Die unerwartete Klinge
Chanyeol stand im Trainingshof, die kühle Morgenluft war erfüllt von dem metallischen Klang, als er und Seonghwa die Schwerter kreuzten. Die ersten Strahlen der Morgensonne tanzten auf den schimmernden Klingen, während Vater und Sohn sich in einem intensiven Schwertkampf gegenüberstanden. Beide waren tief konzentriert, jeder Schlag wurde mit Präzision und Stärke ausgeführt, jeder Block mit Geschick und Entschlossenheit. Chanyeol spürte den vertrauten Rhythmus des Kampfes in seinen Adern pulsieren. Er und Seonghwa waren fast ebenbürtig, und das machte ihn stolz. Seonghwa war stark, geschmeidig und konzentriert, seine Schläge kamen schnell und präzise, doch Chanyeol war erfahren und besaß die Weisheit eines Mannes, der viele Jahre in den Künsten des Schwertkampfes geschult war. Die beiden kämpften mit beeindruckender Gleichmäßigkeit, ihre Bewegungen waren fast wie ein Tanz, ein perfektes Zusammenspiel aus Kraft und Technik. Der Kampf schien ewig zu dauern, keiner von beiden wollte nachgeben. Schließlich, nach einem letzten kräftigen Schlag, traten sie gleichzeitig zurück, beide schwer atmend und doch zufrieden. Es war ein Unentschieden, und sie wussten es beide. „Du hast dich wirklich verbessert, Seonghwa," sagte Chanyeol, während er ein paar Atemzüge nahm und seinem Sohn stolz auf die Schulter klopfte. Seonghwa lächelte nur leicht, seine Augen leuchteten vor Stolz und Zufriedenheit. Doch nun war es an der Zeit, dass Hongjoong an der Reihe war. Chanyeol wandte sich an ihn und reichte ihm das Übungsschwert. „Bist du bereit, Hongjoong?" fragte er freundlich, nicht ahnend, was ihn erwartete. Hongjoong nickte schüchtern und trat nach vorne. Er nahm das Schwert in die Hand, und für einen Moment wirkte er zögerlich, fast unsicher. Chanyeol bereitete sich darauf vor, dem Jungen eine sanfte Lektion im Schwertkampf zu erteilen. Doch kaum hatten sie die ersten Schläge ausgetauscht, änderte sich die Situation schlagartig. Hongjoong bewegte sich mit einer Schnelligkeit und Präzision, die Chanyeol völlig überraschte. Jeder seiner Schläge war wohlüberlegt, seine Bewegungen flüssig und geschickt. Chanyeol musste sich anstrengen, um mit ihm mitzuhalten, und bald merkte er, dass er sich völlig neu orientieren musste. Die nächsten Minuten waren ein atemberaubendes Schauspiel. Hongjoong kämpfte nicht nur mit Geschick, sondern auch mit einer inneren Ruhe und Entschlossenheit, die Chanyeol völlig verblüfften. Der Junge, der bisher so schüchtern und zurückhaltend gewirkt hatte, zeigte jetzt eine Seite von sich, die Chanyeol nie erwartet hätte. Und dann, nach einem unerwartet schnellen Schlag, fand Chanyeol sich plötzlich entwaffnet wieder. Sein Schwert landete klirrend auf dem Boden, und er stand überrascht und etwas atemlos da, während Hongjoong, noch immer mit festem Griff um sein eigenes Schwert, vorsichtig zurücktrat. Für einen Moment war alles still. Seonghwa, der den Kampf beobachtet hatte, trat näher, seine Augen weiteten sich vor Staunen. „Vater, bist du in Ordnung?" fragte er, die Überraschung war deutlich in seiner Stimme zu hören. Chanyeol konnte nur nicken, während er Hongjoong ansah. Der Junge wirkte nun wieder unsicher, fast ängstlich, als ob er etwas falsch gemacht hätte. Doch Chanyeol brach in ein breites Lächeln aus. „Das war beeindruckend, Hongjoong," sagte er und konnte die Bewunderung in seiner Stimme nicht verbergen. Hongjoong errötete leicht und reichte Chanyeol das Schwert zurück, seine Hände zitterten leicht. „Es tut mir leid, ich... ich wollte nicht..." begann er, doch Chanyeol unterbrach ihn sanft. „Nein, du hast nichts falsch gemacht," sagte er beruhigend, während er das Schwert nahm. „Im Gegenteil, du hast dich hervorragendgeschlagen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut mit dem Schwert umgehen kannst." Seonghwa trat neben seinen Vater und nickte zustimmend. „Das war wirklich erstaunlich, Hongjoong," sagte er mit einem ehrlichen Lächeln. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut kämpfen kannst." Hongjoong sah zwischen den beiden hin und her, unsicher, ob er das alles glauben konnte. Doch die aufrichtige Bewunderung in ihren Gesichtern ließ ihn schließlich etwas entspannen. „Meine Mutter hat mir viel beigebracht," sagte er leise, während er den Blick senkte. „Sie wollte immer, dass ich mich verteidigen kann." Chanyeol legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Deine Mutter hat dir gut beigebracht," sagte er ernst. „Und du hast gezeigt, dass du sehr talentiert bist. Wir sind beeindruckt, Hongjoong." Der Junge nickte nur schüchtern, doch ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Danke," flüsterte er, während er die Worte in sich aufnahm. „Komm," sagte Chanyeol schließlich, als er das Schwert zurück in den Waffenständer stellte. „Lass uns frühstücken gehen. Wir haben uns das alle verdient." Gemeinsam verließen sie den Trainingshof und machten sich auf den Weg zum Speisesaal. Während sie gingen, spürte Chanyeol eine tiefe Zufriedenheit in sich aufsteigen. Er hatte heute etwas Neues über Hongjoong gelernt, etwas, das ihn noch mehr respektieren ließ. Dieser Junge hatte mehr Kraft und Talent in sich, als es auf den ersten Blick zu sehen war, und Chanyeol wusste, dass Hongjoong eine wichtige Rolle in ihrer Familie einnehmen würde. Seonghwa und Hongjoong gingen nebeneinander her, und Chanyeol beobachtete, wie sein Sohn immer wieder mit ihm sprach, ihn in das Gespräch einbezog und ihm das Gefühl gab, willkommen zu sein. Es war ein beruhigender Anblick, und Chanyeol konnte nicht anders, als stolz zu sein. Ihre Familie wuchs auf eine Weise, die er nicht vorhergesehen hatte, aber er wusste, dass es genau das war, was sie alle brauchten. Als sie schließlich den Speisesaal erreichten und sich an den Tisch setzten, fühlte Chanyeol eine tiefe Zufriedenheit. Heute war ein guter Tag, ein Tag, an dem er nicht nur die Stärke seines Sohnes, sondern auch die von Hongjoong gesehen hatte. Und das war etwas, das er nie vergessen würde.
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Blue Blood
FanfictionIn einem fernen Königreich, verborgen hinter dichten Wäldern und majestätischen Bergen, herrschte der weise und angesehene König Park Chanyeol. Seine Regentschaft war geprägt von Frieden und Wohlstand, doch ein Anliegen lag ihm schwer auf dem He...