Blue Blood

Kapitel 46

Der Blumenkranz 

Der Duft von frischen Blumen hing in der Luft, gemischt mit dem leisen Rascheln der Blätter im warmen Sommerwind. Hongjoong hatte sich mit Seonghwa unter einem Baum niedergelassen, doch nach einer Weile legte er das Buch, in dem er gelesen hatte, beiseite. Die Sonne wärmte sein Gesicht, und der Schatten des Baumes spendete eine angenehme Kühle. Sein Blick wanderte über die Wiese vor ihnen, auf der bunte Blumen in allen Farben des Regenbogens blühten. Sie erinnerten ihn an seine Mutter, die ihm als Kind gezeigt hatte, wie man aus Blumen Kränze flicht. Es war eine ihrer liebsten gemeinsamen Aktivitäten gewesen. Damals hatte er unbeschwert gelacht, während seine Mutter ihm geduldig zeigte, wie man die Stängel miteinander verflocht, um ein festes, aber zartes Band aus Blüten zu schaffen. Mit einem sanften Seufzen stand Hongjoong auf und ging zu den Blumen hinüber. Er kniete sich ins Gras und begann, die schönsten Blüten auszuwählen. Während er jede einzelne Pflanze vorsichtig pflückte, fühlte er sich seiner Mutter auf seltsame Weise nahe. Es war, als würde jede Blume, die er in den Händen hielt, eine Verbindung zu ihr herstellen, die trotz ihrer Abwesenheit nicht vollständig verloren gegangen war. Er setzte sich zurück unter den Baum und begann, die Blüten zu einem Kranz zu flechten. Seine Finger bewegten sich wie von selbst, die Bewegungen waren ihm vertraut, als hätte er sie nie verlernt. Während er arbeitete, verlor er sich in Gedanken an frühere Zeiten, an die Momente, die er mit seiner Mutter geteilt hatte. Ihr sanftes Lächeln, die Art, wie sie ihm zärtlich über den Kopf gestrichen hatte, und ihr liebevolles Lachen – all das war in diesen einfachen Handgriffen enthalten. Als der erste Kranz fertig war, setzte Hongjoong ihn sich selbst auf den Kopf. Die Blütenkrone fühlte sich angenehm an, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich im Schatten des Baumes ausruhte. Doch er war noch nicht fertig. Es fühlte sich richtig an, seine Dankbarkeit und Zuneigung zu den Menschen um ihn herum auf diese Weise auszudrücken. Er pflückte mehr Blumen, wählte sorgfältig die schönsten aus, und begann, einen weiteren Kranz zu flechten. Dieser war für Seonghwa bestimmt, den jungen Prinzen, der ihm in den letzten Wochen so viel Unterstützung und Trost geschenkt hatte. Seonghwa, der ihm gezeigt hatte, dass er in dieser Welt nicht allein war. Während er arbeitete, spürte Hongjoong ein warmes Gefühl der Zuneigung in sich aufsteigen. Seonghwa war so sanft und stark, eine Stütze in einer Zeit, in der Hongjoong am meisten gebraucht hatte. Als der Kranz fertig war, hielt er ihn eine Weile in den Händen und betrachtete die sorgfältig verflochtenen Blüten, bevor er ihn vorsichtig zur Seite legte. Dann begann er, einen Kranz für Baekhyun zu flechten. Die Königin war ihm gegenüber immer freundlich gewesen, hatte ihm das Gefühl gegeben, willkommen und geborgen zu sein. Er dachte an den Moment zurück, als Baekhyun ihm angeboten hatte, seine Haare zu machen – eine Geste, die ihn tief berührt hatte, da sie ihm das Gefühl gab, dass jemand sich um ihn sorgte. Dieser Kranz war ein Zeichen seines Respekts und seiner Zuneigung für den Mann, der ihn wie einen zweiten Sohn behandelte. Schließlich machte sich Hongjoong daran, einen letzten Kranz für Chanyeol zu flechten. Der König hatte ihm Schutz geboten, als seine Welt auseinanderfiel, hatte ihn in die Familie aufgenommen, als er sich am verletzlichsten fühlte. Chanyeol war eine starke Präsenz, jemand, auf den Hongjoong sich verlassen konnte, und dieser Kranz war ein Ausdruck seiner Dankbarkeit. Als er mit den Kränzen fertig war, erhob sich Hongjoong langsam und ging mit den blumigen Geschenken in den Händen zurück zu Seonghwa, Baekhyun und Chanyeol. Seonghwa schaute von seinem Buch auf, als Hongjoong sich ihm näherte. Ohne ein Wort setzte Hongjoong ihm sanft den Kranz auf den Kopf. Seonghwa blinzelte überrascht, bevor ein warmes Lächeln sein Gesicht erhellte. „Für dich," sagte Hongjoong leise, während er Seonghwa in die Augen sah. Der Prinz berührte den Kranz leicht mit den Fingern und nickte dankbar. Dann wandte sich Hongjoong zu Baekhyun und Chanyeol, die sich ein wenig abseits unter dem Baum ausruhten. Er ging zu Baekhyun, der ihm entgegenlächelte. Mit sanften Händen setzte er der Königin den Blumenkranz auf und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu betrachten. Baekhyun sah bezaubernd aus, und der Kranz schien auf seinem Haar wie ein natürlicher Teil von ihm zu ruhen. „Danke, Hongjoong," sagte Baekhyun sanft, berührt von der Geste. Hongjoong nickte und wandte sich dann Chanyeol zu. Auch ihm setzte er den Kranz auf, und für einen Moment stand er still, als er das liebevolle Lächeln des Königs sah. „Du hast uns allen eine große Freude gemacht, Hongjoong," sagte Chanyeol mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme. „Es ist schön, solche Momente zu teilen." Hongjoong nickte, seine Augen glänzten vor stiller Freude. „Ich wollte euch danken... für alles," sagte er leise und blickte in die Runde. „Ihr seid wie eine Familie für mich geworden." Die Worte hingen einen Moment in der Luft, und eine warme, liebevolle Stille breitete sich aus. Seonghwa stand auf und zog Hongjoong in eine sanfte Umarmung. „Und du bist ein Teil dieser Familie," flüsterte er, bevor er ihm sanft über den Rücken strich. Gemeinsam setzten sie sich wieder unter den Baum, und Hongjoong spürte, wie ein tiefer Frieden in ihm aufstieg. Die Blumenkränze, die er geflochten hatte, waren mehr als nur einfache Geste. Sie waren ein Ausdruck seiner Dankbarkeit, seiner Liebe und seiner Zugehörigkeit. Und während sie dort saßen, vereint unter dem Schatten der alten Eiche, fühlte Hongjoong, dass er wirklich zu Hause war.

Hongjoong's Blumenkranz

Seonghwa's Blumenkranz

Chanyeol's Blumenkranz

Baekhyun's Blumenkranz