm schwerfiel, die Worte auszusprechen. „Kyungsoo ist tot," sagte er schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Jeongin... hat ihn getötet. Und dann... hat er sich selbst das Leben genommen." Die Worte trafen Hongjoong wie ein Hammerschlag. Für einen Moment schien die Welt um ihn herum stehen zu bleiben. Alles wurde still, so unheimlich still, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Seine Gedanken schienen zu stocken, als ob sein Verstand sich weigerte, das Gehörte zu verarbeiten. „Nein..." brachte er schließlich hervor, seine Stimme war gebrochen und verzweifelt. „Nein, das kann nicht sein... das ist nicht möglich!" Doch als er in die Augen von Chanyeol und Baekhyun sah, erkannte er die bittere Wahrheit. Sie sagten die Wahrheit. „Das ist nicht fair!" rief Hongjoong, seine Stimme war jetzt von Verzweiflung und Wut erfüllt. „Warum... warum hat das passieren müssen? Warum... warum hat er das getan?" Tränen stiegen ihm in die Augen, und er fühlte, wie die Kontrolle über seine Gefühle ihm entglitt. Die Angst, die ihn seit seiner Ankunft im Schloss begleitet hatte, die Sorge um seine Mutter, die leise Hoffnung, dass alles wieder gut werden könnte – all das zerbrach in diesem Moment in tausend Stücke. Baekhyun trat näher, zog ihn sanft in eine Umarmung und hielt ihn fest, während Hongjoong in seinen Armen zusammenbrach. „Es tut mir so leid, Hongjoong," flüsterte Baekhyun, seine eigene Stimme zitterte vor unterdrückten Tränen. „Ich wünschte, ich könnte dir diesen Schmerz ersparen." Hongjoong konnte nichts mehr sagen. Die Tränen liefen ihm heiß und unaufhaltsam über das Gesicht, während er an Baekhyun's Brust lehnte. Er spürte, wie sich Chanyeol's große Hand auf seinen Rücken legte, als ob er ihm auf diese Weise Trost spenden wollte. Doch nichts konnte den Schmerz lindern, den er in diesem Moment fühlte. Seine Welt war zusammengebrochen, und das Einzige, was ihm geblieben war, war die kalte, grausame Realität. Sein Herz war gebrochen, und die Dunkelheit, die ihn nun umgab, war allumfassend.

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